Studie Med Uni Graz
So "super" ist das Superfood Aronia wirklich

Die Aroniabeere hat viele Inhaltsstoffe, die sie zu einem potenziellen "Superfood" macht. Doch sind ihre Wirkung wirklich für alle so "super"? Das untersuchte jüngst eine Studie an der Med Uni Graz. | Foto: RMA
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Die Aroniabeere, die auch in der Steiermark angebaut wird, gilt als Superfood aufgrund ihres hohen Polyphenolgehalts und anderer Nährstoffe. Doch wie gut nimmt der Körper diese Stoffe auf? Welche Auswirkungen hat die Aroniabeere auf das Darmmikrobiom? Eine Studie der Med Uni Graz untersuchte diese Fragen.

STEIERMARK/GRAZ. Der Titel "Superfood" wurde schon vielen Nahrungsmittel verliehen.  Aloe Vera soll ein solches sein, ebenso wie Chia Samen, Ingwer, Avocado und eben die Aroniabeere. Der Begriff "Superfood" selbst steht für Samen, Früchte, Gemüse, Nüsse und co, denen eine besonders gesundheitsfördernde Wirkung aufgrund ihrer jeweiligen Inhaltsstoffe nachgesagt wird. 

Einer der Gründe, weshalb so manches Nahrungsmittel zum "Superfood" erklärt wird, liegt in deren hohen Polyphenolgehalt. Polyphenole kommen ausschließlich in Pflanzen vor und sollen antioxidativ wirken, das Immunsystem stärken und das Krebsrisiko senken. 

Die Aroniabeere ist besonders reich an Polyphenolen. | Foto: Kagerer
  • Die Aroniabeere ist besonders reich an Polyphenolen.
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Aroniabeere strotzt vor Inhaltsstoffen

An der Med Uni Graz untersuchte ein Team rund um Sandra Holasek vom Lehrstuhl für Immunologie des Otto Loewi Forschungszentrums eines dieser Superfoods, nämlich die Aroniabeere. Diese ist reich an Polyphenolen, kann aber auch mit Vitaminen und Provitaminen aufzeigen.

Noch unklar ist jedoch, wie gut der menschliche Körper imstande ist, diese Inhaltsstoffe auch aufzunehmen und für sich zu nutzen. "Bioverfügbarkeit", nennt sich dieser Mechanismus. Ein weiteres großes Thema in Hinblick auf die Aroniabeere sind aber auch Unverträglichkeiten. Diese wurden auch schon vom Team rund um Sandra Holasek  öfter beobachtet.

Sandra Holasek leitet die Forschungseinheit „Nutrition and Metabolism“ am Otto Loewi Forschungszentrum. | Foto: Med Uni Graz
  • Sandra Holasek leitet die Forschungseinheit „Nutrition and Metabolism“ am Otto Loewi Forschungszentrum.
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Wem kann Aronia wirklich nützen?

Der Frage der Unverträglichkeiten widmete sich nun eine Pilotstudie an 40 Frauen in einem Alter zwischen 18 und 40 Jahren, bei der die Auswirkungen von Aroniasaft auf das Darmmikrobiom untersucht wurde.

In einer randomisierten, verblindeten und kontrollierten Studie tranken 40 Frauen über sechs Wochen hinweg zweimal täglich 100ml Aroniasaft - oder ein Placebogetränk. Die Aufteilung der Teilnehmerinnen in die beiden Studiengruppe erfolgte nach dem Zufallsprinzip.

Rund die Hälfte der Frauen aus der Aronia-Gruppe berichteten nach den sechs Wochen über Unverträglichkeiten, wie Blähungen, Bauchschmerzen, Schwindelgefühl und Durchfall. In der Kontrollgruppe, welche nur das Placebo-Getränk ohne Wirkstoffe erhalten hatte, berichtete nur eine der Frauen über eine Intoleranz.

Die Aroniabeere ist besonders reich an Polyphenolen. | Foto: Kagerer
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(Un-)Verträglichkeit zeigt sich im Darm

Die Forscher der Med Uni Graz untersuchten daraufhin die Darmflora der Teilnehmerinnen, um herauszufinden, ob sich diese unterscheiden würden, je nachdem, ob eine Frau über Unverträglichkeiten klagte oder nicht.

Es zeigte sich, dass bei Frauen, die den Aroniasaft gut vertragen hatten, auch die Diversität des Mikrobioms, also der Besiedelung des Darms mit Mikroorganismen, zugenommen hatte. Gleichzeitig wurde hier auch mehr Gallensäure produziert, welche dem Körper bei der Verstoffwechslung von Polyphenolen hilft.

Umgekehrt blieb das Mikrobiom jener Frauen, die über Unverträglichkeits-Reaktionen berichteten, unverändert. Allerdings kam es zu einer verstärkten Gasbildung.

Welche Mechanismen genau dahinterstecken, konnte bisher nicht geklärt werden, was weiter und vor allem größere Studien nötig macht.

Doch kein Allheilmittel für alle

Die Aroniabeere hat also definitiv das Potenzial als Superfood, ihre Verträglichkeit ist aber individuell verschieden. Die Studie der Med Uni Graz liefert erste Hinweise darauf, dass die individuelle Anpassung der Dosis in der Polyphenolzufuhr wichtig sein könnte. Weitere Forschung ist jedoch nötig, um die genauen Auswirkungen der Aroniabeere auf die Gesundheit zu verstehen.

Mehr über die Studie

Der Artikel bezieht sich auf eine Studie an der Med Uni Graz, welche unter folgendem Zitat zu finden ist:

Lackner Sonja, Holasek Sandra et al. (2024), "Interindividual differences in aronia juice tolerability linked to gut microbiome and metabolome changes-secondary analysis of a randomized placebo-controlled parallel intervention trial" Microbiome. 2024 Mar 9;12(1):49.

Steckbrief Sandra Holasek:
Sandra Holasek leitet die Forschungseinheit „Nutrition and Metabolism“ am Otto Loewi Forschungszentrum. Im Fokus stehen das nutritive Assessment und Methoden zur Standardisierung von Ernährungsinterventionen, Messung der Körperzusammensetzung, Nährstoffaufnahme und Analyse relevanter Metabolite (Schwerpunkt Adipozytenbiologie). Ein weiterer Fokus ist der Einfluss von Nahrungsqualität und Darmmikrobiom auf das Immunsystem in Zusammenhang mit Essstörungen, Lifestyle, Körperfett und Lebensalter.

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