Interview zum Int. Frauentag mit LR Gabriele Fischer
LR Fischer: "Traut euch doch was"

Soziallandesrätin Gabriele Fischer (Grüne) wird sich auf alle Fälle gegen das Coronavirus impfen lassen. | Foto: © Land Tirol/Lais
  • Soziallandesrätin Gabriele Fischer (Grüne) wird sich auf alle Fälle gegen das Coronavirus impfen lassen.
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Über die Situation der Frauen in Tirol sprachen wir mit der zuständigen Landesrätin Gabriele Fischer.

Der Internationale Frauentag am 8. März ist heuer ein ganz besonderer, denn Frauen sind durch die Coronakrise sehr belastet. Wie sieht die Situation in Tirol aus?
LR Gabi Fischer: Tatsache ist, dass diese Krise Frauen unverhältnismäßig härter getroffen hat. Sie sind vermehrt arbeitslos, die Doppelbelastung durch Homeschooling und Homeoffice haben mehrheitlich Frauen abgefedert und zudem ist die Gewalt in den eigenen vier Wänden gegen Frauen spürbar gestiegen. Die Belastungen werden mehr und schwerwiegender und es ist mir ein großes Bedürfnis, allen Tiroler Frauen Danke für diese unglaublich schwere Arbeit in der Krise zu sagen.

Welche Maßnahmen setzt die Tiroler Landesregierung in Sachen Frauenarmut während Corona?
Sehr vielfältige. Nur merken wir auch, dass Frauen die Hilfsangebote zu wenig in Anspruch nehmen. Es gibt beispielsweise niederschwellige Hilfe bei Gewalt in der Familie oder den psychosozialen Krisendienst. Ich kann nur an die Frauen appellieren, sich über die umfassenden Angebote zu informieren und diese auch in Anspruch zu nehmen. Ich konnte in Sachen Frauenpolitik zwei echte "Pflöcke" einschlagen: Zum einen den "Gewaltschutzplan-Sozialer Nahraum Tirol", zum anderen wurde das mit über 10 Mio. Euro dotierte Gleichstellungspaket beschlossen. Dieses betrifft alle Zuständigkeiten in der Landesregierung. Klar ist: Die Krise hat bestehende Mankos zu Tage gefördert, darauf haben wir rasch reagiert.

Welche Themen beherrschen derzeit die Frauenlandesrätin neben Corona in Tirol?
Große Sorgen bereitet uns das Thema Armut. So wurden im Bereich der Mindestsicherung die Höchstsätze in den Verordnungen nach oben gesetzt und die Richtlinie bei außergewöhnlichen Notständen adaptiert, denn gerade die Wohnkosten sind in der Krise weiter gestiegen. Große Schwerpunkte in meinen Ressorts sind der Ausbau der psychosozialen Versorgung, der Schulsozialarbeit und die zahlreichen Maßnahmen im Gleichstellungspaket. Auch die Behindertenhilfe mit der ersten barrierefreien Enquete zum Thema ‚Gewalt gegen Menschen mit Behinderung‘ hat österreichweit für Aufsehen gesorgt.

Alleinerziehende Frauen hat die Coronakrise hart getroffen. Reichen die Maßnahmen aus, um diese Frauen besonders zu unterstützen?
Diese Gruppe von Frauen ist sowieso schon ohne Krise sehr belastet. Deshalb gibt es von Landesseite einige Projekte zur Unterstützung. Aber auch hier ist auffallend, dass die Frauen sehr schwer zu erreichen sind und selten um Unterstützung ansuchen. Auch wollen wir die Familienhilfe wieder installieren, die alleinerziehenden Frauen sehr gut helfen kann.

Aber ist es nicht so, dass gerade solche harten Krisen die „Frauen-zurück-an-den-Herd-Mentalität“ befeuern?
Absolut. Und diese Tatsache bereitet mir große Sorgen. Vor allem jetzt, da weniger Stellen am Arbeitsmarkt verfügbar sind. Darum ist das auch im Gleichstellungspaket verankert. Ein "Frauen-zurück-an-den-Herd" würde uns gesellschaftlich ganz weit zurückwerfen, das gilt es mit allen Mitteln zu vermeiden.

Frauen verdienen noch immer etwa 15 Prozent weniger als Männer. Welche Maßnahmen könnten hier greifen?
Hier kann nur die Wirtschaft diese Ungleichheit beenden. Frauen müssen für dieselben Tätigkeiten auch gleich bezahlt werden wie Männer.

Noch immer gibt es sehr wenige leitende Frauen an der Universität oder Frauen ergreifen nur wenige unterschiedliche Lehrberufe. Haben Frauen in Tirol schwächere Bildungschancen?
Nein, denn in vielen Studienzweigen gibt es bereits mehr Frauen – auch bei den Studienabschlüssen. Nur beim Berufseinstieg, beim weiteren Karriereweg, hakt es gewaltig durch die Doppelbelastung Beruf und Familie. Es muss gleich sein, ob Mann oder Frau am Werk ist. Das Fehlen von Frauen, etwa in Forschung und Entwicklung, ist ein großer Verlust. Die Erfahrung zeigt, dass Frauen jeden Beruf, auch in sogenannten Männerberufen, exzellent ausüben können, deshalb sollte jedes Mädchen sich den Job aussuchen, den es für sich passend hält. Ich möchte dazu aufrufen: "Traut euch doch was."

Viele Frauen arbeiten in Teilzeit im Tourismus. Die Öffnung lässt auf sich warten. Das versteht eigentlich niemand mehr. Und Sie?
Ich bin keine Touristikfachfrau und bin auch nicht im Gesundheitsressort tätig. Die Unterstützung der Gastronomie ist flächendeckend gut und auch die Maßnahmen wie Kurzarbeit kommen Frauen in der Tourismusbranche entgegen. Wir müssen auf die Infektionszahlen schauen und auf die ExpertInnen in der Medizin hören, um dann die weiteren Schritte zu setzen.

Wie stehen Sie zur Corona-Impfung? Sehen Sie dadurch schlussendlich auch eine Entlastung der Frauen?
Die Impfung wird der Weg aus der Pandemie sein. Ich werde mich auf alle Fälle impfen lassen.

Wenn Sie einen Wunsch zum Frauentag frei hätten, das Sozialbudget zu erhöhen, wo würden Sie ansetzen?

Ich würde zu den 10 Millionen Euro beim Tiroler Gleichstellungspaket noch einmal 50 Prozent draufsetzen. Aber Tirol ist im Österreichvergleich hier mittlerweile gut aufgestellt.

Auflistung samt Links der Frauenberatungs- und Unterstützungseinrichtungen.

AEP - Familienberatung https://aep.at/
ARANEA https://aranea.or.at/
BASIS Frauenservice und Familienberatung https://basis-beratung.net/
COURAGE Partner*innen-, Familien- und Sexualberatungsstelle https://www.courage-beratung.at/
DOWAS für Frauen https://www.dowas-fuer-frauen.at/
Evita Mädchen- und Frauenberatungsstelle https://www.evita-frauenberatung.at/
Frauen aus allen Ländern https://frauenausallenlaendern.org/
Frauen helfen Frauen https://www.fhf-tirol.at/
Frauenhaus Tirol https://frauenhaus-tirol.at/
Frauen gegen VerGEWALTigung https://www.frauen-gegen-vergewaltigung.at/
Frauen im Brennpunkt (FIB) https://www.fib.at/
Frauenzentrum Osttirol http://www.frauenzentrum-osttirol.at/
Gewaltschutzzentrum Tirol https://www.gewaltschutzzentrum-tirol.at/
Mädchen- und Frauenberatungszentrum Bezirk Kitzbühel https://frauenberatung-stjohann.at/
Tiroler Plattform für Alleinerziehende http://www.alleinerziehende-tirol.net/
gewaltfrei-tirol.at https://www.tirol.gv.at/gesellschaft-soziales/gewaltfrei/

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