Mit Gesundheitszentrum aus der Krise
„Es ist keine Schande, um Hilfe zu bitten“

Das Frauengesundheitszentrum in Wels feiert heuer seinen 20. Geburtstag. | Foto: Violetta Wakolbinger
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Am 8. März ist Weltfrauentag: Zeit, um über das zu sprechen, worüber keiner spricht: unsere mentale Gesundheit. Wohin, wenn das Schicksal zuschlägt? Im Frauengesundheitszentrum Wels finden Betroffene Hilfe.

WELS. „Mein Leben verlief völlig normal, bis zu dem Zeitpunkt, als ich erfuhr, dass meine Ehe vor dem Aus stand“, erzählt Barbara W*. „Es war ein Schock für mich und fühlte sich an, als würde mir der Boden unter den Füßen wegbrechen.“ Damals wird sie auf das Frauengesundheitszentrum (FGZ) von „Progres“ in Wels aufmerksam – wie sich später herausstellt: ihr persönlicher Fels in der Brandung. „Wir sind für Frauen da, die in fordernden Lebenssituationen stecken. Manche stehen vor einem ganzen Haufen von Baustellen“, sagt Julia Commenda, die die Einrichtung seit drei Jahren leitet. „Das können emotionale, psychosoziale, gesundheitsbezogene oder familiäre Belastungen sein.“ „Anfangs war ich unsicher“, sagt Barbara W., „doch schon bald spürte ich, wie gut mir die Therapie tat. Durch die Gespräche lernte ich, mit der Situation umzugehen. Ich gewann wieder neuen Halt, Selbstbewusstsein und vor allem Zuversicht.“

Julia Commenda, Fachleitung Frauengesundheit und Leitung des FGZ Wels. Einen weiteren „Progres“-Standort gibt es in Ried. | Foto: Violetta Wakolbinger
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Vertrauliche Beratung – auch auf türkisch

Commenda meint: „Unser Angebot ist vielseitig, so wie auch die Frauen es sind.“ Pro Jahr seien es rund 500, die Kontakt mit dem FGZ aufnehmen. „Meistens über eine telefonische Erstberatung.“ Altersgrenze gibt es keine: Das jüngste Mädchen sei 12, die älteste Dame 75 Jahre alt gewesen. „Wir gehen aktiv auf Frauen zu, die schwer erreichbar sind oder aufgrund einer sozioökonomischen Situation oder einem Migrationshintergrund sich selbst nicht so gut orientieren und organisieren können“, ergänzt die FGZ-Leiterin. Vor Ort gebe es eine türkischsprachige Psychologin, auf Anfrage könne zudem eine Beratung auf serbokroatisch, bulgarisch und russisch und spanisch organisiert werden. Laut Commenda sei Frauengesundheit noch immer ein Thema, „wo man richtig dranbleiben muss“, denn: „Das ganze Gesundheitssystem ist männlich geprägt und die Bedürfnisse von Frauen werden da zu wenig berücksichtigt – das betrifft auch die ganze Versorgung und Forschung.“

Hier bekommen alle Frauen Hilfe: Die Beratungen im FGZ Wels finden in verschiedenen Sprachen statt. | Foto: Violetta Wakolbinger
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„Keine Schande, um Hilfe zu bitten“

„Ich bin dankbar, dass es in unserer Stadt eine Einrichtung wie das Frauengesundheitszentrum gibt“, sagt Barbara W. Sie weiß jetzt: „Es ist absolut keine Schande, um Hilfe zu bitten – schließlich gerät fast jeder einmal in eine Situation, in der professionelle Unterstützung den entscheidenden Unterschied macht, wie es im Leben weitergeht.“

Gut zu wissen

  • Das FGZ Wels bietet Selbsthilfegruppen und einmal im Monat offene Treffs an. Nächster Termin ist der 11. März von 10 bis 12 Uhr. Das Thema: „Perfektionismus - Fluch oder Segen?“
  • Adresse: Carl-Blum-Straße 3, 4600 Wels
  • Alle Infos: proges.at/angebote/frauen/frauengesundheitszentrum-wels

*Name v. d. Red. geändert

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