Zurück aus der Zukunft – Niederösterreichs Wirtschaft zu Besuch im Silicon Valley
Landesrätin Petra Bohuslav zieht Bilanz über die Lehren einer Dienstreise in die Zukunft des Silicon Valley.
Sie sind die Großen dieser Branche. Facebook hat die Art unserer zwischenmenschlichen Kontakte revolutioniert. Seit es Airbnb gibt, wird Urlaub nie mehr so sein wie früher. Und kaum ein größeres Unternehmen weltweit könnte ohne Software der Firma SAP laufen.
Niederösterreich zu Gast im Brutkasten der Zukunft
Ende April bekamen diese Flagschiffe der digitalen Branche Besuch einer Wirtschaftsdelegation aus Niederösterreich. Landesrätin Petra Bohuslav nahm mit Vertretern des Wirtschaftsressorts des Landes, der Wirtschaftskammer und der Industriellenvereinigung die lange Anreise ins Silicon Valley auf sich, um von den Besten zu lernen.
Hier in der Bay Area rund um San Francisco ist der Brutkasten der Zukunft der weltweiten Wirtschaft. Vier US-Elite-Unis sorgen auf engstem Raum dafür, dass die bahnbrechenden Ideen für die heutigen und zukünftigen Big Player niemals ausgehen. Die klugen Köpfe sind das Schmiermittel, das den heutigen Giganten Milliardenumsätze verschafft – und jenen Hoffnung auf das große Geld gibt, die gerade am Anfang stehen.
Privates Geld statt Förderung
Das andere Schmiermittel ist Kapital. Hier warten die Firmengründer nicht auf staatliche Förderungen um durchzustarten. Wirtschaftliche und private Geldgeber sind, anders als in Europa, bereit in gute Ideen zu investieren. Dafür nehmen sie auch ein gewisses Risiko in Kauf, dass ein Investment verloren geht. Wenn aber nur eine Beteiligung "abhebt", sind Gewinne unvorstellbaren Ausmaßes möglich. Wer in der Start-up-Phase in Google, Facebook oder Airbnb investiert hat, ist heute steinreich.
Niederösterreicher "im All"
Aber nicht nur die Großen der Branche waren Ziel der NÖ-Delegation. Auch Start-ups mit Potenzial öffneten die Türen für die Gruppe. Etwa das Unternehmen des Niederösterreichers Peter Platzer. Seine Firma "Spire" hat bereits zwölf Satelliten gebaut und ins All gebracht. In den kommenden zwei Jahren sollen es insgesamt 70 künstliche Erdtrabanten sein.
Mit dieser Weltraumflotte will der Niederösterreicher Fluggesellschaften, Reedereien und Unternehmen, die auf Wetterdaten angewiesen sind, als Kunden gewinnen. Insgesamt 80 Millionen Dollar Risikokapital stecken in dem Unternehmen. Mit einem Gewinn rechnet man bereits im kommenden Jahr.
Landesrätin Petra Bohuslav: "Wir wollten uns Start-ups, Spin-Offs, Forschung und Entwicklung im Silicon Valley anschauen, um von den Besten zu lernen. Eine Lehre aus der Reise ist ein genereller Kulturunterschied. Die Investitionen aus privater Hand in Unternehmen kann die öffentliche Hand nie kompensieren. Es gibt aber auch ganz konkrete Projekte, die durch diese Reise entstanden sind. Die Stadt San Francisco hat einen "Chief Innovation Officer", das ist ein Beamter, der Innovationen in die Stadtregierung einbringen und den Kontakt zu Hightech-Unternehmen knüpfen soll. Wir werden uns anschauen, ob das ein Modell für Niederösterreich ist."
Bildung als Schlüssel
Auch die Elite-Unis Stanford und Berkeley und die NASA waren am Reiseplan der Delegation. Und auch hier gibt es konkrete Vereinbarungen. Bohuslav: "Um in der neuen Wirtschaft mithalten zu können, braucht es Fachkräfte. Deshalb habe ich mit der Uni Berkeley einen Vertrag unterzeichnet. Schon diesen Sommer können zwei Studenten aus Niederösterreich im Austausch in Berkeley Erfahrungen sammeln. Auch mit der NASA wurde über eine derartige Kooperation gesprochen. Außerdem werden wir in Niederösterreich ein Haus der Digitalisierung einrichten. In dieser Institution wird es einen direkten Link zu einem Mitarbeiter im Silicon Valley geben, um Trends frühzeitig zu erkennen."
Thomas Salzer, Präsident der NÖ-Industriellenvereinigung, war von der Reise beeindruckt: „Ich habe gelernt, dass sich für die Wirtschaft und die Menschen durch die Digitalisierung viel ändern wird. Wir können das nicht ignorieren, sondern haben den Bedarf uns diesen Dingen zu stellen. Ein Schlüssel ist die Bildung. Wir müssen Voraussetzungen schaffen, dass wir langfristig gut ausgebildete Mitarbeiter haben."
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