Gesamte Belegschaft trauert
LKH-Urgestein Erich Pirker ist nicht mehr
- In PS-starken Autos ging Erich immer das Herz auf.
- Foto: Privat
- hochgeladen von Peter Kleinrath
Als lebenslanger Pflegefall verbrachte Erich Pirker fast sein ganzes Leben im LKH Villach. Jetzt wird er von vielen vermisst. Pfleger, Krankenschwestern und Therapeuten verabschieden sich.
VILLACH, VILLACH LAND. Am 20. März hat Erich Pirker (77) die Welt und seine Langzeitheimat, das LKH Villach für immer verlassen. Durch seine zunehmende Bewegungsunfähigkeit war es ihm im letzten Jahr kaum mehr möglich, seinen E-Rolli mit der stadtbekannten Nummerntafel "VI-Erich1" zu bedienen. Er war zum Schluss durchgehend auf Hilfe durch das Pflegepersonal angewiesen, was auch der Grund war, warum er immer, wenn ein anderer Bewohner gestorben ist, zu verstehen gab: "Warum nit i?" Aber das war nicht immer so. Obwohl schon bei Erichs Geburt schwere spastische Bewegungsstörungen festgestellt wurden, hatte der lebenslange Pflegefall ein schönes Leben – so schön, wie es die Pfleger, Krankenschwestern und Therapeuten dem Schwerstbehinderten machen konnten. Die Belegschaft ist auch dafür verantwortlich, dass Erich an dieser Stelle seinen verdienten Nachruf bekommt.
- Für die Grado-Reise wurde Erich extra ein Reisepass ausgestellt.
- Foto: Privat
- hochgeladen von Peter Kleinrath
Zweite Familie
Erich kam als eines von sieben Kindern einer Bergbauernfamilie in Bleiberg/Kreuth zur Welt. Nach dem Tod seiner Eltern wurde die Belegschaft vom LKH Villach zur zweiten Familie des damals 16-Jährigen, das ehemalige "Siechenhaus" zur temporären Heimat, weil sich das Pflegeheim gerade erst im Bau befand. Erich wurde zu einem der ersten Bewohner und sollte im Laufe seines Lebens noch einige Übersiedlungen in andere Gebäude erleben. Von seinem Beobachtungsposten aus hatte er quasi die Bauaufsicht in vielen Bauphasen, wenn er nicht gerade mit seinem Elektrorollstuhl das Krankenhausgelände erkundete oder Kaffee und Kuchen mit anderen Bewohnern in den umliegenden Cafés genoss. Erich wurde von unterschiedlichen Personen durch Kleidung, Zeit oder immer wieder mal "a Flascherl Wein" unterstützt.
- Trotz seiner Beeinträchtigung war Erich viel unterwegs.
- Foto: Privat
- hochgeladen von Peter Kleinrath
Trotzdem viel erlebt
Auch wenn Ausflüge immer eine Herausforderung für die Betreuer darstellten, wurden sie Erich so oft wie möglich ermöglicht. Erich war in Grado am Meer, hat so gut wie alle umliegenden Seen mit dem Schiff besucht, war am Dobratsch, Affenberg und Pyramidenkogel, konnte im Hubschrauber Kärnten von oben sehen und am Beifahrersitz von einigen Straßenflitzern ein wenig Höchstgeschwindigkeit tanken. Er hat also trotz seiner Beeinträchtigung dank vieler Helferlein wahrscheinlich mehr gesehen und erlebt, als so manch anderer. Jetzt ist sich das gesamte Pflegepersonal vom LKH Villach einig: "Erich, wir vermissen dich. Ein Prost auf dich!"
Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.