Kampf um die Almen
30 Tiere durch Wölfe gerissen – neues Gesetz hilft

- Der Wolf treibt weiter sein Unwesen, zuletzt im Mölltal.
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Bereits 30 tote Nutztiere durch den Wolf in diesem Jahr in Kärnten. Bezirk Spittal ist Hotspot. Risse konnten zumindest reduziert werden. Alm- und Weideschutzgesetz fruchtet. Unterstützung auf EU-Ebene ist gefragt.
BEZIRK SPITTAL, KÄRNTEN. Die Wolfsangriffe in Oberkärnten, besonders in der Kreuzeckgruppe, sorgen für große Besorgnis unter den Bauern. Josef Obweger, Obmann des Kärntner Almwirtschaftsvereines, schildert im Gespräch mit MeinBezirk die aktuelle Situation: "Die Kreuzeckgruppe ist bereits seit ein paar Jahren besonders stark betroffen und gerade hier befinden sich zahlreiche Schafe in den Sommermonaten auf den Almen. In dieser Region wurde bereits 2023 ein Wolfsrudel nachgewiesen." Obweger wird laufend von Wolfsangriffen informiert. Direkter Ansprechpartner für die betroffenen Tierbesitzer ist jedoch die Risshotline des Landes Kärnten. "Neben dem Wolfsbeauftragten gibt es fünf Rissgutachter, von denen immer einer im Dienst ist, auch am Wochenende. Es gibt eine gut funktionierende Kommunikation, sodass wir im Almwirtschaftsverein ständig am Laufenden sind."
Bezirk ist Hotspot
Kärntenweit war und ist der Bezirk Spittal in diesem Almsommer von Wolfsangriffen auf Almvieh hauptbetroffen. Es befinden sich auch nahezu die Hälfte der Kärntner Almen in diesem Gebiet. Die Kreuzeckgruppe und der Grenzbereich zu Osttirol gelten als Hotspots. "Es ist absolut kein ausschließliches Schafthema, wie von vielen fälschlicherweise immer wieder behauptet wird", sagt Obweger. So gibt es auffällig viele Rückmeldungen durch Hirten und Tierbesitzer, dass Rinderherden plötzlich über Nacht ihr Verhalten komplett verändern. "Durch den Kontakt mit Wölfen werden diese damit auch noch unberechenbarer für die Almbesucher, insbesondere für Wanderer mit Hunden."

- Josef Obweger
- Foto: Privat
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"Höchst emotional"
Für die betroffenen Landwirte ist das Thema höchst emotional: "Wir haben überwiegend sehr kleinstrukturierte Betriebe, da ist der persönliche Bezug zu den Tieren noch einmal höher. Es gibt großes Unverständnis darüber, dass innerhalb der EU ein Großraubtier, das nicht auf der roten Liste gefährdeter Tierarten der IUCN steht und keinen natürlichen Feind hat, so bedingungslos unter Schutz gestellt wird und damit die artgerechteste Form der Haltung von Nutztieren – die Alpung – gefährdet." Auch laut Obweger wäre eine Lockerung des Schutzstatus auf Bundes- und europäischer Ebene dringend notwendig.
Betrifft gesamte Bevölkerung
Es gibt mittlerweile bereits einige Schafbauern, die aus Sorge um ihre Tiere diese nicht mehr auf die Alm auftreiben. Durch die fehlende Beweidung "verstrauchen" und "verwalden" diese Almen, die Lawinen- und Erosionsgefahr steigt und ökologisch wertvolle offene Kulturlandschaft mit besonders hoher Biodiversität geht verloren. "Es ist also ein Thema, das bei weitem nicht nur die Alm- und Berglandwirtschaft, sondern sehr stark auch den Tourismus und die Freizeitnutzung, ja eigentlich die gesamte Bevölkerung betrifft", erklärt Obweger.
Kärntner Gesetz fruchtet
Zumindest das seit Mai laufende Kärntner Alm- und Weideschutzgesetz habe bereits gefruchtet. Bisher war ein Eingreifen bei Schadwölfen erst nach einer größeren Anzahl bestätigter Wolfsrisse möglich. Mit dem nunmehr beschlossenen Gesetz kann nun wesentlich rascher gehandelt werden. "Das ist eine wesentliche Verbesserung und auch österreichweit einzigartig. Uns wurde von sogenannten Experten immer wieder gesagt, dass Abschüsse nichts bringen, ja die Situation sogar verschlimmern würden. Die Entwicklung in Kärnten in den letzten Jahren beweist genau das Gegenteil." Vor zwei Jahren wurden 400 Nutztierrisse dokumentiert, letztes Jahr 133. In diesem Jahr sind es bisher rund 30. "Das ist zumindest eine Perspektive, eine Entwicklung in die richtige Richtung", sagt der Millstätter, der darauf hinweist, dass die Risse in nächster Zeit nicht ganz verhindert werden können: "In Italien leben mehr als 3000 Wölfe. Da werden immer wieder welche zu uns kommen. Die Zahlen in Kärnten beweisen jedoch, dass es mit einer gezielten Bejagung möglich ist, deren Verhalten zu beeinflussen und Schäden an Nutztieren wesentlich zu reduzieren."


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