Vielfalt statt Einfalt
Streuobstwiesen als Hotspots der Biodiversität

Apfelblüte; © G. Fuß
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Naturschutzbund zum Tag der Streuobstwiesen

Zwischen blühenden Obstbäumen, summenden Bienen und dem Duft reifer Früchte liegt ein Stück lebendige Kulturlandschaft, das seit Jahrhunderten Mensch und Natur verbindet: die Streuobstwiese. Sie ist nicht nur Heimat alter Obstsorten und traditioneller Handwerkskunst, sondern auch ein unverzichtbarer Lebensraum für unzählige Tiere und Pflanzen. In einer Zeit des Wandels erinnern uns diese besonderen Wiesen an den Wert von Vielfalt, Nachhaltigkeit und regionalem Wissen. Der Naturschutzbund will anlässlich vom „Tag der Streuobstwiesen“, welcher alljährlich Ende April gefeiert wird, die Aufmerksamkeit auf diesen besonderen Lebensraum lenken.

Eine Streuobstwiese ist eine traditionelle Form des Obstbaus. Dabei stehen halb- bis hochstämmige Obstbäume verschiedener Alters- und Größenklassen, wie zufällig verstreut, auf Grünland. Auf Streuobstwiesen befinden sich etwa 60 bis 120 Bäume auf einem Hektar Land. Im Vergleich dazu: Bei Obstplantagen sind bis zu 3.000 Bäume pro Hektar üblich. Charakteristisch für Streuobstwiesen ist auch deren Artenreichtum: Bunt gemischt gedeihen Apfel- und Birnbäume neben Kirschen-, Zwetschken-, Walnuss-, Quitten- und Mispelbäumen – jeweils in regionaltypischen Sorten. Das Land, auf dem die Bäume wachsen, wird meist als Mähwiese oder Viehweide genutzt. Die Österreichische UNESCO-Kommission hat den Streuobstanbau im Jahr 2023 in das „Nationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich“ aufgenommen.

Streuobstwiesen: Bräuche – Wissen – Handwerk

Kulturellen Ausdrucksformen wie Erntefeste und -rituale sind Teil der österreichischen Streuobstkultur. Die Anlage, Bewirtschaftung und Pflege von Streuobstwiesen, das Züchten von Obstsorten und die Ernte sowie Verarbeitung des Obstes beruhen auf umfangreichem Erfahrungswissen. „Uns ist es ein großes Anliegen, dieses Wissen für viele weitere Generationen zu bewahren und weiterzuentwickeln“, sagt Heidi Kurz vom Naturschutzbund Oberösterreich. „Denn über Jahrhunderte hinweg wurden spezielle Handwerkstechniken beispielsweise zur Pflege von Streuobstbäumen oder zur Verarbeitung zu Streuobstprodukten entwickelt und verfeinert – diese Techniken lassen sich nur dann dauerhaft erhalten, wenn sie regelmäßig praktiziert, werden“, weiß Kurz.

Heuer wurde die Apfelsorte Falchs Gulderling als Botschafterin der Vielfalt vom Verein ARGE Streuobst zum „Streuobst des Jahres“ – stellvertretend für alle gefährdeten Obstarten aufgrund ihrer wertvollen Eigenschaften und der einzigartigen Sortengeschichte – in den Mittelpunkt gestellt.

Streuobstwiesen als wertvolle Lebensräume

Streuobstwiesen sind aufgrund der Kombination von Bäumen und Wiesen besonders artenreiche Lebensräume, da sie sowohl tierischen Bewohnern lichter Wälder als auch offener Felder Platz gewähren. Es gibt dort genügend Licht zur Ausbildung einer dichten Krautschicht am Boden und auch die Baumkronen sind gut besonnt. Es ist vor allem das reiche Nahrungsangebot, welches Streuobstwiesen bietet, das verschiedenste Tiere das ganze Jahr über hierherlockt. Im Frühjahr übt die Obstblüte eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf Wildbienen und andere Insekten aus. Später im Jahr bieten die heranreifenden Früchte Nahrung im Überfluss. Das üppige Vorkommen von Kleinlebewesen und pflanzlicher Nahrung sind Grundlagen für eine große Lebensgemeinschaft verschiedener Wirbeltiere. Man findet hier zahlreiche Vogelarten wie Grünspecht und Wendehals, aber auch Igel, Feldhasen und andere Säugetiere. Die Baumhöhlen alter Obstbäume sind Brutplatz für Steinkauz, Gartenrotschwanz und Wiedehopf, wenn sie nicht schon von Hornissen, Fledermäusen oder Siebenschläfern besetzt sind.

Die Bewirtschaftung von Streuobstwiesen ist pflege- und ernteaufwändig und somit zeit- und arbeitsintensiv. Doch die Mühe lohnt sich, da das geerntete Obst auf vielfältige Weise genützt werden kann: zum Beispiel als Tafelobst, zur Herstellung von Säften und Most, zum Brennen von Schnäpsen, als Dörrobst, für Marmelade, Mus oder Kompott. Die „alten“ Obstsorten sind zudem robust, dem Klima angepasst, vitaminreich, oft lange haltbar und damit ein unverzichtbarer Teil auf der Speisekarte des Menschen.

Wie Streuobstwiesen „funktionieren“

Neben der ökologischen Funktion erfüllen Streuobstwiesen weitere wichtige Aufgaben: Sie gliedern die Kulturlandschaft, prägen und verschönern das Landschaftsbild und steigern dadurch den Erlebnis- und Erholungswert für uns Menschen. Zudem bremsen sie den Wind und wirken ausgleichend auf das Klima. Ihre Wurzeln verhindern die Bodenerosion und spielen daher, insbesondere auf Hanglagen eine wichtige Rolle. Der Unterwuchs vermindert die Auswaschung von Nährstoffen in tiefere Bodenschichten. Daher dienen vor allem extensiv bewirtschaftete Streuobstbestände dem Grundwasserschutz. Durch die Vielfalt an Obstsorten sind Streuobstwiesen eine wichtige Genreserve für die Nutzpflanzenzucht. Nicht zuletzt liefern Streuobstwiesen gesundes, vitaminreiches Obst für uns Menschen und Gras und Heu für unsere Haustiere.

Was Streuobstwiesen gefährdet

Durch die Anlage von Plantagen, vor allem aber durch Billigimporte aus dem Ausland sowie dem arbeitsintensiven Streuobstwiesenbau ist dieser Lebensraum bei uns heute stark gefährdet – und mit ihm typische Bewohner wie Steinkauz, Wendehals und Wiedehopf.
Der Rückgang der Streuobstwiesenflächen in Mitteleuropa zwischen 1965 und 2000 wird auf zirka 70 Prozent geschätzt. Die verbliebenen Bestände sind oftmals vergreist und lückig, da absterbende Bäume nicht mehr ersetzt werden. Bestehende Obstwiesen werden meist kaum gepflegt. Besonders Streuobstwiesen im Randbereich von Dörfern fallen Bautätigkeiten zum Opfer.

Wie Streuobstwiesen retten

Jede neu angelegte Streuobstwiese ist ebenso wertvoll, wie bestehende zu pflegen und zu erhalten. Vor allem alte, Baumhöhlen-reiche Obstbäume mit Alt- und Totholzanteilen sollte man schützen, da hier viele Tier- aber auch Pilzarten Raum zum Leben finden. Mit der Verwendung von regionalen Streuobstwiesen-Produkten und dem Verzicht auf Insektizide kann jede:r der Umwelt zusätzlich Gutes tun. Streuobstwiesen sind nicht zuletzt deshalb so wertvoll, da eine Vielfalt an regionaltypischen Obstbaumsorten einer Vielfalt von Arten Lebensraum und zudem uns Menschen hochwertigen Nahrungsmittel bietet.

Apfelblüte; © G. Fuß
Ein Bewohner von höhlenreichen Streuobstwiesen ist der Gartenrotschwanz. © J. Limberger
Streuobstwiese in voller Blüte; © J. Kropfberger
Streuobstwiese mit Obstbäumen verschiedener Alters- und Größenklassen. © G. Fuß

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Foto: IV
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