Regionalitätspreis-Sieger
ComCom überzeugte mit Applikation für Gehörlose

ComCom ist eine Vermittlungsplattform, die Dolmetscher für die Kommunikation zwischen gehörlosen und hörenden Personen zur Verfügung stellt. Damit wirkt sie den Hürden des Dolmetschermangels in Österreich entgegen und stärkt die Integration von Gehörlosen in die Gesellschaft. Das Projekt von Daniel Pühra wurde nun mit dem Salzburger Regionalitätspreis ausgezeichnet.

SALZBURG. Der Salzburger Regionalitätspreis 2024 hat in der Kategorie "Start-Ups Salzburg" das junge Unternehmen ComCom zum Sieger gekürt. Mit einer Anwendung, welche die Lebensqualität von Menschen mit Hörbeeinträchtigung verbessern und bei Notfällen Hilfe leisten soll, konnte die Jury überzeugt werden.

So funktioniert ComCom

ComCom ist eine Applikation, mit der Dolmetschleistungen für die Kommunikation zwischen Gehörlosen und Hörenden gefunden werden können.  ComCom ist die erste Anwendung ihrer Art in Österreich. Hierzulande herrscht ein großer Mangel an Gebärdensprachdolmetschern, der dazu führt, dass Gebärdensprachdolmetscher auch schwer zu finden sind. ComCom bringt hier Erleichterung. Hat man als gehörlose Person beispielsweise einen Arzttermin, wo man die Leistungen eines Dolmetschers benötigt, kann dieser zuvor über die Applikation ComCom gefunden und gebucht werden. Die Dolmetschleistung findet zum jeweiligen Termin dann per Videotelefonat statt.

Daniel Pühra ist der Entwickler von ComCom. | Foto: Stefan Schubert
  • Daniel Pühra ist der Entwickler von ComCom.
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Daniel Pühra, der Entwickler von ComCom, ist selbst gehörlos und kennt deshalb die Herausforderungen, die Gehörlosen jeden Tag begegnen. Bei der Suche nach Dolmetschern soll ComCom helfen. Pühra erklärt:

"Zurzeit befinden wir uns noch in der Testphase mit zwei ÖGS-Dolmetschern, die direkt beim Salzburger Gehörlosenverband angestellt sind. Aktuell kann man einen Dolmetscher zwei Wochen vorab buchen, jedoch soll das Videogebärdensprachdolmetschen in der Zukunft spontan möglich sein."

Es braucht nicht viel, um ComCom nutzen zu können. "Ein Smartphone oder Computer ist ausreichend. Die Benutzung ist durch einen Webbrowser möglich. Das heißt, es muss keine App heruntergeladen werden, auch wenn wir es zukünftig anbieten werden. Ein Benutzerkonto kann je nach Wunsch erstellt werden", erklärt Pühra.

Steine am Weg zum Erfolg

Mit der Entwicklung von ComCom begann Daniel Pühra schon während seines Studiums der Wirtschaftsinformatik. Im Rahmen seiner Bachelorarbeit führte er eine Bedarfserhebung für eine App für Gehörlose durch. Als dann der Entschluss zur Entwicklung von ComCom feststand, arbeitete anfangs ein siebenköpfiges Team an der Entwicklung. Die finanziellen Hürden stellten allerdings die größte Herausforderung dar, sodass mittlerweile nur noch eine Person für die Entwicklung von ComCom arbeitet. Förderungen vom Bund oder Land erhielt Daniel Pühra für sein Projekt bisher keine und finanzierte das Projekt deshalb aus seiner eigenen Tasche.

"Ich würde mir wünschen, dass sich die Landesregierung nicht zu sehr zurückhält, sondern gleich aktiv mitmacht und sich das ansieht", wünscht sich Pühra ein offeneres Ohr für sein Projekt und die Bedürfnisse von Gehörlosen.

Daniel Pühra wünscht sich mehr Verständnis und ein offenes Ohr gegenüber Menschen mit Hörbeeinträchtigung und gehörlosen Menschen. | Foto: Stefan Schubert
  • Daniel Pühra wünscht sich mehr Verständnis und ein offenes Ohr gegenüber Menschen mit Hörbeeinträchtigung und gehörlosen Menschen.
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ComCom kommt gut an

Obwohl sich ComCom erst in der Testphase befindet, ist das Feedback stark positiv. Pühra gibt einen Einblick:

"Das Feedback zu ComCom ist sehr positiv. Nutzer loben insbesondere die hohe Bildqualität der Videotelefonie und die benutzerfreundliche Bedienung für Gehörlose. Sie schätzen die Möglichkeit, unkompliziert Terminanfragen zu senden und gewünschte Dolmetscher auszuwählen."

Andere Länder sind uns voraus

"Im Bundesland Salzburg leben etwa 600 gehörlose Menschen", erzählt Gergö Toth, der Leiter des Gehörlosenverbandes Salzburg, und ergänzt, dass nur rund die Hälfte dieser Menschen einem von vier gut organisierten Vereinen angehört. Die Integration in die Gesellschaft, Kommunikationsprobleme und der Mangel an Gebärdendolmetschern seien laut Toth die größten Herausforderungen für Gehörlose. "Die ComCom-Anwendung hilft, diese Hindernisse zu überwinden, indem sie Video-Gebärdensprachdolmetschdienste anbietet und so die Kommunikation zwischen Gehörlosen und Hörenden verbessert", so Toth.

ComCom leiste einen wichtigen Beitrag für Österreichs Gehörlose und Hörende, wobei in unserem Land immer noch viel zu tun sei. Andere Länder wären uns, was die Barrierefreiheit von audiovisuellem Material oder die Bereitstellung von (Video-)Gebärdensprachdolmetschern angeht, noch weit voraus. Mit ComCom wurde aber ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung gesetzt.

Zukunftspläne für ComCom

Der Entwickler von ComCom hat für seine Plattform große Pläne:

"Das Ziel ist es, dass ComCom eine zentrale Plattform für Gehörlose in Österreich bietet und zahlreiche Versorgerfirmen über ComCom erreichbar sind. Darüber hinaus streben wir an, Marktführer in Österreich zu werden und unsere Dienstleistungen in anderen Ländern anzubieten."

Ein Blick in die Zukunft verrät: Daniel Pühra hat viel vor, um ComCom noch besser zu machen. | Foto: Stefan Schubert
  • Ein Blick in die Zukunft verrät: Daniel Pühra hat viel vor, um ComCom noch besser zu machen.
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Mehr zum Salzburger Regionalitätspreis findest du HIER.

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