Covid-19 +++UPDATE+++
Erster Corona-Fall in Ischgl doch erst im März – AGES-Angaben korrigiert

Ischgl wurde in den nationalen und internationalen Medien als "Corona-Hotspot" tituliert. | Foto: Franz Vogt
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ISCHGL (otko). +++UPDATE+++ Ministerium korrigiert AGES-Angaben, die bei der Pressekonferenz gemacht wurden. Das Datum der Infektionskette wurde von 5. Februar auf 5. März korrigiert.

+++UPDATE+++ Das Land Tirol fordert indes eine umgehende Aufklärung.

Der erste Coronavirus-Fall in Ischgl in Tirol ist bereits am 5. Februar bei einer Schweizerin aufgetreten. Diese wurde erst Wochen später positiv auf Covid-19 getestet. Das gab Franz Allerberger von der AGES heute bekannt.

+++ UPDATE+++Falsches Datum: Erster Corona-Fall am 5. März in Ischgl

Heute (2. April) hat die AGES im Rahmen einer Pressekonferenz des Gesundheitsministers eine Dokumentation über regionale und internationale Wurzeln der über 40 Corona-Cluster in Österreich präsentiert. Darunter war unter Verweis auf EMS-Eingaben von der AGES auch als Indiz formuliert worden, dass eine später diagnostizierte Corona-Patientin schon am 5. Februar in Ischgl anwesend gewesen sei. Hier dürfte bei Eingabe in oder Übernahme aus dem EMS-System ein Eingabefehler passiert sein, es bleibt in diesem Fall beim Datum 5. März. Übereinstimmung besteht beim Datum der ersten Positivtestungen in Ischgl mit dem 7. März, heißt es in einer Aussendung.
Gesundheitsministier Rudolf Anschober: ”Ich habe die Autoren der Dokumentation beauftragt, den Hintergrund dieses Fehlers lückenlos aufzuklären. Auch bei der Pressekonferenz hat der Vertreter der AGES aus der präsentierten Studie keine Vorwürfe an die regionalen Behörden formuliert. Denn selbst beim genannten Datum hätte niemand einen Menschen ohne starke Symptome erkennen und darauf Maßnahmen aufbauen können.”

In Ischgl zeigt man sich über den "Eingabefehler" jedenfalls verärgert, wie das nachfolgende Facebook-Posting von Geschäftsführer Dietmar Walser (TVB Paznaun-Ischgl) zeigt.

Ischgler "Patient 0": AGES-Daten sorgen für Wirbel

Erster Fall in Ischgl bei einer Schweizerin

Der erste Coronavirus-Fall in Ischgl sei schon am 5. Februar aufgetreten. Es soll sich dabei um eine Schweizerin gehandelt haben. Diese wurde aber erst am 9. März positiv auf das neuartige Coronavirus getestet. Das gab Franz Allerberger, Leiter des Bereichs Humanmedizin, von der AGES (Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungsmedizin) im Rahmen einer Pressekonferenz am Donnerstagvormittag (2. April) bekannt.

Barkeeper doch nicht der "Spreader"?

Demnach sei der viel genannte Barkeeper eines Après-Ski-Lokals in Ischgl, dem von den Medien unterstellt wurde, Dutzende Touristen angesteckt zu haben, nicht der "Spreader" gewesen. Laut Allenberger sei er der Erste von den in Ischgl Erkrankten gewesen, der zum Arzt ging und positiv getestet wurde. Die Erkrankung des Barkeepers wurde am 7. März öffentlich. Er habe "fälschlicherweise die Rolle des angeblichen Weiterverbreiters umgehängt bekommen", so Allerberger. Demnach gelte laut Allerberger die Schweizer Kellnerin, die ebenfalls im selben Lokal arbeitete als "Patient 0" bzw. Primärquelle. Wo sie sich angesteckt habe, sei aber unklar. Sie hatte aber nur leichte Symptome und war deshalb nicht beim Arzt. Eine weitere Kellnerin des selben Apr`es-Ski-Lokas zeigte am 8. Februar erste Symptome – der Barkeeper erst am 2. März.  Zudem gab es am 26. Februar mit zwei norwegischen Erasmus-Studierenden bereits zwei weitere "importierte Fälle". Diese hatten das Coronavirus aus Bologna (Italien) bei ihrem Skiurlaub nach Ischgl gebracht und sich "mit Sicherheit nicht" dort angesteckt.
Gesundheitsminister Rudi Anschober mahnt davor die Ischgler Angestellten zu verurteilen. Es gehe nur darum, Indizien zu sammeln und entsprechend reagieren zu können.

Kritik am Corona-Krisenmanagement in Ischgl – Land weist dies zurück

Ischgler Bürgermeister: "Erst heute durch Regierungs-Pressekonferenz erfahren"

"Wir haben heute, so wie die Öffentlichkeit insgesamt, durch die Pressekonferenz von Bunsesminister Rudolf Anschober erfahren, dass der erste Corona-Fall bereits am 5. Februar aufgetreten sei“, so der Bürgermeister von Ischgl, Werner Kurz. Wie die AGES bekannt gab wurde die betroffene Schweizerin erst Wochen später am 9. März positiv getestet. „Auch die von der AGES bekannt gegebene Kellnerin, die mit dem Corona-Virus infiziert wurde, war uns bislang nicht bekannt“, so Kurz weiter.

Bgm. Werner Kurz: "Wir haben über Covid-19 Infektion, die bereits im Februar aufgetreten ist, erst heute durch die Regierungs-Pressekonferenz erfahren." | Foto: Othmar Kolp
  • Bgm. Werner Kurz: "Wir haben über Covid-19 Infektion, die bereits im Februar aufgetreten ist, erst heute durch die Regierungs-Pressekonferenz erfahren."
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Kurz hält fest, dass in Ischgl am 7 März der erste bestätigte Corona-Fall bekannt wurde. Diese Information wurde selbstverständlich an die zuständigen Behörden weitergeleitet, die in Folge die Schließung der Apres Ski Bar „Kitzloch“, sämtlicher Gastronomiebetriebe, ein behördliches Versammlungsverbot sowie die Schließung der Seilbahnen veranlasste. „Sämtliche Vorgaben und Verordnungen wurden in Ischgl selbstverständlich umgesetzt.“

Land Tirol fordert umgehend Aufklärung

LHStv. Josef Geisler betonte im Rahmen der Videopressekonferenz, dass dem Land Tirol die Zusammenhänge noch nicht bekannt seien.

"Wir hatten bisher keinerlei Kenntnisse von diesem Fall. Das wird uns dann die AGES oder der Gesundheitsminister auch erklären. Wir gehen jetzt wissenschaftlich von einer Inkubationszeit von 14 Tagen aus. Daher ist das medizinisch nicht ganz nachvollziehbar, wenn das ganze erst Anfang März aufschlägt. Die Zusammenhänge sind uns noch nicht bekannt, und ich hoffe auf Aufklärung. Unsere Zeitreichung beginnt in Ischgl am 7. März mit dem ersten Coroanvirus-Fall."

Das Land Tirol fordert in einer Aussendung die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit AGES sowie das Gesundheitsministerium in aller Deutlichkeit auf, die Darstellungen bei der heutigen Pressekonferenz zu Ischgl umgehend aufzuklären. Dem Land Tirol liegen keine derartigen Informationen vor, vielmehr musste das Land Tirol diese „neuen Inhalte“ wie alle anderen auch direkt von der Pressekonferenz der AGES erfahren.
Die Tiroler Gesundheitsbehörden weisen an dieser Stelle nochmals ausdrücklich darauf hin, dass die erste positive Testung aus Ischgl auf den 7. März zurückgeht. An diesem Tag wurde der deutsche Barkeeper der Bar Kitzloch positiv getestet. Auf die Spur des Barkeepers war man gekommen, weil die Tiroler Gesundheitsbehörden nach Hinweisen der isländischen Behörden entschieden hatten, alle Personen in Ischgl, die im Zuge der Erhebungen über grippeähnliche Symptome klagen, einem verpflichtenden Coronaabstrich zu unterziehen.

5. März – und nicht am 5. Februar – erste Symptome

Im Rahmen der weiteren Ermittlungen nach der ersten positiven Testung des Barkeepers haben die Gesundheitsbehörden auch Erhebungen im unmittelbaren Arbeitsumfeld des Barkeepers durchgeführt. Im Zuge dessen wurde auch eine Schweizerin getestet, die ebenso als Kellnerin im Kitzloch arbeitete. Das positive Ergebnis dieser Schweizerin lag am 9. März vor – insoweit stimmen die Daten der Tiroler Gesundheitsbehörden mit den Daten der AGES überein. Diese Schweizerin hat im Zuge der Testung angegeben, dass sie am 5. März – und nicht am 5. Februar – erste Symptome gezeigt hat.

Ischgl als "Corona-Hotspot" tituliert

Nachdem im "Kitzloch" in Ischgl am 7. März bei einem Barkeeper – laut Aussendung des Landes Tirol ein deutscher Staatsbürger mit norwegisch klingenden Namen – der erste Coronavirus-Fall festgestellt wurde, überschlugen sich förmlich die Ereignisse. Ischgl wird in den nationalen und internationalen Medien inzwischen zum "Corona-Hotspot" tituliert. Mittlerweile konnten mehrere hundert Corona-Infektionen bis nach Ischgl zurückverfolgt werden. Allen voran wurde Kritik geübt, dass zwischen dem Auftreten des ersten Falls bei dem Barkeeper und der Schließung des Lokals zu viel Zeit vergangen sei. Zudem hat Island bereits am 5. März eine Reisewarnung für Ischgl herausgegeben und stellte Ischgl-Heimkehrer unter Quarantäne.

Norweger in Ischgl am Coronavirus erkrankt

Neben der besagten Bar wurden dann seitens der Behörde alle Après-Ski-Loakle am 10. März geschlossen und am 12. März schließlich das Aus für die Wintersaison im ganzen Tal verkündet. Schließlich wurde am 13. März neben Ischgl alle weiteren Orte im Paznaun – See, Kappl und Galtür – sowie St. Anton am Arlberg unter Quarantäne gestellt.

Staatsanwaltschaft ermittelt

Das Land Tirol hat bereits vergangene Woche eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft Innsbruck übermittelt. Bereits Ende Februar soll es einen positiven Coronavirus-Fall in einem Ischgler Betrieb gegeben haben. Dieser sei aber nicht an die Behörden gemeldet worden. Es gilt die Unschuldsvermutung. Inzwischen leitete die Staatsanwaltschaft Ermittlungen ein.

Causa Ischgl: "Staatsanwaltschaft ermittelt sachlich, objektiv und unaufgeregt"


FPÖ kritisiert Umgang mit "Coronavirus Skandal in Ischgl"

Die jüngsten Medienberichte beweisen für den Tiroler FPÖ-Landesparteiobmann KO LAbg. Markus Abwerzger laut einer Aussendung, dass viele Tatsachen von der Tiroler Landes- und der Bundesregierung unter dem Tisch gekehrt wurden: „Tagtäglich gibt es traurige Neuigkeiten über das Ausmaß der Ausbreitung der Corona-Pandemie im Bundesland Tirol“, erläutert Abwerzger, der daran erinnert, dass Mitte Jänner noch eine chinesische Reisegruppe aus der Krisenregion Wuhan in Tirol in ein Hotel eingecheckt ist.
„Ich frage mich schon, wenn die Landes- und die Bundesregierung endlich das wahre Ausmaß des Multiorganversagens der Behörden eingestehen“, konkretisiert der Tiroler-FPÖ-Obmann. Er ortet auch dringenden Aufklärungsbedarf seitens des grünen Gesundheitsminister Rudolf Anschober: „Es kann einfach nichts sein, dass das Ministerium gar nichts gewusst hat, da erwarte ich mir – und alle Bürgerinnen und Bürger – in unserem Land, dass Anschober endlich Rede und Antwort steht.“
Abschließend merkt Abwerzger an, dass nach Bewältigung dieser unglaublichen Krise in Tirol „sicher kein Stein auf dem andern bleiben wird, und dies ist klar politisch gemeint.“

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