Tausende Amphibien gerettet
Krötenwanderung in Leoben erreicht Rekordniveau
Aktuell herrscht wieder reges Treiben auf der Proleberstraße. Aber nicht nur bedingt durch den Straßenverkehr. Vielmehr sorgen Kröten und Frösche auf dem Weg zu ihren Laichgewässern für erhöhtes Verkehrsaufkommen auf der Landesstraße. Heuer so viele wie nie zuvor.
LEOBEN/PROLEB/TRABOCH. Seit Wochen absolviert Franz Tüchler seinen täglichen Spaziergang entlang der Proleberstraße. Seine Route verläuft entlang der auffälligen grünen Zäune, die Augen sind konzentriert auf den Boden gerichtet. Sein prüfender Blick fällt in die aufgestellten Kübel hinter den Krötenzäunen.

- Ein Krötenweibchen legt etwa 800 Eier. Was es für das Krötenvolk bedeutet, wenn unzählige von ihnen unter die Räder kommen, lässt sich schnell erahnen.
- Foto: MeinBezirk
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Der ehrenamtliche Amphibienhelfer sorgt dafür, dass paarungsbereite Kröten und Frösche nicht unter die Räder kommen. „Heuer wird ein absolutes Rekordjahr. Wir konnten bereits fast 4.000 Kröten bei ihrem Weg über die Straße behilflich sein“, freut sich Tüchler. In Anbetracht der Tatsache, dass es im Vorjahr insgesamt 2.447 waren, eine beeindruckende Zahl.
Über 1.000 Kröten in zwei Stunden gesammelt
Seinen persönlichen Rekord hat er heuer am 13. März eingestellt. Bereits in den Morgenstunden hat er 632 quakende Frühlingswanderer eingesammelt, am Abend weitere 36. Neben Tüchler sind auch weitere freiwillige Helfer im Einsatz. Markus Plank und Walter Eberhard von der Berg- und Naturwacht sowie die Damen Christa Gareis, Johanna Bicek und Nina Gamper. Melanie und Markus Plank sammelten kürzlich an einem Samstagabend in vier Stunden sogar 1.040 Kröten und Frösche ein. Die Straßenmeisterei Leoben unterstützt die Krötenrettung alljährlich und errichtet die farbenfrohen Krötenzäune.

- Franz Tüchler hat seinen persönlichen Rekord heuer am 13. März mit 668 Kröten an einem Tag eingestellt. Familie Drexl sammelte an einem Samstagabend unglaubliche 1.040 Kröten ein.
- Foto: Markus Plank
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Im Vorjahr wurden 392 Kröten und Frösche auch wieder sicher von den Laichgewässern zurückgetragen. Heuer rechnet Tüchler mit etwa 800. Über die Zahlen der heurigen Wanderung ist der Krötenretter erfreut. Schließlich bedeuten diese, dass die Arbeit der letzten Jahre auch Früchte trägt. Ein Blick auf die Zahl von „nur“ 300 geretteten Kröten und Fröschen im ersten Sammeljahr vor zwölf Jahren lässt erahnen, dass sich die Amphibienbevölkerung rund um die Proleber Straße in den vergangenen Jahren wieder stark vermehren konnte.
Hilfreiche Schädlingsbekämpfer im Garten
Ein Krötenweibchen legt etwa 800 Eier. Um sich auszurechnen, was es für das Krötenvolk bedeutet, wenn unzählige von ihnen unter die Räder kommen, bedarf es keiner großen Mathematikkenntnisse. Doch warum sind die quakenden Bodenbewohner so rettenswert? Kröten sind nützliche Helfer im Garten. Sie vertilgen mit Vorliebe Schnecken, Mücken und andere Tiere, die als Schädlinge auftreten. Außerdem tragen ihre Kaulquappen zur Wasserqualität bei, indem sie Algen, organische Partikel und Mikroorganismen fressen.

- Die Kaulquappen der Kröten und Frösche tragen zur Wasserqualität bei, indem sie Algen, organische Partikel und Mikroorganismen fressen.
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Kröten bevorzugen eine schattige und feuchte Umgebung. Im Winter verkriechen sie sich und fallen in einer trockenen Bodenmulde unter der Erde in eine Winterstarre. Sobald die Temperaturen steigen, machen sie sich auf Wanderung. Sie kehren zum Ablaichen zurück zum Gewässer, in dem sie einst als Kaulquappe gelebt haben.
Unzählige Amphibienarten bereits ausgestorben
Leider wird für viele Kröten der Weg zurück zum Ort des Ursprungs zur Todesfalle. Bei ihrer Wanderung müssen sie oft stark frequentierte Straßen queren und kommen unter die Räder. Aber auch Umweltverschmutzung, Infektionskrankheiten, Lebensraumverlust, invasive Arten, Klimawandel und Überernte für den Heimtier- und Lebensmittelhandel gefährden den Bestand.

- Neben Tüchler sind auch weitere freiwillige Helfer im Einsatz. Markus Plank und ... Eberhard von der Berg- und Naturwacht sowie die Damen Christa Gareis, ... und ... Melanie und Markus Plank
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In Österreich gibt es 20 Amphibienarten. 60 Prozent gelten als gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Deshalb stehen Kröten – wie auch viele andere heimische Amphibienarten – auf der Roten Liste der gefährdeten Arten.
Vier Personen für Streckenbetreuung
Bedarf für Krötenschutz könne gerne gemeldet werden. Das Land kümmert sich in weiterer Folge um die Organisation der notwendigen Zäune, erklärt Wolfgang Lanner vom Technischen Dienst und Landschaftsbau der Abteilung 16 der Landesregierung. „Es braucht vor Ort allerdings immer jemanden, der zuständig ist. Jemand, der die Zäune aufstellt und betreut. Für die Streckenbetreuung braucht es mindestens vier Personen.“ Im Optimalfall werden die Zäune von der Straßenverwaltung oder Gemeinde errichtet und von der Berg- und Naturwacht oder freiwilligen Helfern betreut, so Lanner.
Interessierte können sich auch für Informationsabende anmelden. Wolfgang Lanner ist seit vielen Jahren steiermarkweit mit Vorträgen zum Amphibienschutz in Gemeinden, Schulen und Kindergärten unterwegs. Wichtig sei vor allem auch, vorauszudenken und im nächsten Jahr in stark frequentierten Gebieten bereits im Jänner Hilfsaufrufe auf Gemeindeebenen zu starten.
Helfer in Traboch gesucht
Im Bezirk Leoben geht es nicht nur auf der Proleber Straße quakend zu. Auch in anderen Gemeinden, wie rund um den Trabochersee herrscht rege Wanderung. Die Gemeinde Traboch sei bereit, sich um die Errichtung von Zäunen zu kümmern, teilt Vizebürgermeister Martin Schuchaneg mit. Daher richtet sich der Aufruf an Freiwillige, die sich an der Amphibienrettung beteiligen möchten. „Amphibien haben leider keine Lobby, in der Natur sind sie aber sehr wichtig“, meint Wolfgang Lanner.
Ansprechpartner für Interessierte und weitere Informationen:
- Amt der Steiermärkischen Landesregierung, Referat Naturschutz:
Wolfgang Lanner, 0316 877-2549, wolfgang.lanner@stmk.gv.at
- Steirische Berg- und Naturwacht:
Landesgeschäftsstelle, Herdergasse 3, 8010 Graz
0316 38 39 90, office@bergundnaturwacht.at
Interessierte Helfer für den Raum Leoben können sich auch bei Franz Tüchler unter 0676 371 97 39 melden. .
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