Gemischte Gefühle
Wien-Holding-Arena bringt das Aus für viele Projekte
In Neu Marx soll eine neue Veranstaltungshalle entstehen. Doch nicht alle sehen dem Spatenstich freudig entgegen. Denn durch das Bauprojekt werden mehrere Zwischennutzungsprojekte zerstört.
WIEN/LANDSTRASSE. Insgesamt 20.000 Menschen sollen in einer neuen Veranstaltungshalle - der Wien-Holding-Arena - Platz finden. Sportevents, Musikshows, aber auch Kongresse sollen künftig hier stattfinden und das auf einer der letzten unbebauten innerstädtischen Flächen mitten in Neu Marx. "Mit der neuen Multifunktionsarena soll Wien konsequent als weltweit geschätzte Kultur-, Kongress- und Tourismusmetropole weiter gestärkt werden", verspricht Wolfgang Gratschnegg der Konzernsprecher der beauftragten Wien Holding.
Ende 2020 wurde der einjährige Architekturwettbewerb rund um die neue Arena abgeschlossen und das Projekt von einer Fachjury an die Architekten Christian Kronaus, Peter Mitterer und Reinhardt Gallister vergeben. Seither ist es ruhig geworden um das Landstraßer Megaprojekt, doch das hat einen Grund: "Bis zum Jahresende 2021 läuft noch die sogenannte Konsolidierungsphase. Dabei wird das gesamte Projekt nochmals auf Herz und Nieren geprüft, optimiert und feingeschliffen", erklärt Gratschnegg. Danach sollen Kosten sowie Zeitplan fixiert werden.
Des einen Freud, des anderen Leid
Mit dem Beschluss des konkreten Projektplans Ende 2021 wird dann aber auch das Schicksal einiger Zwischennutzungsprojekte in Neu Marx besiegelt. So befindet sich auf der vorgesehenen Baufläche das größte Street Art Kunstwerk Wiens, das nur über Drohnenaufnahmen sichtbar ist. Der Künstler Golif, der 2016 das riesige Bild geschaffen hat, war sich aber der Endlichkeit seines Werks bewusst: "Bei diesem Projekt war der temporäre Aspekt immer klar. Auch die intensive Nutzung der Fläche als Standort für verschiedene Events. Ich wusste also, dass die Arbeit nicht lange in einwandfreiem Zustand bleibt."
Doch das leerstehende Gelände wurde auch von dem Verein "ALM DIY" benutzt. Gemeinsam hat man hier über Jahre hinweg eine Skaterbahn aufgebaut, die zu 100 Prozent durch Spenden finanziert wurde. "Klar ist es deprimierend in der Pandemie solche Pläne weiter zu führen, obwohl der Ruf nach öffentlichen Raum so groß wie nie ist. Dennoch hatten wir von Anfang an nur befristete Überlassungsverhältnisse. Was es Initiativen wie unseren nicht einfach macht", zeigt man sich bei "ALM DIY" betroffen.
Neben Skaterbahn und Street Art muss auch das Urban Gardening des c/o Vienna weichen. Doch auch hier ist man sich bewusst, dass das Projekt von vornherein "auf Zeit" geplant war. Die bepflanzten Badewannen, Kaffeesäcke und Kästen werden sich künftig also einen neuen Standort suchen müssen. "In ungefähr fünf Wochen wird die Projektoptimierungsphase abgeschlossen sein", erklärt Gratschnegg. Bis zum tatsächlichen Baustart wird es dann ebenfalls noch dauern. Doch spätestens in ein paar Jahren wird eine riesige Veranstaltungshalle unter sich ein Kunstwerk und eine Skaterbahn begraben.
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