Jahressschlussinterviews Teil 6
LH Anton Mattle: "Ich sehe das große Ganze"
Seit 14 Monaten ist Anton Mattle Landeshauptmann von Tirol. Für ihn war es die richtige Entscheidung.
Sie sind seit 14 Monaten Landeshauptmann. War es für Sie die richtige persönliche Entscheidung?
LH Anton Mattle: Wenn ich zurückblicke, dann bin ich mir absolut sicher – es ist die ganz richtige Entscheidung. Ich habe extrem viel Freude an meiner Arbeit und kann Tirol mitgestalten. Und ich nehme täglich dankbar das Positive im Land und die vielen engagierten Menschen wahr.
Mit Ihrem Stellvertreter Dornauer haben Sie ja eine positive Bilanz der Arbeit der Landesregierung gezogen. Die Schwerpunkte im kommenden Jahr?
Das kommende Jahr wird kein einfaches, wir geben aber Zuversicht. Die Teuerung, die Themen Gesundheit und Pflege und das Soziale stehen vorerst im Mittelpunkt. Zusätzlich steht das Recht auf Kinderbildung und Kinderbetreuung auf dem Programm, im kommenden Jahr starten die Pilotregionen. Auch die Energiewende und die Verkehrswende sind große Themen.
Politisch ist die Landesregierung aber ständiger Kritik der gesamten Opposition ausgeliefert. Warum scheint die Zusammenarbeit so schwierig?
Es verwundert schon, dass wichtige Vorhaben für das Land nicht auch durch die Opposition unterstützt werden. Trotzdem bekenne ich mich zur lebendigen Demokratie. Nur, die Kraft der Worte gilt es abzuwägen, um nicht eine latent schlechte Stimmung im Land und Spaltung zu erzeugen. Das nützt niemandem.
Auch das Tiroler Landesbudget 2024 wird heftig als intransparent und ohne Reformwillen kritisiert und wurde nur mit den Stimmen der Regierungsparteien beschlossen.
Im Budget gibt es Brücken, die der Opposition das Mitgehen ermöglicht hätten. Die pauschale Ablehnung ist auch ein Signal an die Bevölkerung, aber leider keines in Richtung einer guten Zusammenarbeit.
Wenn wir schon beim Budget sind: Kann das Land den Gemeinden unter die Arme greifen? Denn die Finanzsituation der Kommunen ist zum Teil desaströs, wie etwa in Seefeld.
Sowohl im Bund als auch im Land und natürlich auch in den Gemeinden ist die Finanzlage keine leichte. Tirol war das erste Bundesland, das für die Kommunen aus Mitteln des Zukunftsfonds ein Paket geschnürt hat, das eine wichtige Erleichterung bringt.
Wie stehen Sie zu einer möglichen Beteiligung von Innsbruck bei den Olympischen Spielen 2026 und dem dadurch erforderlichen Neubau der Bobbahn in Igls?
Wenn sich die Chance auftut und wir aus Italien oder vom Olympischen Komitee angefragt und finanziell unterstützt werden, bin ich dafür, einzelne Olympische Bewerbe in Tirol 2026 durchzuführen. Die Stadt Innsbruck hat sich durch Olympische Spiele sehr positiv entwickelt.
Warum ist beim Strompreis und bei der TIWAG heuer so viel schiefgelaufen?
Mangelnde Kommunikation hat hier enorm dazu beigetragen und ich bin nicht zufrieden damit. Die TIWAG war bis Juli der günstigste Stromanbieter in Österreich und wird es auch ab 1. Jänner wieder sein. Es braucht Sicherheit: Niemandem wird in Tirol grundlos der Strom abgeschaltet werden.
Innsbruck wählt am 14. April, der gemeinsame Kandidat der Bürgerlichen ist Florian Tursky, Anzengruber hat sich abgespalten. Wird das ein Problem?
Es gab viele Gespräche für einen gemeinsamen Weg, Johannes Anzengruber hat diesen verlassen. Ich sehe das große Ganze. Denn nach 30 Jahren wird es endlich wieder, durch die Zusammenarbeit aller bürgerlichen Parteien, für die Innsbruckerinnen und Innsbrucker ein sehr gutes politisches Angebot der Mitte geben. Und Florian Tursky bringt nicht nur große politische Erfahrung, sondern auch großes Wissen und Umsetzungsstärke mit. Ein großer Vorteil für Innsbruck.
Im Juni wird das EU-Parlament gewählt – mit WK-Präsidentin Barbara Thaler hat die ÖVP ihre Spitzenkandidatin verloren. Wäre – wie intern kolportiert – Sophia Kircher eine Alternative oder ist das Rennen noch offen?
Barbara Thaler hat im EU-Parlament eine großartige Arbeit geleistet, sie ist aber auch eine sehr gute Unternehmerin. Es ist ein gutes Signal, eine Kleinunternehmerin – wie ein Großteil der WK-Mitglieder – als Präsidentin zu haben. Intern gibt es bereits Gespräche zur Kandidatenwahl, aber Namen zu nennen, wäre noch zu früh.
Laufen bereits intern Gespräche für die Kandidaten für die Nationalratswahl?
Eine Nationalratswahl wird immer parteiintern für Diskussionen sorgen. Auch hier ist die Zeit noch nicht reif, um Namen zu nennen.
Ihre Wünsche zum Jahreswechsel für Tirol?
Zuerst wünsche ich allen schöne Weihnachten und alles Gute für das neue Jahr. Für Tirol wünsche ich mir, dass wieder Stabilität in die Wirtschaft und in die Gesellschaft einzieht und die großen Krisenherde auf der Welt weniger werden. Ich gehe mit großem Optimismus ins Jahr 2024.
Ende der Serie.
Teil 1 der Jahresschlussinterviews findest du hier:
Teil 2 der Jahresschlussinterviews lest ihr hier:
Teil 3 der Jahresschlussinterviews findest du hier:
Teil 4 der Jahresschlussinterviews findest du hier:
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