Caritas Impulswochen zu Gast in Landeck
Einsamkeit als Thema, das unter die Haut geht
LANDECK (sica). Die Podiumsdiskussion "Sorgende Gemeinde" im Alten Widum in Landeck war eine von sieben Veranstaltungen der Caritas in ganz Tirol, die sich gezielt mit dem Thema Einsamkeit beschäftigte.
Caritas Impulswochen mit persönlicher Note
Direktor der Caritas, Georg Schärmer führte durch den Abend, der ganz im Zeichen des sensiblen Themas Einsamkeit stand. Einsamkeit betrifft jeden und die schmerzhafte Erfahrung geht oft einher mit Scham und treibt die Betroffenen noch mehr in den Rückzug. Die Ursachen der Vereinsamung sind vielfältig: Krankheit, Trennung, Arbeitsplatzverlust, Mobbing, Lebenswenden wie zum Beispiel die Pensionierung und vieles mehr. Gemeinschaftsstiftung gehört zu den Grundsäulen der Caritasarbeit, deswegen wurden die Impulswochen, mit verschiedenen Impulsveranstaltungen über ganz Tirol verteilt, zur Thematik Einsamkeit ausgerichtet. Schärmer erzählte ganz persönlich, warum gerade er einen besonderen Bezug dazu hat. Im Alter zwischen 14 und 18 Jahren litt er an einer starken sozialen Phobie, kapselte sich immer mehr ab und beschäftigte sich exzessiv mit dem Gitarrespielen. Dass genau dieses Talent ihn aus seinem Loch der Einsamkeit ziehen würde, hätte er sich nie gedacht. Der Chor der Pfarre studierte eine Messe ein und benötigte einen Solo-Gitarristen. Da der Chorleiter um Schärmers Talent wusste, bat er ihn mit einem Satz, den er nie vergessen wird, um Hilfe - "Georg, i brauch di". Und im Nachhinein wurde ihm klar, dass man Einsamkeit nicht mit Besuchen bekämpfen kann. Betroffene brauchen die Möglichkeit, in der Gemeinschaft wertvoll zu sein und einen Beitrag leisten zu können, der gebraucht wird.
Einsamkeit aus verschiedenen Sichtweisen
Zur Podiumsdiskussion waren Persönlichkeiten aus den verschiedensten Bereichen eingeladen, um ein breites Spektrum der verschiedenen Sichtweisen zu schaffen. Dabei waren Hans Kreuzer (Netzwerker in der Region), Anni Scherl (Koordinatorin der Caritas WegbegleiterInnen), Dr. Anna Walser (Medizinerin, Philosophie Studentin, ehem. pflegende Angehörige) und Prim. Univ. Prof. Dr. Martin Kurz (Primar Krankenhaus Zams, Leitung der psychiatrischen Abteilung).
Kurz erzählte, dass Einsamkeit ganz klar Auslöser und Folge von diversen Erkrankungen ist. Die Betroffenen sind in jedem Altersbereich zu finden, seine Patienten sind zwischen 14 und 80 Jahren alt. Er wies aber auf die vermehrt jungen Menschen hin, die mit der Einsamkeit zu kämpfen haben, sei es aufgrund von Mobbing (20 Prozent aller Jugendlichen haben Mobbingerfahrung) oder weil sie sich als sogenannte "Young Carers" um ihre Eltern, aufgrund von Suchterkrankungen, kümmern müssen. Ein weiteres großes Problem seien Lebensumstände, die sich nicht ändern lassen und somit einen Teufelskreis aus Behandlung und Entlassung bilden.
Hans Kreuzer sprach die fehlenden Einrichtungen, wie zum Beispiel Selbsthilfegruppen für vereinsamte Menschen, an. Dabei meinte er ganz speziell die Organisationen für "gesunde" Menschen, um den Prozess der Einsamkeit zu stoppen. In Innsbruck hat er durch ausgiebige Recherche bereits ein paar Paradebeispiele ("Junge Selbsthilfe", "BELIA" ode den "Plaudertisch") dafür gefunden, würde sich aber so eine Möglichkeit für Landeck und Umgebung wünschen.
Mögliche Maßnahmen zur Bekämpfung
Die Gäste des Podiums sind sich bei der Frage, wie man Einsamkeit am Besten bekämpfen kann einig: Einsame Menschen brauchen nicht nur Besuche, die ein zwei Stunden andauern. Sie benötigen eine Aufgabe, bei der sie etwas geben können und das Gefühl gebraucht zu werden, um in ein soziales Umfeld zurückkehren zu können. Eine passende Gelegenheit dafür bietet sich in Vereinen. Es gibt einen breiten Fundus an Möglichkeiten, aktiv zu werden und soziale Kontakte zu knüpfen.
Wer kein Vereinsmensch ist, kann an Vorträgen teilnehmen, die diese Thematik behandeln. Jeden zweiten Mittwoch des Monats von 16:30- 18:30 Uhr inkl. Pause findet im Krankenhaus St. Vinzenz Zams in der Psychiatrischen Ambulanz eine Trialog-Veranstaltung statt. Der Trialog ist ein Gespräch und ein Austausch zwischen Menschen mit psychischen Erkrankungen, deren Angehörigen und Expertinnen und Experten aus dem psychosozialen Bereich. Die TeilnehmerInnen sollen aus den Sichtweisen und Erfahrungen der anderen TeilnehmerInnen lernen können und somit der Umgang miteinander im privaten und beruflichen Alltag positiv beeinflusst werden. Der „Trialog" richtet sich an alle Menschen, die über ihre psychischen Erkrankungen und Probleme im geschützten Rahmen sprechen wollen.
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