Coronavirus in Salzburg
Arztpraxen spielen Spitäler frei

- Christoph Fürthauer ist Arzt für Allgemeinmedizin in Pfarrwerfen und Vizepräsident der Salzburger Ärztekammer.
- Foto: Ärztekammer Salzburg
- hochgeladen von Julia Hettegger
Die Salzburger Ärztekammer fordert, dass die niedergelassenen Ärzte in alle Hilfsprogramme auf Bundes- und Landesebene im vollen Umfang eingebunden werden.
SALZBURG (jb). Durch die Corona-Situation fallen Routine- und Vorsorgeuntersuchungen bei den niedergelassenen Ärzten und Hausärzten in Salzburg aus. Damit sinkt das Praxishonorar deutlich. Betriebs- und Personalkosten fallen natürlich trotzdem an. Die niedergelassene Ärzte halten dennoch offen, um den Druck von den Spitälern fernzuhalten. Gleichzeitig sollen Patienten aber Arztbesuche meiden, denn es gibt kaum Schutzausrüstung für sie. Christoph Fürthauer ist Arzt für Allgemeinmedizin in Pfarrwerfen und Obmann der niedergelassenen Ärzte Salzburgs. Er weiß, was sein Berufsstand gerade leistet und kennt die Probleme.
Wir sprechen aktuell viel über die Pfleger und Ärzte in den Krankenhäusern, aber wie stellt sich die Arbeitssituation für die niedergelassenen Ärzte dar?
CHRISTOPH FÜRTHAUER: Wir erleben eine große Umstellung unserer Arbeitsgewohnheiten. Wir sehen viel seltener unsere Patienten von Angesicht zu Angesicht, telefonieren noch wesentlich häufiger als vor Ausbruch der Krisensituation. Insgesamt haben wir weniger Patientenkontakte, diese allerdings mehr über den Tag verteilt und sind somit zeitlich durchaus beschäftigt.
"Uns allen fällt es dabei nicht leicht, vom bisher gewohnten vertrauensvollen Visavis abzugehen."
Christoph Fürthauer, Obmann der niedergelassenen Ärzte Salzburgs
Welche Aufgaben übernehmen die niedergelassenen Ärzte in der Corona-Situation?
CHRISTOPH FÜRTHAUER: Zum einen sind wir mit akuten Infekten, Schmerzzuständen, psychischen Problemen und/oder Ähnlichem konfrontiert. Hier ist die Herausforderung, möglichst eingehend und für die Patienten zufriedenstellend am Telefon die Situation zu klären und mit den nötigen Ratschlägen und medikamentösen Behandlungen zu bewältigen. Zum anderen sind es die Beratungen im Verlauf von chronischen Erkrankungen, nötige Kontrollwerte abzufragen und Therapieänderungen mitzugeben. Immer bleibt die große Herausforderung, den Punkt nicht zu übersehen, wo wir Patienten schlussendlich doch persönlich sehen müssen, sei es in der Ordination oder bei einer Visite.

- Ärzte "empfangen" ihre Patienten derzeit vor allem am Telefon.
- Foto: MEV
- hochgeladen von Julia Hettegger
Was sind die großen Herausforderungen für die niedergelassenen Ärzte derzeit?
CHRISTOPH FÜRTHAUER: Alle niedergelassenen Ärzte versuchen derzeit, möglichst den Druck von den Spitälern zu nehmen, damit diese sich für das zu erwartende hohe Aufkommen an Covid-19-Erkrankten vorbereiten können. Dabei sollen wir so wenig Patienten wie möglich persönlich sehen, um ganz allgemein die rasche Verbreitung des Virus zu unterdrücken. Uns allen fällt es dabei nicht leicht, vom bisher gewohnten vertrauensvollen Visavis abzugehen.
Es kommt aktuell zum Patientenschwund, weil Routine- und Vorsorgeuntersuchungen abgesagt werden. Was bedeutet das für Ihre Berufsgruppe?
CHRISTOPH FÜRTHAUER: Sehr gefordert sind wir mit dieser Behandlungs- und somit Systemumstellung auch dadurch, dass durch die reduzierten Leistungen auch das Praxishonorar deutlich sinkt und dennoch die laufenden Betriebs- und Personalkosten geleistet werden müssen.
Was bedeutet das finanziell? Geht es hier ums Überleben?
CHRISTOPH FÜRTHAUER: Die Salzburger Ärztekammer erwartet, dass die niedergelassenen Ärzte in alle Hilfsprogramme auf Bundes- und Landesebene im vollen Umfang eingebunden werden. Das ist nicht nur ein Anspruch aufgrund von Respekt und Fairness, sondern eine Forderung zur nachhaltigen Sicherung der medizinischen Versorgung in Salzburg.
______________________________________________
Appell der Österreichische Ärztekammer an die Bundesregierung:
Die Bundeskurie niedergelassene Ärzte hat am 5. April eine Resolution über schnellstmöglich durchzuführende Maßnahmen in Zeiten der Gesundheitskrise beschlossen.
>>HIER<< lesen Sie den Inhalt der Resolution.
______________________________________________
Petition gestartet
"Die Lage ist sehr ernst, für viele niedergelassene Ärzte (gerade am Land) geht es ums Überleben", sagt auch Dr. Sebastian Huber, niedergelassener Facharzt für innere Medizin, Abgeordneter zum Landtag (Neos) und zweiter Landtagspräsident . "Nach Corona braucht es hier eine Strukturförderung, damit gerade für junge Ärztinnen und Ärzte es erstrebenswert bleibt, niedergelassenerer Arzt/Ärztin zu werden." Der Arzt und Politiker hat daher eine Petition
gestartet, die bereits 2.185 Unterstützer in Österreich gefunden hat.
>>HIER<< erfahren Sie mehr


Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.