Wahl-Interview mit Hohenberger
"Solange ich bin, gibt's keine Schulden"

Erich Hohenberger (SPÖ) ist seit 35 Jahren der Bezirkschef und hat weiterhin Spaß an der Politik.  | Foto: Valentina Marinelic/MeinBezirk
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  • Erich Hohenberger (SPÖ) ist seit 35 Jahren der Bezirkschef und hat weiterhin Spaß an der Politik.
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Erich Hohenberger ist seit über 35 Jahren der Bezirksvorsteher in der Landstraße und ist auch bei der Wien-Wahl 2025 der Spitzenkandidat der SPÖ im Bezirk. Im Interview mit MeinBezirk betont Hohenberger, dass ihm Politik weiterhin Spaß macht und er weiter für den Bezirk kämpfen will. 

WIEN/LANDSTRASSE. Seit bereits 35 Jahren heißt der Bezirksvorsteher der Landstraße Erich Hohenberger (SPÖ). Solange ihn die Leute noch wollen, wolle er weiter für den Bezirk kämpfen, weshalb Hohenberger auch bei dieser Wahl der SPÖ-Spitzenkandidat ist.

Sollte er erneut Bezirksvorsteher werden, will der ehemalige Bankier weiterhin schuldenfrei bleiben. An den Plänen für einen schon lange angekündigten Mädchenfußball soll festgehalten werden. Während der Bezirkschef bei der Wien Holding Eventhalle noch keine Eile aufkommen lassen will, findet er beim Heumarkt-Projekt klare Worte. 

Spaß an der Tätigkeit

Sie sind jetzt schon seit über 35 Jahren Bezirksvorsteher der Landstraße und treten bei dieser Wahl erneut an. Warum tun Sie das?
ERICH HOHENBERGER: Politik muss Spaß machen. Und das macht es mir nach wie vor. Wenn ich in der Früh aufstehe, sage ich nicht so ein ‚blöder‘ Tag, sondern heute muss ich Punkt eins, Punkt zwei, Punkt drei erledigen. Und solange meine Gesundheit hält und man mich will, kämpfe ich für die Landstraße.

Schwebt da das Ziel mit, einmal der längstdienende Bezirksvorsteher aller Zeiten zu sein?
(Lacht.) Nein, das ist nicht mein Ziel.

Foto: Luca Arztmann/MeinBezirk

Was ist es, was Ihnen Spaß macht?
Die Tätigkeit. Ich hätte ja nie geglaubt, dass diese Funktion mir so viel Freude bereitet. Weil ich hier den direkten Kontakt zu den Leuten habe. Ich versuche auf die Wünsche der Leute einzugehen, ihnen zu helfen und freue mich, wenn etwas Positives erledigt wird. 

Finanzielle Seite wichtig

Erledigt wurden die Pläne für die Landstraßer Hauptstraße. Wie zufrieden sind Sie damit?
Da sind wir ja noch nicht im Finale. Wir haben es einmal in drei Teilen geteilt, weil die Landstraße rund zwei Kilometer lang ist und das finanziell auf einmal gar nicht zum Schaffen ist. Weil die Schätzkosten für den ersten Bauabschnitt, wenn die ungefähr bei 14 Millionen (Euro, Anm.) liegen, dann kann man sich vorstellen, was der Abschnitt 2 und der Abschnitt 3 kosten. Ja, da sind wir so weit, dass wir ein Leitbild haben. Das haben wir über zwei Tage als Bürgerinfo vorgestellt. Da sind wieder viele Anregungen, Bitten und Änderungen eingeflossen. Die müssen wir jetzt alle mit der zuständigen Behörde und mit dem Verkehrsplaner aufarbeiten und werden dann im Herbst noch einmal ein hoffentlich finalisiertes Bild herzeigen.

Bei der Kritik zur Landstraßer Hauptstraße verweist der Bezirkschef auf die finanzielle Seite. Hier am Bild mit Stadträtin Uli Sima (SPÖ).  | Foto: Kriechbaum/MeinBezirk
  • Bei der Kritik zur Landstraßer Hauptstraße verweist der Bezirkschef auf die finanzielle Seite. Hier am Bild mit Stadträtin Uli Sima (SPÖ).
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Teilweise gab es Kritik an der Vorgehensweise, den Bau in mehreren Abschnitten zu erledigen, was sagen Sie dazu?
Na ja, als ehemaliger Bankier ist für mich die finanzielle Seite ein wichtiger Punkt. Einen Kredit aufnehmen, ist zwar einfach, aber es ist das Schlechteste, was ein Bezirk machen kann, weil er damit nie mehr aus den Schulden herauskommt.

Und das will man vermeiden?
Ja, das muss ich vermeiden. 

Mädchenfußball im Schweizergarten

Sie haben bereits vor längerem einen Mädchenfußballplatz angekündigt. Soll dieser bald kommen? 
Ja, da habe ich bald ein Gespräch und ich glaube, dass wir da jetzt Gas geben können, nachdem die Grundstücksverhältnisse geklärt sind. Das war dort ein etwas hinderlicher Grund, weil auch die ÖBB dort Grundstücke gehabt hat und die nun abgetauscht wurden mit der Stadt Wien. Und so kämen wir wirklich zu unserem Mädchenfußballplatz. Es wird nicht ein Fußballplatz im Ausmaß eines Stadions sein, weil da ist der Platz zu klein, aber die Mädchen sollen dort alleine spielen können. Mit Sanitäranlagen, mit den notwendigen Voraussetzungen, dass der Spielbetrieb möglich ist und mit einer resoluten Dame, die dafür sorgt, dass kein Bursche dort mitspielt.

Wo soll das sein?
Im Schweizergarten, da ist eine große Grünfläche.

Im Schweizergarten soll der neue Mädchenfußballplatz entstehen. (Archiv) | Foto: Kautzky
  • Im Schweizergarten soll der neue Mädchenfußballplatz entstehen. (Archiv)
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Und gibt es da schon einen Frauenfußballverein dazu?
Nein. Es ist eher so gedacht, weil mich viele Eltern aufmerksam gemacht haben, dass es keinen Platz gibt, wo unsere Mädchen spielen können, ohne dass von den Burschen belästigt werden. Und das war eigentlich der Grund, warum ich nachgedacht habe, wo finde ich einen Fleckerl, wo man nur für die Mädchen eine Einrichtung zum Fußballspielen schaffen kann. 

Das heißt, man kann dieses Jahr noch mit dem Bau rechnen?
Nein, das glaube ich nicht. Aber wenn wir bald eine Einigung haben, wird ein Plan nicht lange dauern. Und so wie es einmal schon abgesprochen war mit den beiden Stadträten (Anm. Peter Hanke und Peter Hacker/beide SPÖ) haben wir eine Drittellösung gesucht. Zwei Stadträte übernehmen je ein Drittel und der Bezirk auch ein Drittel von den Kosten. Wir werden sicher mit dem neuen Finanzstadtrat nach der Wahl die Gespräche aufnehmen. 

"Als Banker muss ich auf die Finanzen schauen"

Was ist Ihr Ziel bei der Wahl?
Ich möchte erneut Bezirksvorsteher werden. Ich möchte noch einige Dinge erledigen auf der Landstraße, so wie eben den Mädchenfußballplatz und das Village im Dritten. Und wenn die Bürgerinnen und Bürger der Meinung sind, ich soll das weitermachen, dann freut es mich und ich bin auch dazu bereit.

Bei welchen Themengebieten sehen Sie Ihre Kompetenzen? 
Na ja, eigentlich schaue ich auf alle, aber natürlich, als Banker, muss ich auf die Finanzen in erster Linie schauen. Wir sind der einzige Bezirk in Wien, der keine Schulden gegenüber der Stadt hat. Das ist alles nachweisbar.

"Solange ich bin, gibt's keine Schulden. Weil man kommt da nicht mehr raus", betont Hohenberger.  | Foto: Valentina Marinelic/MeinBezirk
  • "Solange ich bin, gibt's keine Schulden. Weil man kommt da nicht mehr raus", betont Hohenberger.
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Sie werden vermutlich versuchen, das beizubehalten? 
Also da habe ich auch wirklich einen ganz klaren Satz. Solange ich bin, gibt's keine Schulden. Weil man kommt da nicht mehr raus. Es ist leicht erklärbar. Ich kann von einem Kuchen etwas herunterschneiden. Wenn der Kuchen aus ist und ich von niemandem einen zweiten Kuchen bekomme, ist kein Kuchen mehr da. Die Erhaltungskosten werden mehr. Zusätzliche Mittel wird es keine geben. Im Gegenteil. Die Förderungen werden ab 2026 eingestellt oder verringert. Auf einen viel niedrigeren Prozentsatz oder überhaupt gestrichen. 

Wieso schaffen es die anderen 22 Bezirke nicht, keine Schulden zu machen? 
Ich rede für den dritten Bezirk. Ich gebe meinen Freunden da keine Empfehlungen weiter. Jeder macht sein Bestes.

Mit Vertrag starten Gespräche

Es gab viele Diskussionen um den Bau der Wien Holding Arena. Wie soll es Ihrer Meinung nach dort weitergehen?
Na ja, es ist ganz einfach gesagt, nachdem es da einen einstimmigen Gemeinderatsbeschluss aus dem Jahr 2018 gibt, von allen Fraktionen, wird man das kaum verhindern können. Und sinnvoll ist es auch nicht, weil damals war es der Plan, eine neue Stadthalle zu bauen. Die jetzige soll umgebaut werden auf kleine Felder, die sich jeder Verein oder Initiativgruppe leisten kann, weil die große Halle sich niemand leisten kann. Und die Halle für Großveranstaltungen, die wäre dann hier bei uns. Es ist noch nicht einmal der Vertrag unterschrieben, zwischen der Holding und der deutschen Firma (Anm. CTS Eventim). Dann werden wir die Gespräche aufnehmen. Es müssen ja verschiedene Konzepte her, Energiekonzepte, Verkehrskonzepte etc.

Hätten Sie sich da von der Stadt mehr Informationen gewünscht oder bessere Kommunikation?
Nein, die Stadt ist eigentlich, wie der Wiener sagt, ein Schneider, sie haben die Genehmigung erteilt, sie haben die Förderung genehmigt und jetzt liegt die Angelegenheit bei der Wien Holding und dem CTS. Und die Gespräche werden mit der Wien Holding in dem Moment aufgenommen, in dem der Vertrag unterschrieben ist. Weil es will keiner irgendetwas sagen, solange der Vertrag nicht unterschrieben ist, was ich auch verstehe.

Sobald der Vertrag bei der Wien Holding Eventhalle unterschrieben ist, werde man die Gespräche aufnehmen. (Rendering) | Foto: Architekten Kronaus, Mitterer, Gallister
  • Sobald der Vertrag bei der Wien Holding Eventhalle unterschrieben ist, werde man die Gespräche aufnehmen. (Rendering)
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Hat man Ihnen da schon einen Zeitraum genannt?
Angeblich soll es im Juni so weit sein.

Und wünschen Sie sich für die Zwischennutzungskonzepte, die drüben sind, Lösungen?
Ich würde unbedingt den kleinen Gartenverein dort behalten. Die haben das mit so viel Herz und Liebe gestaltet und da muss bei den ganzen Gesprächen etwas ausgehandelt werden, wo die bleiben können. Das andere kann man natürlich auch in verschiedenen Parkanlagen, wie zum Beispiel in den Schweizergarten.

Gibt's einen Grund, dass Sie sagen, speziell der Gartenverein sollte drüben bleiben?
Eine sportliche Einrichtung kann ich leichter verlegen als eine grüne Einrichtung. 

"Ja oder Nein" am Heumarkt

Andere Kandidaten haben immer davon gesprochen, dass Sie für alle ein offenes Ohr haben. Wieso ist Ihnen das wichtig und wie funktioniert das dann bei großen Projekten, dass man da alle Meinungen unter einen Hut bringt?
Erstens rede ich mit allen Fraktionen. Man muss nicht jemanden umarmen, aber man muss ihn akzeptieren und respektieren, auch wenn er anderer Meinung ist. Und vielleicht findet man im Gespräch einen Kompromiss. Das ist ja durchaus möglich, wenn man miteinander redet. Wenn man das nicht tut, wird nie ein Kompromiss herauskommen.

Also, Sie sind bemüht, immer einen Kompromiss zu finden?
Immer und wenn eine andere Fraktion eine gute Idee hat, die für die Landstraße gut ist, dann wird sie umgesetzt.

Beim Heumarkt-Projekt herrscht noch immer Stillstand, wie gehen Sie mit der Situation um?
Auch eine deutliche und einfache Antwort. Ob man das Projekt will, ob man den Investor will, ja oder nein, alles okay, aber man hat die verdammte Pflicht, jetzt endgültig einmal zu sagen, er kann das nicht machen oder doch. 

Beim Heumarkt-Projekt fordert Hohenberger endlich eine Lösung. (Rendering) | Foto: Wertinvest
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Das heißt, es braucht eine rasche Lösung?
Da wünsche ich mir von der Stadt ein klares Bekenntnis. Ja oder nein. Es kann nicht sein, dass einer immer alles umplant und dann ist wieder nichts und wieder Fragezeichen und wieder auf die UNESCO. Also das ist ein Hin und Her und ich muss doch fähig sein, dass ich sage, okay, ja, ich will das haben oder ich will es nicht haben. Beides ist akzeptabel. Aber es gehört eine Entscheidung her. 

Ihr Ziel ist, jedes Jahr einen neuen Park neu zu gestalten. Welcher soll es als Nächstes werden?
Der nächste ist der Arenbergpark. Wir haben den Kardinal-Nagl-Park gemacht. Wir haben den Czapkapark. Und jetzt kommt der Arenbergpark. Das ist ein recht großer Park, aber leider bekommen wir ja die beiden Mahnmale, also die Bunker, nicht weg. Die werden ewig dort stehen. Die Wünsche der älteren Leute, die sich dort tagsüber aufhalten, werden natürlich einbezogen und soweit die finanziellen Voraussetzungen gegeben sind, natürlich auch umgesetzt.

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