Keine Einigung mit Land
SOS-Kinderdorf muss Jugendeinrichtung schließen

Das Clearing-house in Salzburg war für rund 20 Jahre ein sicherer Hafen für traumatisierte Kinder und Jugendliche. Jetzt soll es schließen. | Foto: SOS-Kinderdorf
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  • Das Clearing-house in Salzburg war für rund 20 Jahre ein sicherer Hafen für traumatisierte Kinder und Jugendliche. Jetzt soll es schließen.
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Das Clearing-house in Salzburg war für rund 20 Jahre ein sicherer Hafen für traumatisierte Kinder und Jugendliche. Jetzt soll es schließen. Laut Angaben des SOS-Kinderdorfs konnte man sich mit dem Land Salzburg nicht einigen.

SALZBURG. Das SOS-Kinderdorf muss nach 20 Jahren erfolgreicher Arbeit mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen das Clearing-house in Aigen schließen. Nach Angaben des SOS-Kinderdorfs konnte mit dem Land Salzburg keine Vereinbarung getroffen werden, die eine adäquate Betreuung der betroffenen Kinder und Jugendlichen sicherstellt.

„Das Clearing-house war 24 Jahre lang ein Ort des Ankommens für Kinder und Jugendliche, die ohne ihre Eltern nach Österreich fliehen mussten“, betont Christian Rudisch, Geschäftsleiter im SOS-Kinderdorf. Er führt aus: „Wir sind stolz auf die wichtige Integrationsarbeit, die in unserem Haus geleistet wurde und auf die vielen Erfolgsgeschichten junger Menschen, die dank des Clearing-houses in Österreich Fuß fassen konnten. Wir bedanken uns bei allen Unterstützerinnen und Unterstützern, die diese wertvolle Arbeit über die Jahre möglich gemacht haben.“

Christian Rudisch, Geschäftsleiter für das SOS-Kinderdorf, über die Schließung des Clearing-house. | Foto: SOS-Kinderdorf
  • Christian Rudisch, Geschäftsleiter für das SOS-Kinderdorf, über die Schließung des Clearing-house.
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Fehlt es am politischen Willen?

Eine kindgerechte Betreuung, die den Kinderrechten sowie den besonderen Bedürfnissen junger Geflüchteter gerecht wird, kann laut Angaben des SOS-Kinderdorfs langfristig nur mit den notwendigen politischen und finanziellen Rahmenbedingungen gelingen. Der Wille dazu sei derzeit jedoch nicht erkennbar.

„Kinder und Jugendliche, die ohne ihre Eltern nach Österreich geflüchtet sind, haben das in den Kinderrechten verankerte Anrecht auf eine angemessene Betreuung, genau wie alle anderen Kinder in Österreich“, argumentiert Rudisch. Aufgrund ihrer Fluchterfahrung seien sie besonders gefährdet und benötigen daher auch eine besondere Unterstützung. 

„Doch viel zu oft werden geflüchtete Kinder in Österreich massiv benachteiligt und wichtige Rechte werden ihnen verwehrt, so auch aktuell in Salzburg”, betont Rudisch weiter.

Die Betreuung im Clearing-house wird infolge bis zum Sommer eingestellt. "Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass es aktuell am entsprechenden politischen Willen fehlt, junge Geflüchtete in Salzburg kinderrechtlich angemessen zu betreuen", sagt Rudisch.

Das Clearing House in Aigen. | Foto: sm

Gleichzeitig stellt das SOS-Kinderdorf klar, jederzeit bereit zu sein, jungen Menschen auf der Flucht ein Zuhause oder einen sicheren Ort in einem anderen Setting zu bieten, wenn sich die Situation ändert.

Landesrat Pewny und SOS-Kinderdorf uneinig

Dem Entschluss, das Clearing-house zu schließen, gingen lange Verhandlungen mit dem Land voraus. Ziel des SOS-Kinderdorfs war es laut eigenen Angaben, das Betreuungskonzept des Hauses an die Bedürfnisse junger Geflüchteter, aber auch ihrer Betreuerinnen und Betreuer im arbeitsrechtlichen Kontext anzupassen. 

"Dazu hätte es vor allem kleinere Gruppengrößen und eine Gleichstellung mit Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe gebraucht", fasst SOS-Kinderdorf zusammen. 

Die Verhandlungen führten laut dem Verein jedoch zu keinem akzeptablen Ergebnis. "Mit Enttäuschung muss SOS-Kinderdorf feststellen, dass es keine Übereinstimmung mit dem Team rund um den zuständigen Landesrat Christian Pewny darüber gibt, was unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen an Unterstützung zusteht", informiert eine Sprecherin des SOS-Kinderdorfs.

Wie geht es mit betreuten Jugendlichen jetzt weiter?

Für die aktuell im Clearing-house betreuten Jugendlichen sollen individuelle Lösungen zur Weiterbetreuung ausgearbeitet werden. Auch für betroffene Mitarbeiter werden aktuell verschiedene Optionen geprüft. Wo es möglich ist, sollen Mitarbeiter bei anderen Angeboten des SOS-Kinderdorfs unterkommen.

Mehr als 1.000 Jugendliche und Kinder wurden in Aigen betreut. | Foto: SOS-Kinderdorf
  • Mehr als 1.000 Jugendliche und Kinder wurden in Aigen betreut.
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Insgesamt war das Clearing-house über 24 Jahre ein sicherer Hafen für mehr als 1.000 Jugendliche. Die meist stark traumatisierten Jugendlichen lernten Deutsch und wurden in der Alltagsbewältigung unterstützt und gefördert.

Zuletzt bot die Einrichtung 24 Plätze, die aktuell mit sieben Jugendlichen in der Wohngruppe belegt sind sowie vier Jugendlichen in Trainingswohnungen. Zusätzlich gab es elf Plätze im Betreuten Wohnen, die aktuell mit zehn Jugendlichen belegt sind.

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Das Clearing-house in Salzburg war für rund 20 Jahre ein sicherer Hafen für traumatisierte Kinder und Jugendliche. Jetzt soll es schließen. | Foto: SOS-Kinderdorf
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Christian Rudisch, Geschäftsleiter für das SOS-Kinderdorf, über die Schließung des Clearing-house. | Foto: SOS-Kinderdorf
Mehr als 1.000 Jugendliche und Kinder wurden in Aigen betreut. | Foto: SOS-Kinderdorf
Das Clearing House in Aigen. | Foto: sm
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