Alpenverein
Macht die Klimakrise Bergsteigen gefährlicher?

Das Gletschereis schmilzt, die Alpen werden gefährlicher für Bergtouren, so das Fazit des Österreichischen Alpenvereins. | Foto: Pixabay/Camera-man (Symbolbild)
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Bei einem Unglück an der Marmolata kamen vor Kurzem mindestens sechs Menschen ums Leben. Grund war ein Gletscherbruch. Für den Alpenverein bestätigt das die These, dass die alpinen Gefahren mit der fortschreitenden Erderwärmung zunehmen.

TIROL. Die konstant hohen Temperaturen und die dadurch rasante Zunahme des Schmelzwasser im Innern des Gletschers, führten bei dem Marmolata-Unglück vom 3. Juli 2022 zum Abgleiten der riesigen Eisschuppen, erklärt Thomas Wanner, Bergsportexperte beim Österreichischen Alpenverein.
Viele Medien berichteten zwar, dass das Unglück mit einer vorherrschenden Lawinengefahr zu tun gehabt hätte, dies stimme allerdings nicht, konkretisiert Wanner weiter. 

"Wenngleich die Folgen, nämlich das Hinabstürzen riesiger Fels- und Eismassen, im Endeffekt ein ähnliches Ergebnis bringt.“,

so die Ergänzung.

Klimawandel macht Bergsteigen gefährlicher

Die Gefahr von Eis- und Felsschlag, die Absturzgefahr auf steilen Blankeisfeldern sowie die erhöhte Spaltensturzgefahr auf dünner Firnauflage sind konkrete Beispiele für die Zunahme des Gesamtrisikos beim Bergsteigen, die unmittelbar mit dem Klimawandel in Zusammenhang stehen.

„Felsstürze sind oft auf das verstärkte Abschmelzen des Permafrosteises zurückzuführen, der ‚Kit der Alpen‘ löst sich langsam auf. Davon betroffen sind vor allem steile Felsflanken, nordseitig ausgerichtet und auf über 2.500 m Seehöhe“,

weiß Marco Gabl aus der Abteilung Hütten, Wege und Kartographie beim Österreichischen Alpenverein.

Um das weitere Abschmelzen des Stubaier Gletschers zu verhindern, wird Eis und Schnee im Sommer mit Planen abgedeckt. Die Klimakrise lässt den Permafrost schmelzen und damit die alpine Gefahr höher steigen. | Foto: © Greenpeace / Mitja Kobal
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Das Abschmelzen lässt die Gebiete instabiler werden. Das bedeutet also, dass jeder heiße Sommer den Permafrost einmal mehr destabilisiert und somit auch die steilen Felswände.

Auch niedrige Regionen können betroffen sein

Wer sich nun in Sicherheit wiegt, da er sowieso nicht in die Berge geht und in eher niedrigen Regionen zugegen ist, der muss enttäuscht werden. Studien gehen davon aus, dass bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts die Frequenz sogenannter extremer Jahrhundertereignisse um 10 bis 20 Prozent steigen wird. Das bedeutet für die Praxis mehr Steinschläge, mehr Vermurungen und damit mehr Schäden an der alpinen Infrastruktur.

Klassische Hochtouren werden sich so in Zukunft immer mehr in Richtung Frühjahr verschieben. In dieser Zeit findet man nämlich noch mehr Schnee auf Gletschern vor.
Auch in den österreichischen Alpen haben sich zahlreiche Normalanstiege auf bekannte Gipfel bereits sehr verändert und sind mittelfristig womöglich gar nicht mehr zu begehen.

„Das Zuckerhütl in den Stubaier Alpen wird von den lokalen Bergführern im Sommer seit einigen Jahren wegen zunehmender Steinschlaggefahr gar nicht mehr angeboten, auch der Normalweg auf den Großglockner wurde bereits verlegt“,

weiß Thomas Wanner. Sogar das berühmte Matterhorn wird aufgrund des auftauenden Permafrostes regelmäßig komplett gesperrt.

Der Alpenverein rät, sich speziell vor spät in der Saison geplanten Hochtouren umfassend bei den lokalen Bergführerbüros und Hütten über die aktuellen Verhältnisse zu informieren. Vor allem heuer, wo der Winter sehr niederschlagsarm war und die Firnauflage zu einem großen Teil bereits jetzt im Frühsommer weggeschmolzen ist – und ein Hitzerekord den nächsten jagt.

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