Kündigt der FC Wels seinem Ladies-Team?
Am Donnerstagabend verstreicht die Deadline zur Nennung von Budget, Trainer, Funktionären und Kader.
WELS. Der FC Wels könnte in der nächsten Saison ohne sein seit 2003 bestehendes Ladies-Team an den Start gehen. Das bestätigt Sandra Pühringer, die bis vergangene Woche Sektionsleiterin der Frauen beim FC Wels war. "Ich bin zurückgetreten, weil ich unter Obmann Juan Bohensky nichts mehr machen möchte. Es gibt mit ihm einfach zu viele Ungereimtheiten. Das Geld wie für Transfers ist uns gestrichen worden, wir konnten nicht einmal mehr eine internationale Spieleranmeldung machen." Pühringer hat ihr Amt an Manuel Auracher übergeben. "Zuvor habe ich noch sichergestellt, dass der Spielbetrieb weitergeht. Wir haben festgestellt, dass wir 22 Spielerinnen haben. Das habe ich Bohensky gesagt und er meinte, ich könne dem Verband bescheid geben, dass wir in der nächsten Saison an den Start gehen." Am vergangenen Donnerstag habe der Obmann jedoch Auracher mitgeteilt, dass er bis zum gestrigen Montag Zeit habe, jemanden für eine Spielgemeinschaft zu finden. "In so kurzer Zeit geht das aber nicht. Gestern hat ihn Bohensky dann angerufen, dass er uns sagen soll, dass wir nicht mehr erwünscht sind", sagt Pühringer. "Wir waren alle baff, weil vor 14 Tagen noch alles gepasst hat." Als Gründungsmitglied unterstützt sie die Ladies nun wieder. "Ich will nicht, dass sie jetzt aufgelöst werden. Zwei Vereine haben schon ihr Interesse angemeldet. Am liebsten wäre uns eine Spielgemeinschaft, dann müssten wir nicht in die unterste Liga absteigen. Dafür müsste aber Bohensky unterschreiben. Nach einem Jahr könnten wir dann gänzlich zum neuen Verein übergehen." Derzeit spielen die Welser Ladies in der OÖ Frauenliga, der höchsten in Oberösterreich. In der abgelaufenen Saison landeten sie auf Platz fünf.
"Viele Gerüchte, die nicht stimmen"
Laut Bohensky ist das Aus der Ladies noch nicht beschlossen. "Am Donnerstagabend will ich vom Sektionsleiter wissen, wie es weitergeht. Der Trainingsbesuch lässt mit sechs, sieben Leuten zu wünschen übrig. Hinten und vorne hat nichts mehr geklappt. Ich kann ja nicht eine Damenmannschaft melden und dann tritt sie nicht an, weil manche während der Meisterschaft auf Urlaub fahren." Bis Freitag muss die Mannschaft dem Verband gemeldet werden. "Es gibt so viele Gerüchte, die nicht stimmen", sagt Bohensky. "Bis Donnerstag soll mir der Sektionsleiter ein Budget, den Trainer, Funktionäre und den Kader präsentieren. 2003 hat es geheißen, die Ladies finanzieren sich von selbst."
Uneinigkeit über Kosten
Schon die gesamte Saison sei laut Pühringer den Ladies immer wieder seitens des Vorstands mit ihrer Auflösung gedroht worden, würden sie nicht mehr Geld auftreiben. "Wir haben versucht, Sponsoren zu finden, aber das ist im Damenfußball nicht so leicht. Bis dato haben wir nichts Großes, was uns den Spielbetrieb finanzieren könnte. Es heißt, wir kosten den Verein 20.000 Euro. Es sind aber nur 8000, und die finanzieren sich durch die Förderungen der Stadt Wels fast von selbst." Sie habe immer wieder angeboten, Veranstaltungen wie ein Hallenturnier zu organisieren. "Der Verein meinte aber, wir brauchen eine Registrierkasse. Es wurden uns immer wieder Steine in den Weg gelegt." Das letzte Meisterschaftsspiel gegen SV Högl Taufkirchen konnten die Ladies am vergangenen Samstag nicht bestreiten, da sie zu wenige spielbereite Spielerinnen hatten. Laut Pühringer seien aber 22 aktive vorhanden. Für das Nichtantreten musste der Verein Strafe zahlen. Zuletzt trat Thomas Wüest als Trainer zurück. "Nach 1,5 Jahren wollte er sich verändern."
WSC Hertha zeigt Interesse
"Das Potenzial, das die Mannschaft hat, ist zu groß, um in die letzte Liga runterzugehen", sagt Pühringer. Die Lösung wäre also eine Spielgemeinschaft. Eine solche kann sich Andreas Steininger, Sportlicher Leiter der WSC Hertha, gut vorstellen. "Wir treffen uns heute und schauen, ob wir das realisieren können. Von unserer Seite her können wir das auf jeden Fall sehr gerne machen. Das würde den Verein komplettieren." Er denkt nicht, dass die dafür notwendige Unterschrift des FC Wels ein Problem darstellt: "Die Förderung der Stadt könnten sie ja dann anderweitig verwenden. Uns wären die paar tausend Euro egal, die uns die Ladies-Mannschaft kostet. Wir würden sie aber in jeder Klasse nehmen." Bohensky zeigt sich für alles offen: "Wir wollen die Damenmannschaft weiterhin haben. Wir sind für alles gesprächsbereit, auch für WSC Hertha."
Werden Mitgliedsbeiträge zurückgezahlt?
Ein weiterer Streitpunkt sind für Pühringer die Mitgliedsbeiträge, welche der Verein vor kurzem noch eingezogen hat. "Wir haben gefragt, ob wir sie zurückfordern können, wenn wir nicht mehr für den Verein spielen. Die Kündigungsfrist ist aber Ende Mai abgelaufen." Für die betroffenen Spielerinnen, Funktionäre, Trainer und Fans belaufe sich die Summe auf etwa 3000 Euro. Bohensky kontert: Sollte die Mannschaft wirklich aufgelöst werden, würden die Mitgliedsbeiträge zurückgezahlt.
Sportreferent für Welser Lösung
"Die beim FC Wels im Raum stehende Auflösung der Damenmannschaft ist für mich völlig unverständlich. Seit ihrer Gründung haben die Spielerinnen tolle sportliche Leistungen erbracht und sich damit bis in die höchste oberösterreichische Frauenliga hinaufgespielt. Eine Auflösung der Damensektion oder die Zurückstufung in die unterste Liga müssen deshalb mit aller Kraft verhindert werden", meldet sich Sportreferent Gerhard Kroiß zu Wort. Er habe bereits mit Vertretern des FC Wels sowie der FC Wels Ladies Gespräche geführt. Sollte beim FC Wels tatsächlich kein Platz mehr für eine Frauenmannschaft sein, wäre für Kroiß eine Spielgemeinschaft mit dem WSC Hertha ein gangbarer und akzeptabler Kompromiss. "Die Verantwortlichen des WSC Hertha haben mir signalisiert, dass die FC Wels Ladies in ihrem Verein willkommen wären. Ich hoffe deshalb auf eine einvernehmliche Lösung und stehe für weitere schlichtende Gespräche gerne jederzeit zur Verfügung."
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