Maul und Klauenseuche
Große Herausforderungen für heimische Landwirte

Franz Grötschl setzt auf strenge Biosicherheitsmaßnahmen, um seinen Betrieb vor der Maul- und Klauenseuche zu schützen. | Foto: Rosenberger
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  • Franz Grötschl setzt auf strenge Biosicherheitsmaßnahmen, um seinen Betrieb vor der Maul- und Klauenseuche zu schützen.
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Die aktuellen Ausbrüche der Maul- und Klauenseuche (MKS) in Ungarn und der Slowakei sorgen auch in Österreich für Verunsicherung.  Zwei Beispiele aus der Praxis – der Milchviehhalter Franz Grötschl und der Lebenshof Sonnenweide berichten über die Auswirkungen auf ihre Betriebe und die Maßnahmen, die sie zum Schutz der Tiere gesetzt haben.

LACKENDORF/WEPPERSDORF. Franz Grötschl wurde bereits im Jänner über erste Hinweise auf einen möglichen MKS-Fall informiert – noch bevor es in Österreich zu offiziellen Meldungen kam. Über persönliche Kontakte zu Landwirten in Deutschland und einem ungarischen Mitarbeiter, der ebenfalls Rinder hält, erfuhr er frühzeitig von der Brisanz der Lage. Den ungarischen Mitarbeiter konnte er zu seinem Bedauern nicht weiter am Betrieb beschäftigen. „Das Risiko war mir zu groß“, so der Landwirt.

Er setzt seitdem auf strenge Biosicherheitsmaßnahmen. Der offen gebaute Stall des Betriebs, eigentlich auf Tierwohl ausgerichtet, stellt nun eine besondere Herausforderung dar. Um den Betrieb abzusichern, wurden provisorisch Zäune errichtet, Desinfektionsbereiche eingerichtet und Schutzkleidung eingeführt. Ein Seuchenteppich sorgt für die Desinfektion von Fahrzeugen beim Ein- und Ausfahren.

Trotz hoher organisatorischer und finanzieller Belastungen bleibt Franz Grötschl optimistisch und fokussiert auf die Sicherheit seiner Tiere. | Foto: Rosenberger
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Mehraufwand

Der betriebliche Alltag hat sich dadurch stark verändert. „Es ist ein hoher organisatorischer und zeitlicher Mehraufwand“, erklärt Grötschl. Besonders schwierig sei die aktuelle Situation auch deshalb, weil gerade die Feldarbeit beginne und viele Fahrten vom Hof notwendig seien.

Wirtschaftlich spürt Grötschl die Auswirkungen vor allem beim Verkauf seiner männlichen Kälber, die üblicherweise im Alter von drei bis sechs Wochen an andere Betriebe abgegeben werden. Auch wenn der Verkauf theoretisch erlaubt wäre, vermeidet Grötschl diesen zum jetzigen Zeitpunkt. Mittelfristig könne das zu Platz- und Futterengpässen führen.

Grötschl betont, dass MKS für den Menschen ungefährlich ist – auch der Verzehr von Fleisch stelle kein Risiko dar. Dennoch sei es wichtig, „in der Bevölkerung mehr Bewusstsein zu schaffen“, etwa indem man momentan Rücksicht nimmt und nicht einfach in jeden Stall geht oder Hunde frei herumlaufen lässt.

Am Lebenshof Sonnenweide sorgt die Unsicherheit durch die Seuchenlage für eine emotionale Belastung. | Foto: Rosenberger
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Lebenshof Sonnenweide

Auch am Lebenshof Sonnenweide hat die Nachricht von der Ausbreitung der Maul- und Klauenseuche (MKS) für Unruhe gesorgt. Als bekannt wurde, dass sich die Fälle bis in unmittelbare Nähe ausbreiten, war der erste Gedanke laut Elisabeth und Andreas Nussbaumer schlicht: „Scheiße. Jetzt kommt’s zu uns.“

Da die Amtstierärztin im zuständigen Bezirk aktuell nicht verfügbar ist, erfuhr das Team ausschließlich über Medien und eigene Recherchen über Seiten der Landwirtschaftskammer und der AGES von der Seuche. Trotzdem wurde gehandelt: Der Besucherverkehr am Hof wurde eingestellt, alle Veranstaltungen abgesagt. Schutzmaßnahmen wie hofeigene Kleidung, Desinfektion, Gummistiefel für Externe und kontaktfreie Abläufe wurden eingeführt. 

Da der Lebenshof Sonnenweide keine Einnahmen aus klassischen landwirtschaftlichen Produkten erzielt, sondern über Besuche, Kurse und Patenschaften finanziert wird, wirkt sich der Stillstand unmittelbar aus. Angesichts dessen wurde die Aktion „Jeder Cent ein Präsent“ ins Leben gerufen – ein Aufruf zur Unterstützung, bei dem Unterstützerinnen und Unterstützer ein kleines Dankeschön erhalten.

Die emotionale Belastung ist groß. Die Tiere am Hof gelten nicht als Nutztiere, sondern als Teil der Familie. Die Vorstellung, sie im Seuchenfall töten zu müssen, sei „unerträglich“. Die Betreiber hinterfragen daher auch die aktuelle Praxis im Umgang mit Tierseuchen. Man plädiert für wissenschaftlich fundierte Maßnahmen statt flächendeckender Keulungen – etwa durch gezielte Impfstrategien und Ringimpfungen. Dass es hier seit Jahrzehnten kaum Fortschritte gegeben hat, sorgt für Frustration.

Der offen gebaute Stall auf Grötschls Hof, eigentlich für mehr Tierwohl gedacht, wird in der Seuchenlage zur besonderen Herausforderung. | Foto: Rosenberger
  • Der offen gebaute Stall auf Grötschls Hof, eigentlich für mehr Tierwohl gedacht, wird in der Seuchenlage zur besonderen Herausforderung.
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Fehlende Weitsicht und Symbolpolitik

Beide Betriebe – sowohl der von Franz Grötschl als auch der Lebenshof Sonnenweide – kritisieren die Reaktion der Behörden. Es mangelt nicht nur an klarer Kommunikation, sondern auch an nachhaltigen Lösungen. Elisabeth und Andreas Nussbaumer fordern eine wissenschaftlich fundierte, nachhaltige Lösung, die nicht nur auf die schnelle Bekämpfung der Seuche setzt, sondern auch den langfristigen Tierschutz berücksichtigt.
Grötschl äußert sich zudem besorgt über mögliche Einträge durch importierte Fleischwaren und sieht hier ein Risiko für unkontrollierte Verbreitung. Besonders problematisch sei aus seiner Sicht der weiterhin erlaubte Transitverkehr mit Lebendtieren aus betroffenen Regionen durch Österreich.

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