Über Trauer und Tod reden
ROHR. Trauerrednerin Sonja Uhrlich begleitet Menschen in der Zeit des Abschieds

- Foto: Sonja Uhrlich
- hochgeladen von Anita Buchriegler
Sonja Uhrlich aus Rohr ist Trauerrednerin. Mit ihrem feinen Gespür für Menschen ist es ihr ein Anliegen, den Verstorbenen einen würdevollen Abschied zu bereiten. In ihren Abschiedsreden stellt sie den Verstorbenen mit all seinen Eigenarten noch einmal in den Mittelpunkt und schenkt ihm so Zeit und Anerkennung. "Es ist mir wichtig, jedem Hinterbliebenen einen Moment der liebevollen Erinnerung zu schenken".
Lebensgeschichte lebendig in Trauerreden verpackt
"Ich erzähle seine Geschichte, beschreibe wie der jeweilige Mensch war - auch liebevolle Anekdoten dürfen in einer Trauerrede Platz haben - dabei darf ruhig auch einmal geschmunzelt werden! Das ist es, was mir an meinem Beruf Freude macht!" erzählt die Trauerrednerin aus Rohr. Im Umgang mit den Hinterbliebenen erfordert der Beruf der Trauerrednerin sehr viel Feingefühl. Wird Sonja Uhrlich zu einer Trauerfamilie gerufen, so setzt sie sich zuerst mit den Hinterbliebenen zusammen, schenkt ihnen Zeit und hört den Menschen zu. "Über die eigene Trauer zu sprechen ist wichtig, um diese zu verarbeiten", weiß Uhrlich. Durch ihre feinfühlige Gesprächsführung erhält sie die Informationen, die ihre Abschiedsrede später zu etwas Besonderem machen. "Jeder Abschied und jedes Sterben ist individuell. Meine Reden sind nie gleich, weil jeder Mensch einzigartig ist. So individuell verschieden wie wir Menschen, sind auch Tod und Abschied."
Sterbebegleitung
Die Rohrerin bietet überdies auch Sterbebegleitung an. "Viele Menschen sind im Umgang mit sterbenden Angehörigen überfordert. Werde ich zu einem Sterbenden gerufen, mache ich mir zuerst einen Termin mit den Angehörigen aus, um mir ein Bild zu machen. Danach mache meist ein bis zweimal pro Woche Hausbesuche, wo ich auf die Bedürfnisse des Sterbenden eingehe. Hier achte ich auf Kleinigkeiten. Das Wichtigste ist, dass man einfach für den Menschen da ist und ihm Zeit schenkt. Ich horche mir die Erzählungen dieser Menschen an. Manchmal drehe ich das Bett um, sodass der Sterbende aus dem Fenster sehen kann, arbeite mit ätherischen Ölen oder spiele Musik im Radio ab, die er gerne hat. Manchmal begleite ich aber auch einsame Menschen im Altenheim. So besuche ich derzeit alle zwei Wochen eine Dame die im Rollstuhl sitzt, höre ihr zu und leiste ihr etwas Gesellschaft.
Durch eigene Trauer-Erfahrungen zum Beruf gefunden
Der Beruf der Trauerrednerin ist nicht alltäglich. Sonja Uhrlich hat durch eigene Trauer-Erfahrungen und einer gewissen Faszination an Tod und Sterben zu diesem Beruf "hingefunden". Schlüsselerlebnisse waren die Begräbnisse ihrer Großeltern. "Ich war noch sehr jung damals und kann mich noch gut erinnern wie ich vor den aufgebahrten Großeltern stand", erzählt Uhrlich. "Aber keiner hat mir geholfen die Trauer zu verarbeiten und zu verstehen, was hier passiert ist. Über den Tod wurde zu dieser Zeit einfach nicht gesprochen."
Sich Zeit nehmen für ältere Angehörige
In den letzten Jahren hat sich Sonja Uhrlich intensiv mit der eigenen Endlichkeit auseinandergesetzt. Neben diversen Ausbildungen hat sie sich auch energetisch damit beschäftigt. "Ich habe keine Angst vor dem Tod, seit ich mich mit meiner eigenen Endlichkeit auseinandergesetzt habe. In meiner Arbeit möchte ich auch anderen Menschen helfen, diese Angst zu überwinden. Grundsätzlich ist in meiner Arbeit Zeit ein sehr wichtiger Faktor. Ich erlebe immer wieder, dass viele Menschen beim Altwerden und Sterben völlig allein sind! Dass niemand da ist, der sich Zeit für sie nimmt!" Uhrlich betont, wie wichtig es ist, sich Zeit für ältere Angehörige zu nehmen - Zeit im Leben, aber auch Zeit zum Sterben.
Buch als Hilfestellung zum Verarbeiten von Trauer
Sonja Uhrlich ist überdies Autorin. "Ich und meine Trauer" betitelt sich ihre Buch, das durch die schwierigen Zeiten des Lebens begleiten soll. Grundlage dazu waren wiederum persönliche Erfahrungen. "Manche Menschen haben keine Ahnung wie sie mit ihrer Trauer umgehen sollen und unterdrücken ihre Gefühle. Manchmal hilft es beispielsweise einen Brief an den Verstorbenen zu schreiben, aber auch sich seiner Trauer bewusst zu werden und Trauer auszuleben und zuzulassen. Egal was andere sagen und welche " Ratschläge" sie geben, jede Trauer ist individuell und keiner hat das Recht zu sagen wie und wie lange Trauer sein soll." Das 62 Seiten umfassende Bändchen, das neben Uhrlichs Hilfestellungen auch Zitate, Gedichte und Platz für persönliche Notizen enthält, ist auf ihrer Homepage www.trauerrednerin-uhrlich.at erhältlich.
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