Provisionen zu hoch
Linzer Wirte: Revolte gegen Liefer-Apps
Linzer Lokalbetreiber wollen die hohen Provisionen der Bestell-App-Betreiber nicht länger hinnehmen.
LINZ. Der Magen knurrt, aber zu faul zum Kochen? Macht nichts – einfach schnell zum Handy greifen und Essen bestellen. Heutzutage funktioniert das alles problemlos im Internet. Bezahlt wird an der Haustür oder direkt übers Telefon. Doch der bequeme Service hat auch seine Schattenseiten – vor allem für die Gastronomen.
Unbestritten ist, dass die Liefer-Apps für die Linzer Lokale ein Frequenzbringer sind. Für den Vermittlungsservice verlangen die Betreiber jedoch hohe Provisionen.
Zehn Prozent vom Umsatz
Platzhirsch lieferservice.at gibt auf Anfrage an, zwischen zehn und zwölf Prozent Provision zu verlangen. Mjam.at gibt auf Anfrage keine Details zu Vertragsinhalten bekannt. Wer Essensbestellungen in der Stadt anbieten möchte, kommt an den Unternehmen nicht vorbei: Lokale, die nicht mitmachen, sind für Kunden im Internet kaum auffindbar. Bei einer Google-Suche scheinen die Anzeigen der Bestellservices ganz oben auf. "Verhandelbar sind die Gebühren nicht", sagt ein Linzer Wirt gegenüber der StadtRundschau. Er möchte anonym bleiben, da er von den Plattform-Betreibern Sanktionen befürchtet.
"Wenn eine Lieferplattform einem den Vertrag kündigt, könne das vor allem für kleinere Familienbetriebe rasch existenzbedrohend sein", erklärt er weiter.
Regionale App geplant
Mehr als 70 Linzer Lokale wollen die hohen Provisionen nicht länger hinnehmen und sich jetzt wehren. Gemeinsam treiben sie die Entwicklung einer eigenen Liefer-App voran. "Fünf bis sechs Prozent vom Umsatz wären okay, das täte keinem weh. Aber nicht dabei zu sein, kann sich keiner von uns leisten", so der Linzer Restaurantbesitzer. Bei lieferservice.at rechtfertigt man sich so: "Es ist keine hohe Provision, wenn man sich den Wert ansieht, den wir Restaurants hinzufügen."
Helmut Mitter, Geschäftsführer des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbands OÖ, appelliert: "Das Umdenken muss bei den Kunden anfangen. Wir reden hier von einem Betrag, wo Margen nicht mehr tragbar sind. Da bleibt de facto für viele nichts mehr übrig." Während "beim Einkauf am Bauernmarkt viele Regionalität leben", höre das Bewusstsein dafür bei der schnellen Essenslieferung auf. Wer seinem Lieblingslokal etwas Gutes tun möchte, der könne etwa telefonisch bei der Pizzeria ums Eck bestellen oder den Kebab einfach einmal selbst abholen.
2 Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.