Umfrageergebnis
Mögliche Wasserknappheit beschäftigt TirolerInnen – Umfrage der Woche

Tirol ist ein Wasserparadies. In Tirol gibt es rund 600 Seen, Weiher und Teiche. Dazu gibt es tausende Quellen, Flüsse und Bäche. Aber gleichzeitig häufen sich auch in Tirol Hitzetage und Niederschlagsmangel. Die Gletscher, als wichtige Wasserlieferanten, werden weniger. So stellt sich die Frage, wie die Zukunft für Tirols Wasserversorgung aussieht. (Foto: Weißsee i. Tirol) | Foto: Roberto Moresco
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  • Tirol ist ein Wasserparadies. In Tirol gibt es rund 600 Seen, Weiher und Teiche. Dazu gibt es tausende Quellen, Flüsse und Bäche. Aber gleichzeitig häufen sich auch in Tirol Hitzetage und Niederschlagsmangel. Die Gletscher, als wichtige Wasserlieferanten, werden weniger. So stellt sich die Frage, wie die Zukunft für Tirols Wasserversorgung aussieht. (Foto: Weißsee i. Tirol)
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Tirol ist ein Wasserparadies. In Tirol gibt es rund 600 Seen, Weiher und Teiche. Dazu gibt es tausende Quellen, Flüsse und Bäche. Aber gleichzeitig häufen sich auch in Tirol Hitzetage und Niederschlagsmangel. Die Gletscher, als wichtige Wasserlieferanten, werden weniger. So stellt sich die Frage, wie die Zukunft für Tirols Wasserversorgung aussieht.

TIROL (skn). Vor wenigen Jahren war eine mögliche, längerfristige Wasserknappheit in Tirol noch kein Thema. Aber das könnte sich bald ändern. Weniger Niederschläge und steigende Temperaturen haben auch Einfluss auf die Wasserversorgung in Tirol. In Tirol stammt das Trinkwasser zu 100 Prozent aus Quell- bzw. Grundwasser.

Ergebnis unserer Umfrage der Woche zur Wasserversorgung in Tirol

Hier das Ergebnis unserer Umfrage der Woche*

  • Insgesamt haben 396 Leserinnen und Leser an unserer Umfrage der Woche zur Wasserversorgung in Tirol teilgenommen. In Tirol ist die Wasserversorgung aktuell gesichert und kein Problem. Wir wollten wissen, ob ihr euch Sorgen macht, wie es damit weitergeht
  • 107 Teilnehmerinnen und Teilnehmer geben an, dass sie sich überhaupt keine Sorgen machen.
  • 191 Leserinnen und Leser machen sich aktuell keine Sorgen, gehen aber davon aus, dass die Wasserversorgung in ein paar Jahrzehnten durchaus Thema werden könnte.
  • 98 Leserinnen und Leser machen sich bereits jetzt Gedanken darüber und treffen eigene Maßnahmen.

Bei unserer Umfrage der Woche zur Wasserversorgung in Tirol haben 396 Leserinnen und Leser teilgenommen. 27 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer machen sich wegen einer möglichen Wasserknappheit überhaupt keine Sorgen. 48 Prozent machen sich derzeit keine Sorgen, gehen aber davon aus, dass eine Wasserknappheit auch in Tirol in ein paar Jahrzehnten Thema werden könnte. 25 Prozent machen sich zum Thema Gedanken und treffen bereits jetzt entsprechende Maßnahmen.

Wasserversorgung in Tirol

In Tirol gibt es rund 11.800 (erfasste) Quellen, daher ist ein Wassermangel (derzeit) kein Thema. Allein mit den 55 größten Quellen, zu denen die Mühlauer Quellen in Innsbruck, die Mühlsprungquelle in Nasserreith (Bezirk Imst), die Immenquelle in Ehrwald (Bezirk Reutte), die blaue Quelle in Erl (Bezirk Kufstein), die Mühlbachlquelle in Schwendt (Bezirk Kitzbühel) oder die Bollenbachquelle im Vomper Loch (Bezirk Schwaz) gehören, könnte der jährliche Wasserbedarf von zwei Millionen Menschen gedeckt werden. Nur etwas mehr als die Hälfte der 55 Großquellen wird derzeit auch für die Trinkwasserversorgung genutzt.

„Unsere Trinkwasserversorgung ist gesichert. Vor einer generellen Wasserknappheit müssen wir uns nicht fürchten. Um eine zukunftsfähige, sichere und effiziente Wasserversorgung zu jeder Zeit, in allen Regionen und für alle Zwecke sicherzustellen, müssen wir uns aber heute mit dem Wassermanagement von morgen befassen.“ (Josef Geisler, Landeshauptmannstellvertrer)

Durch Umwelteinflüsse wie längere Trockenperioden oder Naturkatastrophen wie Muren kann es dazu kommen, dass einzelne Quellen für die Wasserversorgung ausfallen. Aus diesem Grund werden vom Land Tirol Gemeinden dazu animiert, auf eine gemeinsame Trinkwasserversorgung zu setzen. Dadurch kann der Ausfall einzelner Quellen besser ausgeglichen werden. Auch der Bund fördert Projekte zur kommunale Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung in Tirol .

Der Kappler Kopf spiegelt sich im Speichersee Dias
  • Der Kappler Kopf spiegelt sich im Speichersee Dias
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Gemeinden riefen 2013 zum Wassersparen auf

Der Sommer vor 10 Jahren zählte zu den wärmsten Sommern der Messgeschichte. Es fiel teilweise auch extrem wenig Niederschlag. Es fiel in Tirol um 15 Prozent weniger als normal. Alleine der Juli zählte zu den niederschlagsärmsten seit 1981. Es gab im Juli nur wenige regnerischen Tage mit langen Trockenperioden von rund 10 Tagen. Die Niederschläge waren meist nur kurz und mit Gewittern verbunden. Es war an einem dieser Tage als den BewohnerInnen der Gemeinden Angerberg, Angath und Maria­stein ein Schreiben der Gemeinden ins Haus flatterte:

„Sehr geehrte Gemeindebürger! Durch die lange anhaltende Trockenheit könnte es bei gleichbleibendem Wasserverbrauch zu Engpässen in der Trinkwasserversorgung kommen. Wir fordern Sie daher dringend auf, sparsam mit dem vorhandenen Trinkwasser umzugehen und den Wasserverbrauch so gering wie möglich zu halten.“

Man solle auf das Autowaschen, Rasenspritzen, Befüllen von Schwimmbädern und Teichen sowie Reinigungsarbeiten mit Hochdruckgeräten verzichten.  Diese drei Gemeinden wurden alle von der gleichen Quelle gespeist.

Schmelzende Gletscher

Ein wichtiger Faktor für die Wasserressourcen sind die heimischen Gletscher. Aber auch diese leiden unter den steigenden Temperaturen und dem Niederschlagsdefizit. In Tirol gibt es 620 Gletscher. Seit Beginn der Vermessung der Eisfläche haben diese markant an Fläche verloren. Waren es im Jahr 1969 noch 393 km2 an Eisfläche reduzierte sich diese bis 1998 auf 325 km2. Allerdings beschleunigt sich seit dieser Messe der Verlust der Eisfläche. Österreichweit sind seit 2006 bereits drei Gletscher ganz verschwunden. Wissenschaftler gehen davon aus, dass mit Ende des Jahrhunderts nur noch 10 Prozent der Gletscher existieren. In die Schlagzeilen geriet vergangenen Sommer der Gletscher Hintereisferner. Dieser hatte bereits Ende Juni den sogenannten Glacier Loss Day erreicht (wir berichteten).

Gletscher gelten als wichtige Süßwasserspeicher. Daher sind diese für die Wassergewinnung extrem wichtig. Die Wassermassen, de in den Gletschern gespeichert sind, sorgen dafür, dass durch das Schmelzwasser in den trockeneren Monaten genügend Wasser in den Flüssen und Seen zur Verfügung steht. Außerdem füttern viele Gletscher die großen Speicherkraftwerke wie jenes im Kaunertal oder Sellrain-Silz. Wird das Gletscherwasser knapp wird es auch hier zu Problemen mit der Stromerzeugung kommen.

Die Gletscher ziehen sich immer weiter zurück: 
Hintereisferner im Juni 2018 und 2022 Blick auf den Hintereisferner am 23. Juni 2018 (links) und am 23. Juni 2022 (rechts). 2018 gilt als schlechtes Jahr für die Massenbilanz des Gletschers. 2022 ist die Situation aber nochmals dramatisch schlechter, da bereits im Juni kaum mehr eine schützende Schneedecke vorhanden ist.  
 | Foto: www.foto-webcam.eu
  • Die Gletscher ziehen sich immer weiter zurück:
    Hintereisferner im Juni 2018 und 2022 Blick auf den Hintereisferner am 23. Juni 2018 (links) und am 23. Juni 2022 (rechts). 2018 gilt als schlechtes Jahr für die Massenbilanz des Gletschers. 2022 ist die Situation aber nochmals dramatisch schlechter, da bereits im Juni kaum mehr eine schützende Schneedecke vorhanden ist.
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Trockene Böden erhöhen das Problem

Gerade während langer Trockenperioden trocknen die Böden aus. Aber gerade ausgetrocknete Böden können weniger Wasser aufnehmen: sprich bei großen Regenmengen kann der Boden dieses nicht mehr aufnehmen. Die Bodenoberfläche wirkt nahezu wasserabweisend. Das Wasser fließt, anstatt in den Boden einzudringen, an der Oberfläche ab. Das wenige, versickernde Regenwasser muss zunächst den gesamten Boden durchfeuchten, bevor es bis in die Grundwasserschichten darunter fließen kann.  Daher werden die Grundwasserreserven bei kurzem Starkregen während Trockenperioden nicht aufgefüllt.

Verdunstung und Starkregen

Auch in Österreich spürt man den Klimawandel: Die Spanne zwischen langen niederschlagsfreien Phasen und Starkregen wird immer größer. Das heißt, die Niederschläge treffen dann auf bereits ausgetrocknete Böden. Steigen die Temperaturen, kann die Atmosphäre mehr Wasserdampf aufnehmen. Dieser steht dann auch den Gewitterwolken zur Verfügung. Die Menge an Wasserdampf, die aufgenommen werden kann, nimmt um rund sieben Prozent pro Grad Erwärmung zu.

Auch über wärmeren Gewässern kann mehr Wasser verdampfen. Das heißt, die Verdunstungsrate steigt. Der Wasserdampf kommt meist nicht am Ort der Verdunstung als Niederschlag wieder herunter. Aufgrund von Strömungen in der Luft kommt es gerade in feuchteren Gebieten zu mehr Niederschlag. Tage mit Starkregen nehmen insgesamt zu, Tage mit geringem Niederschlag tendenziell ab. Die Perioden ohne Niederschlag werden länger.

Im Bereich des Tunnels: Weg weggebrochen. | Foto: privat
  • Im Bereich des Tunnels: Weg weggebrochen.
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Niederschlagsmenge

Beispielsweise lag im Feber 2023 das Niederschlagsdefizit in Tirol bei minus 20 Prozent im Vergleich zum Durchschnitt der vergangenen 10 Jahre. Aber generell waren die vergangenen Jahre im Vergleich zu trocken bei gleichzeitig steigenden Jahrestemperaturen. Allerdings ist die durchschnittliche Niederschlagsmenge während einer bestimmten Periode immer mit Vorsicht zu betrachten. Denn in vielen Regionen bleibt zwar die durchschnittliche Niederschlagsmenge gleich, fällt aber in einem kurzen Zeitraum nach einer längeren Trockenperiode in Form von Starkregenereignissen. Niederländische Wissenschaftler konnten zeigen, dass auch die Niederschlagsintensität von dieser oft kurzen und heftigen Regenfälle von der Temperatur abhängen. Diese Wissenschaftler zeigten, dass derartige Starkniederschläge pro Grad Erwärmung um rund 10 Prozent in Österreich steigen werden.

Steigender Wasserverbrauch bei sinkenden Wasserressourcen

Auch wenn Tirol ein wasserreiches Bundesland ist, hat der Klimawandel auch hier Einfluss auf die Wasserrecourcen. Weniger Niederschlag und höhere Temperaturen mit mehr Hitzetagen könnten zum Problem werden. Gleichzeitig wird aber auch der Wasserverbrauch durch steigende Bevölkerungszahlen mehr werden. Auch die Landwirtschaft wird aufgrund des fehlenden Niederschlags mehr bewässern müssen.

*Die Umfrage ist nicht repräsentativ

Mehr zum Thema Wasser in Tirol auf unserer Themenseite

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