ChatGPT & Co
Künstliche Intelligenz erobert Welser Klassenzimmer
Künstliche Intelligenz (KI) stellt die Schulen in Wels vor neue Herausforderungen. Wie gehen Lernende und Lehrende mit KI-basierten Programmen wie ChatGPT & Co um? Und wie verändert sich dadurch der Unterricht?
WELS. Schülerin Julia besucht zurzeit die fünfte Klasse der HBLW in Wels. Hier kommt ChatGPT bereits im Unterricht zum Einsatz. „Unsere Lehrer versuchen, KI in die Schulstunden einzubauen, damit wir das nicht heimlich nutzen und stattdessen den bewussten Umgang damit lernen“, erzählt die 18-Jährige. „Wir schreiben Texte und lassen diese von ChatGPT umwandeln. Das hilft uns dabei, Unterschiede zu erkennen und uns zu verbessern.“
Wenn Jesus zum DJ wird
Rafael Fesel ist Lehrer an der HAK1 in Wels. Er hat schon Ende 2022 damit begonnen, künstliche Intelligenz in seinen Unterricht einzubauen. „Anfangs fanden es die Schüler beeindruckend aber zugleich auch beängstigend“, erzählt Fesel. Im Religionsunterricht probierte er „Dall-E“ – ein Programm, das künstliche Intelligenz einsetzt, um aus einem geschriebenen Satz ein Bild zu generieren. So wurde aus dem Gedanken einer Schülerin, die meinte dass Jesus einen gewissen Ton in der Welt angebe, innerhalb weniger Sekunden folgendes Bild: Jesus als DJ, der auf einer Weltkugel am Mischpult auflegt.
Unterrichtsideen & Hausübungen von ChatGPT
„Erstelle mir eine Unterrichtseinheit von vier Stunden zum Thema xy für 16-Jährige“: Befehle an ChatGPT wie diese nutzt Fesel, um Ideen für die Gestaltung von Unterrichtseinheiten zu sammeln. Auch Hausübungen generiert der Lehrer ab und zu gerne mit künstlicher Intelligenz: „Der Vorteil ist, dass ich den Schwierigkeitsgrad der Aufgabe durch unterschiedliche Befehle an ChatGPT selbst differenzieren kann.“ Um Schüler in Zukunft mit Hausübungen weiterhin zu fordern, würden diese wahrscheinlich aus eigenen Meinungen, selbst gemachten Podcasts oder Erklärvideos bestehen.
KI-Verbot „nicht zielführend“
Wenn Künstliche Intelligenz in den Schulalltag integriert werden soll, muss man die Schüler verantwortungsvoll in diese neue Welt hineinführen und „für die Schüler klar festlegen, für welche Aufgaben KI verwendet werden darf“. Denn auf die Programme, die angeblich KI-basierte Texte erkennen, sei kein Verlass. Auch ein absolutes KI-Verbot in der Schule sei laut dem Pädagogen „überhaupt nicht zielführend“.
„Man kommt nicht um KI herum“
Dass Künstliche Intelligenz früher oder später ein Teil des Unterrichts sein wird, weiß auch Bertram Geigl, Direktor der HTL Wels: „Im Rahmen der Digitalisierung kommt man nicht um KI herum.“ Auch in der HTL werden ChatGPT & Co immer häufiger angewendet. Beispielsweise dürfen Schüler bei der Vorbereitung von Referaten auf KIs zurückgreifen. Doch das ist keine Chance, um Faulheit auszuleben. „Mit den Schülern wird im Anschluss über ihr ausgewähltes Thema diskutiert. Da können sie beweisen, dass sie sich wirklich mit der Materie auseinandergesetzt haben“, sagt Geigl.
Gegen Verbot, für Aufklärung
Der Direktor spricht sich ebenso gegen ein KI-Verbot in Schulen aus: „Verbieten bringt nichts, dann wird es nur noch interessanter.“ Dementsprechend bedarf es guter Aufklärung: „Es ist wichtig, mit Schülern über KI zu sprechen, Quellen zu prüfen und sich darüber im Klaren sein, dass die Antworten noch lange nicht stimmen müssen, nur weil sie KI-generiert sind.“
Ein Fan von „natürlicher Intelligenz“
Geigl selbst lehrt die Fächer „Kolbenmaschinen“ und „Mechanik“. Hier stehen ChatGPT oder ähnliches jedoch nicht am Plan : „Ich nutze keine künstliche Intelligenz in meinem Unterricht – ich setze auf die natürliche Intelligenz.“
Was ist KI eigentlich?
Künstliche Intelligenzen sind Computerprogramme, die wie Menschen denken und lernen. Diese Programme können auf Basis des Gelernten verschiedene Befehle ausüben und Entscheidungen treffen.
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