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Das neue Programm zum 20 Jahre Jubiläum
Die Ermi-Oma im Gespräch

Ein humorvolles Gustostück aus Markus Hirtlers spitzer Feder, zum 20-jährigen Jubiläum der Ermi-Oma | Foto: bestmanagement
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Seit 20 Jahren ist Markus Hirtler mit seiner renitenten Kunstfigur Ermi-Oma unterwegs und ruft mit viel Humor und gepflegtem Hinschauen zu mehr Einfühlungsvermögen und Wertschätzung zwischen den Generationen auf.
Gesellschaftlich und politisch brennheiß und zum Totlachen.

NIEDERÖSTERREICH. Exklusiv für die Bezirksblätter hat sich Markus Hirtler Zeit genommen um über sein Programm und seinen künstlerischen Vorgang zu sprechen.

Das 20 Jahre Jubiläum der Ermi-Oma steht vor der Tür, wann geht es denn genau los?

Markus Hirtler: Am 3. Oktober ist die Premiere in Niederösterreich, Obergrafendorf.

In einem Satz gesagt: Was ist deine Botschaft?

M.H: Ich möchte gerne die Lust auf ein wertschätzendes Miteinander wecken. Das ist der Kern der Ermi-Oma.

Wie kamst du auf die Idee die Ermi-Oma zu entwickeln und zu verwenden?

M.H: Ich komme aus der Krankenpflege, Plegedienstleiter, Heimleiter, Sozialmanager. Ich habe eigentlich mein ganzes Leben lang gespürt, dass man gerne gehört wird, solange man jung, dynamisch, erfolgreich und sexuell aktiv ist. Wenn man aus dem Radl aber draußen ist, wird man unspannend. Das fand ich immer schon seltsam. Über die Jahre durfte ich viele Menschen mit emotionalen und sozialen Kompetenzen kennenlernen, hochbetagte Leute die beide Weltkriege durchgemacht haben, Partner oder Kinder verloren haben, und trotzdem nicht verbittert sind. Schon als junger Mensch wollte ich immer wissen wie das geht, wie man trotz widriger Umstände das Meiste aus dem Leben raus holt und immer noch positiv bleibt.
Viele Menschen gehen in Pension und sind dann einfach weg, werden nicht mehr gefragt. Wie aus der Mitte der Gesellschaft gerissen.
Und ich habe mir als Krankenpfleger, so wie andere Kegeln gehen, die Zeit genommen zum schreiben, was mich bewegt hat, was mich berührt hat.
.Eines Tages wurde ich im Fasching mehr oder weniger genötigt, die Großmutter des Rotkäppchens zu spielen. Da hat dann der Blitz eingeschlagen und ich habe gemerkt, dass ist genau die Figur mit der ich auf die Bühne bringen kann, was mich seit 20 Jahren bewegt..

Gibt es auch gesellschaftliche Themen die dir besonders wichtig sind?

M.H: Im neuen Programm gibt es einige Themen, aber die Pflege steht definitiv im Vordergrund. Auch Dinge wie Bewertungen und Gütesiegel - wie sucht man sich ein Heim aus, auf welche Kriterien schaut man, worauf kann man sich verlassen? Sind negative Bewertungen die Wahrheit? Wer schreibt diese?
Ein anderes wichtiges Thema sind Bewertungen im zwischenmenschlichen Bereich. Rassismus, sowohl im Alltag als auch strukturell.
Ich bin sehr gespannt, wie es dann auf der Bühne ankommt. Im Schreiben finde ich es selbst sehr witzig, aber mit Tiefgang. Es ist heftige Kost.
Es ist aber auch das erste Mal, dass die Ermi-Oma nicht ganz alleine auf der Bühne ist.

Ein humorvolles Gustostück aus Markus Hirtlers spitzer Feder, zum 20-jährigen Jubiläum der Ermi-Oma | Foto: bestmanagement
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Inwiefern glaubst du, dass Humor dabei hilft diese schwierigen und auch kontroversen Themen anzusprechen und Diskussion anzuregen?

M.H: Es gibt unterschiedliche Zugänge zum Thema Kabarett, viele machen gerne Comedy, aber ich mache ganz bewusst sozialkritisches Kabarett. Ich versuche als Künstler einen Spiegel in den Raum zu stellen, wer will darf rein schauen, man muss aber nicht. Wer erkennt, dass er irgendwas hat das er verändern möchte, darf das gerne tun. Denn dazu lade ich ein.
Für mich ist der Humor ein ganz wichtiges Werkzeug um in die Tiefe zu kommen, so wie ein Schuhlöffel oder ein Dosenöffner. Wenn man gemeinsam lacht, ist man viel lockerer ernste Botschaften mitzunehmen.
Es gibt viele Möglichkeiten ein Thema aufzudecken und die Lust zu erwecken, dass man es besser macht. Auch die Klimathematik kommt aufs Tablett, das betrifft nämlich auch die Ermi-Oma mit ihren Enkelkindern.
Ich bin sehr gespannt wie das Publikum das annimmt, weil die Stimmung sehr hoch gehen kann wenn Menschen auf die Straße gehen. Die Ermi-Oma hat da einen ganz anderen Zugang, sie hat nämllich noch erlebt wie es in war als es in Österreich kein Demonstrationsrecht und Versammlungsrecht gegeben hat. Wenn drei Leute beieinander gestanden sind, war einer von der Stasi und das war bei Gott nicht lustig. Die Ermi-Oma findet, dass es ganz wichtig ist, dass man Demonstrations- und Versammlungsrechte hat.

Wie schaffst du es diese aktuellen Entwicklungen und Trends einzubauen?

M.H: Ich bin ein offener Mensch der sehr interessiert ist, nicht nur an der Politik sondern auch am gesellschaftlichen Leben, Entwicklungen und dem Wertewandel. Es ist viel Recherche, und bewusstes aus der Blase rauskommen. Wenn man eine feste Meinung zu einem Thema hat, dann wird oft nur das im Kopf gespeichert, was diese Meinung unterstützt. Was man nicht hören will, wird gar nicht aufgenommen. Deswegen ist es ein ganz bewusster Prozess aus der Blase rauszugehen und sich andere Meinungen anhören um Vielfalt hineinzukriegen.

Gibt es denn Themen die für dich tabu sind?

M.H: Nein, es gibt für mich keine Tabu-Themen. Wenn ich an einem Programm arbeite setze ich mich nicht hin und überlege "Was würden die Leute gerne hören?". Ein Thema muss mich bewegen, vorher setze ich mich nicht hin und fange an zum schreiben. Wenn es mich berührt und nicht mehr los lässt, dann merke ich das ich mit einem Thema schwanger bin. Dann schaukele ich das Thema in meinem Herzen, recherchiere und arbeite und die Geburt ist dann eigentlich, dass ich mich ganz alleine zurückziehe und mit dem Thema ringe und es auf Papier bringe. Es kann auch sein das diese Themen vorher schon 3 oder 4 Jahre im Herz geschaukelt werden.
Wenn mich ein Thema nicht berührt, dann schreibe ich darüber nicht. Das bringe ich nicht auf die Bühne.

Wie hat denn die Covid-19 Pandemie deine Sichtweise auf das Gesundheitswesen und die Gesellschaft insgesamt beeinflusst?

M.H: Mir ist erneut bewusst geworden wie fragil das System ist. Solidarität ist ja etwas was wir alle gerne hätten, aber in der Praxis wirklich schwierig ist. Ich glaube das hat ganz viel mit Herzensbildung zu tun. Mich hat das schon sehr erschreckt wie viele Menschen da einfach eiskalt nur auf ihr Ego geschaut haben. Das habe ich nicht verstanden. Solidarität ist ja wirklich ein ganz spanneder Prozess in einer Gesellschaft. Das bedeuted schon das man manchmal von sich wegschauen muss, also Gemeinwohl vor Einzelwohl. Es war spannend und ernüchternd.
Wenn ich weiß dass ich jemand anderen damit beschützen kann, dann befiehlt mir das doch mein Herz.

Termine in Niederösterreich

03.10. Di OBERGRAFENDORF, Pielachtalhalle - PREMIERE

04.10. Mi GRAFENWÖRTH, Haus der Musik

05.10. Do ZWETTL, Stadtsaal

11.10. Mi MISTELBACH, Stadtsaal

12.10. Do HOLLABRUNN, Stadtsaal

13.10. Fr ALTLENGBACH, Hotel Steinberger

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