Sommergespräch
"Konservative Wege haben in Sackgassen geführt"

- David Egger, Landesparteivorsitzender der Salzburger SPÖ und seine Traumkollage.
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VIDEO: Die diesjährigen Bezirksblätter Sommergespräche haben gestartet. Zweiter Gesprächspartner ist David Egger, der neue Landesparteivorsitzende der Salzburger SPÖ.
SALZBURG. Heuer stellen die Bezirksblätter die Sommergespräche unter das Motto „Träum dein Salzburg“. Mit den Parteichef/innen des Landes sprechen wir über ihre Visionen für Salzburg und über Möglichkeiten, Salzburg weiterzubringen.
Herr Egger, sind Sie in den ersten Monaten gut an der Parteispitze angekommen?
DAVID EGGER: Ja. Es braucht einen Neustart in der Salzburger Sozialdemokratie und in der Salzburger SPÖ. Dass mir die Chance gegeben wurde, das voranzutreiben, ist ein unglaublicher Schritt für mich. Ich habe das Amt angenommen, weil ich davon überzeugt bin, dass dieser Weg für mich und für die Salzburger ein erfolgreicher sein wird.

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Sie sollen für einen neuen Stil, eine neue Generation und für Aufbruchsstimmung in der Salzburger SPÖ stehen bzw. sorgen. Wie können Sie diesen Anforderungen gerecht werden?
DAVID EGGER: Ein Neustart geht nur mit neuen Gesichtern. Ich stehe für diesen Neustart. Neuer Stil meint, dass wir organisatorisch ein neues Handwerk lernen müssen. Denn wir haben gesehen, dass wir uns verändern müssen, damit wir unsere Zukunftsvisionen auch kommunizieren können. Ich bin unbelastet, habe keine politische Akademie im Hintergrund und auch keine Vorfeldorganisation von innen gesehen. Das ermöglicht mir einen weiten Blickwinkel. Ich komme aus der Privatwirtschaft aus einem großen Unternehmen, wovon ich viele Dinge mitnehmen kann.
Sie wollen die Organisation SPÖ Salzburg also wie ein Unternehmen führen. Wird das "von innen" gelingen, oder muss man sich da Unterstützung von außen holen?
DAVID EGGER: Mich umgibt ein neues, junges Team aus Leuten, die etwas Voranbringen wollen. Aber wir holen uns auch Experten von außen, die Prozesse und Workflows implementieren, um die Organisation SPÖ Salzburg fortschrittlicher zu gestalten. Wir haben bereits einige neue Maßstäbe gesetzt, was die Kommunikation und das Organisatorische angeht. Erste Ergebnisse daraus werden wir im Herbst präsentieren.

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Sie kommen ja aus der Kommunalpolitik. Sie sind in der ersten Periode Vizebürgermeister in Neumarkt. In Ihren 20ern haben Sie in der Gemeindevertretung begonnen. Von Ihren Parteikollegen wird diese „Basis“ in der Kommunalpolitik immer als einer Ihrer Vorzüge herausgestrichen. Sehen Sie das auch als Vorteil? Sind Kommunalpolitiker, vielleicht die besseren Politiker?
DAVID EGGER: (lacht) Es ist auf jeden Fall die beste Schule. Man bekommt mit, was draußen im Ort passiert. Man ist direkt bei den Menschen, im Gasthaus, am Fußballplatz, beim Bäcker und erhält direktes und ehrliches Feedback, womit man dann umgehen muss. Draußen sieht man auch, was man verbessern muss und kann. Das braucht es, wenn man was weiterbringen will.
Ich sehe uns als Ideengeber. Jetzt geht es um die Ideen der Zukunft. Wir wollen unsere Eckpfeiler in den Boden schlagen und das Vertrauen der Salzburger gewinnen. Denn das Ziel ist klar: in Regierungsverantwortung kommen und den ersten Schritt in Richtung Landeshauptmann-Sessel zu setzen.
David Egger Landesparteivorsitzender SPÖ Salzburg
Sind Sie eher Träumer, oder Realist?
DAVID EGGER: Ich bin ein Realist und bodenständig. Um die Ideen von morgen zu verwirklichen, gehören aber auch Träume dazu. Nur so können wir uns weiterentwickeln.

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Welchen Traumberuf hatten Sie als Kind?
DAVID EGGER: Ich wollte Polizist werden, und das war auch mein erster Kontakt mit der Politik. Ich habe mich dafür eingesetzt, dass man als Zivildiener auch zur Polizei darf, was damals nicht möglich war. Ich bin mit dem damaligen Nationalratsabgeordneten Jacky Maier nach Wien gefahren, um diese Petition einzubringen. Auch der heutige Bundeskanzler hat sich meiner Bewegung angeschlossen. Ich war erfolgreich. Über 10.000 Männern ist es seither nicht mehr verwehrt geblieben, sich bei der Polizei zu bewerben, Berufsjäger zu werden oder eine Karriere im Bundesheer zu starten.
Sie sind aber dann doch kein Polizist geworden, sondern in der Medienbranche gelandet und Ihnen sind diese Räumlichkeiten nicht unbekannt. Sie waren ja auch einmal für die Bezirksblätter tätig?
DAVID EGGER: Das waren die ersten Berührungspunkten mit dem Journalismus. Ich konnte schon viele Leute kennenlernen und habe das Grundhandwerk gelernt.
Jetzt sitzen Sie sozusagen auf der anderen Seite und beantworten Fragen, statt welche zu stellen. Fühlt sich das richtiger an für Sie?
DAVID EGGER: Ich fühle mich sehr wohl hier. Ich weiß aber durch meine Erfahrung bei den Medien auch, wie wichtig es ist, das Themen und Entscheidungen kritisch hinterfragt werden.
Was ist der größte Traum, den Sie sich je erfüllt haben?
DAVID EGGER: Das war die Entscheidung mich für den Polizeiberuf einzusetzen.
Haben Sie einen Lebenstraum?
DAVID EGGER: Ich lebe meinen Lebenstraum. Ich habe seit neun Jahren ein tolle Partnerin und wir haben eine schöne Wohnung. Wir bereisen gerne Europa mit unserem Campingbus, was auch ein Traum war, den wir uns erfüllt haben.
Sie sind gerade auf David-Egger-Tour durch Salzburg. Werden Sie da mit Träumen konfrontiert?
DAVID EGGER: Nicht nur Träume werden angesprochen, wir werden auch mit unbequemen Dingen konfrontiert, wo uns der konservative Weg in eine Sackgasse geführt hat und wo veraltete Strukturen Barrieren aufgebaut haben. Aber genau das müssen wir hören und da müssen wir ansetzen.
Video online:
Obwohl in Salzburg viele soziale Themen – also rote Kernthemen – anstehen, hat es die SPÖ in den letzten Jahren nicht geschafft, diese Themen für sich zu nutzen. Ich denke an leistbares Wohnen, Ausbau der Kinderbetreuungsplätze, Pflegenotstand, öffentlicher Verkehr usw. Warum ist das nicht geglückt?
DAVID EGGER: Daran arbeiten wir gerade. Der konservative Weg hat uns in eine Sackgasse geführt. Die Eckpfeiler müssen eingeschlagen werden. Dazu braucht es die Kommunikation unseres fortschrittlichen Konzeptes, die Positionierung und den richtigen Spitzenkandidaten. Ich bin fest entschlossen, bei der nächsten Landtagswahl den Schritt in Richtung Landeshauptmann-Sessel zu setzen und in Regierungsverantwortung zu kommen.
Lassen Sie uns träumen: Was soll sich in Salzburg in zehn Jahren verändert haben?
DAVID EGGER: Mein Traum ist, dass jede Familie in Salzburg die Chance hat, sich etwas aufzubauen; die gleichen Chancen auf eine gute Ausbildung, auf einen Betreuungsplatz, auf einen sicheren Arbeitsplatz und ein leistbares Zuhause bekommt.
Was braucht es zur "Traumverwirklichung" im Bereich Wohnen?
DAVID EGGER: 330 Millionen Euro kassiert das Land an Förderungen für den geförderten Wohnbau, budgetiert werden aber gerade mal 147 Millionen Euro und davon sind über 20 Millionen Euro im vergangenen Jahr übrig geblieben. Die Gemeinden und das Land Salzburg müssen aktive Bodenpolitik betreiben und mehr geförderte Mietwohnungen bauen – mindestens 1.000 Wohnungen im Jahr. Die Flächen sind knapp, aber an diese müssen die Kommunen herankommen. Hier kann man über das Raumordnungsgesetz viel machen. Man muss auch neue Konzepte andenken – z.B. auf Lebensmittelgeschäfte Wohnungen draufbauen und nicht beim vierten Stock aufhören.
Welche ist Ihre Vision von einem zukunftsfitten Schulsystem?
DAVID EGGER: Wir haben gesehen, dass ein konservativer Weg auch hier in eine Sackgasse führt. Allen Kindern muss ein Laptop oder ein Tablet zur Verfügung gestellt werden. Außerdem müssen sie in der Nutzung dieses Arbeitsgerätes unterrichtet werden. Wenn man eine neue Beschäftigung beginnt, ist es selbstverständlich, dass man einen funktionierenden Laptop mit dem Betriebssystem und notwendigen Programmen drauf erhält und natürlich W-Lan hat. Dass wir das in vielen Schulen nicht haben, ist für mich unverständlich. Da muss mehr vom Land und vom Bildungsministerium kommen.
Traumcollage
Sie haben für uns vorab eine „Traumcollage“ gestaltet. Diese werden wir uns jetzt gemeinsam ansehen.

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Symbol Sport:
Ich bin in den Sportvereinen mit Tischtennis, Fußball, Beachvolleyball usw. groß geworden. Aus dieser Zeit habe ich viel mitgenommen – Teamgeist, Freundschaften, die Erkenntnis, was Sport mir bieten kann. Wir müssen das Augenmerk auf unsere Vereine legen. Die Vereine brauchen Unterstützung, denn es ist unglaublich, was dort geleistet wird. Sie fördern unsere Kinder. Mein Traum ist es, wieder größere und mehr Sportveranstaltungen nach Salzburg zu bekommen.
Symbol Familie:
Mein Traum ist, dass jede Familie in Salzburg die Chance hat, sich etwas aufzubauen; die gleichen Chancen auf eine gute Ausbildung, auf einen Betreuungsplatz, auf einen sicheren Arbeitsplatz und ein leistbares Zuhause bekommt.
Symbol Lebensmittel:
Wir müssen regionale Produktkreisläufe mehr wertschätzen und nutzen – um die Produzenten zu Unterstützen und die Umwelt zu schützen. Wir können uns aus der Region versorgen und sollten das auch tun.
Symbol Berg/Alm:
Salzburg ist für mich nicht nur die Festspiele sondern auch die Berge und die schöne Natur. Da hängt der Tourismus dran, daher müssen wir sie schützen.
>>VIDEO<< vom Sommergespräch mit David Egger.
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