Wolfsberger Kinderarzt
"So etwas gibt es in ganz Österreich nicht."

- Robert Payer ist seit 2015 als Kassenkinderarzt in Wolfsberg tätig.
- Foto: RMK
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LAVANTTAL. Im Bezirk Wolfsberg sind zwei Kassenkinderärzte tätig. Einer davon ist Robert Payer, der seine Praxis in der Pestalozzistraße 2 seit 2015 betreibt. Payer ist außerdem als Notarzt sowie als Hygienebeauftragter diverser Therapiezentren tätig und unterrichtet an der Fachhochschule Kärnten.
LAVANTTALER WOCHE: Herr Doktor Payer, was halten Sie von der Forderung nach einem kinderärztlichen Bereitschaftsdienst an den Wochenenden?
ROBERT PAYER: Nichts, weil dieser erstens nicht nötig und zweitens nicht möglich ist. Nicht nötig, weil es bereits einen hausärztlichen Bereitschaftsdienst gibt, der über genügend Qualifikationen verfügt, um auch Kinder fachlich zu betreuen. Nicht möglich, weil wir gar nicht so viele Kinderärzte haben, um an jedem Wochenende und an allen Feiertagen einen Bereitschaftsdienst zu stellen. Wenn man das zusammenrechnet, kommt man pro Jahr auf rund 130 Tage Bereitschaftsdienst. Wer soll das machen? Zudem bräuchte man dafür ja nicht nur einen Kinderarzt, der bereitsteht, es müsste auch mindestens eine Assistentin zur Verfügung stehen. Einen kinderärztlichen Bereitschaftsdienst, der parallel zum bestehenden hausärztlichen Bereitschaftsdienst läuft, so etwas gibt es in ganz Österreich nicht.
Sind zwei Kassenkinderärzte für den Bezirk Wolfsberg genug?
Aus meiner Sicht, ja. Man sieht das gut an den Patientenzahlen. Die Anzahl der Geburten nimmt jedes Jahr ab, das wirkt sich natürlich auf die Anzahl der Patienten der Kinderärzte aus. Als Kassenarzt benötigt man aber eine bestimmte Menge an Patienten pro Quartal, damit sich der Betrieb einer Praxis überhaupt lohnen kann. Die Bezirke Hermagor, Feldkirchen, St. Veit und Völkermarkt haben überhaupt nur einen einzigen Kassenkinderarzt. Dadurch, dass Peter Sartori im Jänner seine Kassenstelle aufgab und zum Wahlarzt wurde, haben wir im Vergleich zum Vorjahr einen Kinderarzt mehr im Bezirk. Ich kann also nicht behaupten, dass wir überlastet wären. Auch bei meiner Tätigkeit als Notarzt kann ich keinen Anstieg bei Kindernotfällen beobachten.
Die FPÖ Wolfsberg sagt, die beiden Kassenkinderärzte im Bezirk seien ausgebucht, sodass viele Eltern auf einen Wahlarzt ausweichen müssen. Stimmt das?
Nein. Wenn es um akute Fälle geht, kann das Elternteil mit dem Kind natürlich immer in die Praxis kommen, wobei wir bei akut hochfiebernden Kindern um telefonische Voranmeldung bitten. Außerdem sind bei uns an jedem Ordinationstag die letzten eineinhalb Stunden für akute Fälle reserviert. Es wird also bestimmt niemand weggeschickt. Außerhalb der Ordinationszeiten kann das LKH Wolfsberg aufgesucht oder der hausärztliche Dienst gerufen werden. Für geplante Untersuchungen im Rahmen des Mutter-Kind-Passes hat man ja ohnehin einen zeitlichen Spielraum, sodass es hier keine Probleme gibt. Durch Corona kommen rund 20 Prozent weniger Patienten in die Ordination, die zuvor aufgrund von geringen Beschwerden den Gang zum Arzt gewählt haben.
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