Alarmierend
Extremer Anstieg bei Keuchhusten-Fällen in Niederösterreich
Seit Jahresbeginn 2024 verzeichnet Niederösterreich einen alarmierenden Anstieg der Keuchhusten-Fälle. Insgesamt wurden 655 Fälle dieser meldepflichtigen Infektion registriert – ein Höchststand, den es in den vergangenen zehn Jahren noch nie gab.
NÖ. Im Vergleich zu den letzten zehn Jahren ist die aktuelle Situation besonders besorgniserregend. Bisher war 2019 mit 282 Fällen das Jahr mit den meisten Keuchhusten-Diagnosen in Niederösterreich. Doch diese Zahl wurde 2024 bereits im Juni deutlich überschritten, als in diesem Monat allein 53 neue Fälle gemeldet wurden – eine Zahl, die fast dem gesamten Jahresaufkommen von 2014 entspricht.
"Niederösterreich verzeichnet regional eine Zunahme an Keuchhusten-Fällen. Dies ist vermutlich auf mangelnde Impf-Compliance und Boosterung zurückzuführen",
heißt es dazu von der Landesgesundheitsagentur Niederösterreich.
Ursachen für den Anstieg
Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) sieht einen Zusammenhang zwischen dem Anstieg der Keuchhustenfälle und der Coronavirus-Pandemie. Die Pandemie hat eine erhebliche Impfskepsis in der Bevölkerung geschürt.
„Die vielen Falschinformationen bis hin zu Verschwörungstheorien aus dem Eck der Impfleugner haben sich über die digitalen Kanäle wie ein Lauffeuer verbreitet und Menschen verunsichert“,
erklärte Königsberger-Ludwig. Sie betont, dass Krankheiten nur durch Impfungen ausgerottet werden können. Im Gegensatz zu vielen anderen Infektionskrankheiten erfordert der Schutz vor Keuchhusten regelmäßige Auffrischungsimpfungen. Die Keuchhusten-Impfung ist Teil des kostenlosen Impfplans in Österreich. Neugeborene erhalten die Immunisierung im Rahmen der Sechsfach-Impfung. Eine Auffrischung wird nach sieben bis neun Jahren und danach alle zehn Jahre empfohlen. Eine einmalige Impfung reicht nicht aus, da der Immunschutz mit der Zeit nachlässt. Auch nach einer Keuchhustenerkrankung bleibt kein dauerhafter Schutz vor weiteren Infektionen bestehen.
Nach Angaben der NÖ Landessanitätsdirektion kommt es selten, aber dennoch vor, dass geimpfte Kinder an Keuchhusten erkranken. Diese sogenannten Impfdurchbrüche sind jedoch bei fast allen Impfungen festzustellen. Trotz der geringen Häufigkeit solcher Fälle unterstreicht dies die Notwendigkeit einer regelmäßigen Auffrischung des Impfschutzes.
Potenziell lebensgefährlich
Keuchhusten, auch Pertussis genannt, ist eine hochansteckende bakterielle Erkrankung, die zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen kann. In Österreich ist Keuchhusten deshalb meldepflichtig. Besonders gefährlich ist die Krankheit für Säuglinge. Etwa ein Prozent der erkrankten Kleinkinder stirbt daran, da bei ihnen anstelle der typischen Hustenanfälle ein Atemstillstand auftreten kann.
"Keuchhusten ist speziell für Säuglinge gefährlich. Werdende Mütter können ihrem Baby über die Nabelschnur Abwehrstoffe für die ersten Monate mitgeben. Deshalb wird eine Auffrischungs-Impfung gegen Keuchhusten zwischen der 27. Schwangerschaftswoche und der Geburt seitens Nationalem Impfgremium dringend empfohlen",
so die Landesgesundheitsagentur Niederösterreich. Säuglinge mit der Diagnose Keuchhusten werden stationär aufgenommen um die Hustenanfälle und potentielle Sättigungsabfälle engmaschig kontrollieren zu können. Je kleiner die Kinder sind, desto höher ist das nicht zu unterschätzende Risiko, während einer Hustenattacke zu ersticken. Aktuell gibt es keine Testverfahren im niedergelassenen Bereich, daher werden die betroffenen Kinder ins Klinikum gebracht. Intensivmedizinisch herrscht derzeit aber kein erhöhter Bedarf, wie uns die Landesgesundheitsagentur Niederösterreich bestätigt.
Die Diagnose von Keuchhusten gestaltet sich schwierig, da die Krankheit zunächst mit Symptomen wie Schnupfen, Reizhusten und manchmal Fieber beginnt. Bereits in diesem frühen Stadium ist die Krankheit hoch ansteckend. Am ansteckendsten ist man in den ersten beiden Wochen der Erkrankung. Die typischen bellenden, stoß- und krampfartigen Hustenanfälle, die oft bis zum Erbrechen führen können, treten erst nach etwa einer Woche auf und ermöglichen dann eine eindeutige Diagnose.
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