HOSI Salzburg
"Bild der queeren Community mehr an Realtität anpassen"
Die Geschäftsführerin der HOSI Salzburg, Conny Felice, will die LGBTQIA+ Community breiter denken. Zudem befinde man sich als HOSI in einem Spannungsfeld zwischen "fordern" und "etwas beitragen".
SALZBURG. Bis inklusive Sonntag stand die Stadt Salzburg erstmals eine gesamte Woche ganz im Zeichen des Regenbogens. Die Initiative für die "Pride Week" geht auf die Geschäftsführerin der Homosexuellen Initiative Salzburg (HOSI), Conny Felice, zurück. Sie ist seit Oktober 2021 in dieser Funktion tätig.
"Pride Week" statt "Pride Weekend", demnächst der Umzug in ein neues Vereinszentrum. Es hat sich viel getan in dem knappen Jahr, in dem Sie an der Spitze der HOSI Salzburg stehen. Haben Sie Ihre selbstgesteckten Ziele erreicht?
Conny Felice: Ich bin ein sehr ungeduldiger Mensch, auch mir selbst gegenüber. Daher ist noch nicht alles von dem Anspruch, den ich an mich selbst stelle, erreicht. Aus einer Meta-Position betrachtet denke ich aber, dass wir in der kurzen Zeit dennoch sehr viel umgesetzt haben.
Eines Ihrer zentralen Anliegen ist es, das Bild der HOSI etwas zu verändern und zu zeigen, dass das „Bunte und Schrille“ nur eine kleine Facette der Community abbildet. Oft sind es aber gerade diese Bilder von Menschen, die in den Farben des Regenbogens am CSD-Walk teilnehmen, die in der Gesellschaft präsent sind und vielfach bedient werden. Ist dadurch ein verzerrtes Bild der HOSI entstanden?
Conny Felice: Das Bunte und Schrille war lange Zeit notwendig, um auf Themen aufmerksam zu machen, und ist daher natürlich legitim. Aber die Community ist viel breiter und jetzt geht es darum, auch Menschen zu erreichen, die sich durch diese Bilder nicht angesprochen fühlen.
Im Bundesland Salzburg gibt es – wenn man es an der Unterkante ansetzt – sicher 20.000 Menschen, die sich zur Community zählen. Da müssen wir uns neu positionieren. Wesentlich ist, die Grenzen zur Gesamtgesellschaft durchlässiger zu machen und auch Partner außerhalb der Community zu erreichen, um nicht zu sehr in einer Blase zu agieren. Daher auch das sehr offene Programm in der Pride-Week.
Muss sich auch die Community selbst verändern und öffnen?
Conny Felice: Wir müssen uns die Frage stellen, wie wir von der Gesellschaft wahrgenommen werden. Ich denke, meist werden wir als fordernd wahrgenommen. Wenn man aber immer nur fordernd auftritt, dann stellt man sich selbst in die Opferrolle. Und das sind wir nicht. Die HOSI Salzburg gibt es nun seit über 40 Jahren, wir sind jetzt aus der Pubertät draußen und erwachsen. Also müssen wir uns auch so verhalten.
Das ist ein Spannungsfeld zwischen etwas fordern und etwas beitragen für die Gesellschaft. Denn klar gibt es noch sehr viel zu tun – so braucht es endlich den gesetzlichen Schutz vor Diskriminierung auch im Privatbereich. Aber wir müssen uns auch fragen, welchen Beitrag wir für die Gesellschaft leisten können, Lösungen aufzeigen und unsere Stärke und Kompetenz als HOSI hervorkehren. Etwa durch unsere Bildungsprojekte und Workshops, die wir Schulen und Unternehmen anbieten.
Das neue Vereinszentrum im Andräviertel wird Anfang November bezogen. Wie soll der Standort und das neue Zentrum genutzt werden?
Conny Felice: Es wird modern, urban, offen, mit großen Glasfenstern und soll die Durchlässigkeit zwischen der Community und der Gesamtgesellschaft ermöglichen. Wir wollen mehr Menschen erreichen, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Community. Ich sehe es als ein Dialog-Zentrum mit Veranstaltungen, die für alle zugänglich sind. Die HOSI ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen, das müssen wir auch leben.
Mehr zu den Workshops der HOSI und zu Vielfalt am Arbeitsplatz könnt hier lesen:
Mehr zum CSD in Salzburg findet ihr hier:
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