Friseur
Ist der Besuch beim Friseur wirklich zu teuer geworden?

- Michaela Und Mario Köck. Mit ihrem Team sorgen Sie für Zufriedenheit
- Foto: (alle) Köck
- hochgeladen von Barbara Dangl
BEZIRK. Das Aufschreien um die Teuerungen ist groß. Natürlich schreit man auch beim Friseur Besuch laut auf. Wir sprachen mit Michaela Köck Geschäftsinhaberin der Style Lounge.
Viele Menschen haben das Gefühl, dass Friseurbesuche teurer geworden sind. Was denken Sie, woher dieser Eindruck kommt?
Ganz im Gegenteil. Die Preise für Material, Strom und Miete sind enorm gestiegen. Auch die Löhne sind 2023 um knapp 10 % und im Jahr 2024 nochmals um 7 % gestiegen. Haben viele deswegen ihre Preise neu kalkuliert? Leider nicht. Wir sind eine zu soziale Berufssparte und denken zu wenig unternehmerisch. Durch die geringen Preise bleiben jedoch die Qualität und die Zeit, die jeder Kunde für sein hart verdientes Geld verdient, auf der Strecke.
Wie haben sich die Preise für Friseurdienstleistungen in den letzten Jahren tatsächlich entwickelt? Gibt es konkrete Beispiele, wie die Preise im Verhältnis zu den gestiegenen Kosten stehen?
Wenn man sich die Kurve der allgemeinen Preiserhöhungen ansieht, die steil nach oben geht, und diese mit den vergleichsweise geringen Anpassungen unserer Preise vergleicht, ist das eher zum Weinen. Viele bieten beispielsweise ein Farbservice inklusive Schnitt und Styling noch unter 100 Euro an. Dabei benötigt ein Stylist für eine Ansatzfarbe inklusive allem oft zwei Stunden Arbeit. Wie soll man damit einen Salon ordentlich führen? Das kann unter normalen Umständen nicht funktionieren.
Welche Faktoren beeinflussen die Preisgestaltung in Friseursalons? Was wird oft übersehen, wenn über „hohe“ Preise gesprochen wird?
Oft wird die Bedeutung der Weiterbildung übersehen. Unsere Branche ist eine derjenigen, in denen sich die Trends am schnellsten ändern. Unsere Kunden wissen dank TikTok und Co. sofort über die neuesten Trends Bescheid. Wir können es uns nicht leisten, nicht auf dem neuesten Stand zu sein. Weiterbildungen sind daher unerlässlich, aber sie kosten natürlich viel Geld und Zeit – das wird oft nicht berücksichtigt.
Können Sie erklären, wie die gestiegenen Kosten für Miete, Strom und Materialien die Preisgestaltung in Friseursalons beeinflussen, ohne dass diese Kosten unbedingt an den Kunden weitergegeben werden?
Das ist nicht möglich. Diese Kosten müssen in die Kalkulation einfließen. Es kommt niemand am Monatsende und übergibt uns das Geld für Miete, Strom und Co. Wenn diese Kosten nicht berücksichtigt werden, lebt man ständig mit Existenzängsten oder muss bald schließen.
Die Löhne für Friseure sind in den letzten Jahren gestiegen. Warum wurden diese gestiegenen Löhne nicht stärker in den Preisen für die Kunden berücksichtigt?
Aus Angst, dass die Kunden ausbleiben. Viele Salons versuchen, Kunden mit billigen Preisen zu locken. Doch selbst 50 Euro für eine schlechte Dienstleistung aufgrund mangelnder Fachkenntnisse und zu wenig Fortbildung sind 50 Euro zu viel. Jeder Kunde arbeitet hart für sein Geld und möchte es bestmöglich investieren – ohne böse Überraschungen.
Wie wirkt sich die Sozialpolitik in Friseursalons darauf aus, dass die Preise nicht entsprechend der Kostensteigerungen angehoben werden?
Enorm. Viele denken, sie schulden dem Kunden etwas. Jeder hat das Recht, beim Friseur eine Auszeit zu finden und sich rundum schön zu fühlen. Aber viele vergessen, wie wichtig unsere Arbeit ist. Wir bieten unseren Kunden nicht nur einen frischen Haarschnitt, sondern auch ein emotionales Erlebnis. Mit unserer Fachkompetenz vollbringen wir wahre Kunstwerke und tragen eine große Verantwortung für das Wohlbefinden und die Psyche unserer Kunden. Dabei darf man auch die emotionale Belastung, die die Kunden bei uns abladen, nicht vergessen. Wir sind nicht nur Stylisten, sondern oft auch Psychologen, beste Freunde und mehr.
Welche Rolle spielt die Weiterbildung von Friseuren in der Preisgestaltung? Wird dieser Aspekt von den Kunden ausreichend wertgeschätzt?
Eine sehr große, wahrscheinlich die größte Rolle. Wenn man sich nicht weiterbildet, bleibt man stehen und verliert seine Kunden. Diese erwarten, wie schon erwähnt, die beste Qualität und die neuesten Trends für ihr hart erarbeitetes Geld.
Welche Veränderungen haben Sie in den Erwartungen und Ansprüchen der Kunden bemerkt, und wie wirkt sich das auf die Preisgestaltung aus?
Kunden wollen, dass jeder Cent gut angelegt ist und sie bestens beraten und bedient werden. Und das haben sie auch verdient. Es ist unsere Pflicht, täglich die bestmögliche Leistung zu erbringen.
Wie haben sich die angebotenen Dienstleistungen in den letzten Jahren verändert, und wie beeinflusst das die Wahrnehmung der Preise?
Enorm. Früher ging es oft um das Schneiden der Spitzen und ein paar Strähnen oder eine Ansatzfarbe. Heute erwarten die Kunden komplexere Dienstleistungen wie Balayage, Babylights, Root Shadow, Glossing, Face Framing und vieles mehr. Diese Dienstleistungen sind aufwendiger, kunstvoller und auch zeitintensiver.
Warum ist es so wichtig, die Preise korrekt zu kalkulieren, und welche Risiken bestehen, wenn dies nicht geschieht?
Damit wir uns für unsere Kunden die nötige Zeit nehmen können. Wie schon erwähnt, sind die Wünsche zeitintensiver und aufwendiger geworden. Die Stylisten wollen korrekt entlohnt werden, und der Inhaber muss von der Leitung und seiner Arbeit auch leben können. Viele zahlen sich monatelang keinen Cent aus – das ist traurig. Wenn wir die Preise nicht richtig kalkulieren, wird es bald viele Schließungen geben.
Was würden Sie sagen, wenn ein Kunde den Preis für einen Friseurbesuch als zu hoch empfindet? Wie erklären Sie den tatsächlichen Wert der Dienstleistung?
Durch mein Fachwissen und eine ausführliche Beratung merkt der Kunde oft schon, dass er am richtigen Ort ist. Wir haben uns zum Beispiel auf Haarfarben und Haarverlängerungen spezialisiert und haben Kunden aus Wien, Linz, St. Pölten, aber auch aus Villach oder Graz.
Wie sehen Sie die Zukunft der Friseurbranche, wenn die Preisgestaltung nicht den realen Kosten und der erbrachten Leistung angepasst wird?
Die Zukunft sieht dann düster aus. Der Beruf wird durch Fließbandarbeit unattraktiv und erschöpft unsere wertvollen Stylisten, die mit Liebe und Herzblut dabei sind. Wo geht man dann hin, wenn alle schließen müssen, weil sie die Kosten nicht mehr tragen können? Und was sagen diejenigen, die meinen, es seien doch nur Haare und die könnten nicht so teuer sein, wenn ihre Stylistin ihnen die Haare verunstaltet? „Es sind doch nur Haare?“ Plötzlich wird aus „nur Haaren“ ein viel größerer Wert.





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