GR-Wahl 2022
Tirolerinnen Volkspartei will mehr Frauen in der Politik
Nach der Gemeinderatswahl 2022 sollen mehr Frauen in der (Kommunal-)Politik vertreten sein. Das fordern Vertreterinnen und Vertreter der Tiroler Volkspartei.
BEZIRK KUFSTEIN. Jetzt sei der richtige Zeitpunkt, um Frauen aktiv anzusprechen und zu motivieren, betont NR Elisabeth Pfurtscheller, Landesleiterin der Tirolerinnen Volkspartei. Konkret wolle man keine Gemeinde ohne Gemeinderätin und keinen Bezirk ohne Bürgermeisterin. Das Ziel sei vor allem auch als Botschaft zu verstehen. Eine Gemeinderat ohne Frauen sollte wirklich der Vergangenheit angehören, so etwas sollte man sich gar nicht erst trauen. Aus diesem Grund habe man die Kampagne "Du bist die Wahl" gestartet. Frauen können nicht nur wählen, sondern auch zur Wahl stehen – das müsse in den Köpfen vieler noch ankommen. Um die Frauen auf diesen Weg zu unterstützen, biete man wöchentlich Online-Kurse zu Themen wie Budgetierung, Jahresabschluss oder Raumordnung an. Auch Einzel- und Gruppenschulung können absolviert werden.
Die Zahlen
Tirolweit gibt es 18 Frauen als Bürgermeisterinnen, das entpricht 6,5 Prozent. Die Bezirke Landeck und Imst sind die einzigen ohne Frau an der Spitze einer Gemeinde. Von den 3.738 Tiroler Gemeinderäten sind 785 weiblich (21 Prozent). In 15 Tiroler Gemeinderäten sind derzeit rein männlich besetzt. Im Bezirk Kufstein gibt es zwei Bürgermeisterinnen, jeweils in Wörgl und Niederndorferberg (6,6 Prozent). 95 Frauen sind unter den 440 (22 Prozent) Gemeinderäten zu finden. Der Brandenberger Gemeinderat ist derzeit der einzige ohne Frau, allerdings hatte nach der GR-Wahl 2016 eine Frau ein Mandat inne, dieses sei aber mittlerweile an eine Mann übergeben worden. Prozentuell gesehen liegt man somit über dem Tiroler Niveau. Erfreulich seien diese Zahlen laut Pfurtscheller aber alle nicht. EU-weit hinke man anderen Ländern stark hinterher.
Verhalten muss sich ändern
LAbg. Barbara Schwaighofer betont, dass nicht per se alles schlecht von den Männern gemacht worden sei. Vielmehr sehe man einen erhöhten Frauenanteil als Ergänzung bzw. Bereicherung in der Politik. Als Gründe für den Mangel an Kanditatinnen verortet sie oftmals mangelndes Selbstvertrauen. Frauen würden sich zu sehr hinterfragen. Sie selbst sei in der Politik nie heruntergemacht worden, nur weil sie eine Frau sei.
Etwas anders sieht das Julia Lettenbichler, Bezirksleiterin der Tirolerinnen Volkspartei. Sie könne sich schon erinnern, dass sie anfangs als Frau belächelt worden sei. Trotzdem sagt sie:
"Uns braucht's, weil wir innerhalb der Frauen viel Arbeit leisten."
Lettenbichler meint damit, dass Frauen in der Politik auch als Vorbild wirken, die wiederum anderen die Ängste und Selbstzweifeln nehmen können. Auch würden auf Gemeindeebene viele Dinge entschieden, die vor allem Frauen betreffen. Daher sei es wichtig, dass sich Frauen dafür stark machen. Auch Barbara Trapl, VP-Vizebürgermeisterin in Kundl, erinnert sich an einige Momente, in denen das Verhalten der Männer unakzeptabel war.
"Die letzten sechs Jahre waren ein ziemlicher Kampf."
Sie selbst kandidiere für die Volkspartei in Kundl, allerdings gebe es auch eine eigene Frauenliste, von der sie ursprünglich gekommen sei und die dem bürgerlichen Lager nahesteht. Wie diese entstanden ist? Den Frauen wäre wichtig, dass ihre Themen aufgegriffen werden. Dem sei aber nicht immer so. So wurde in Kundl beispielsweise durchgesetzt, dass während der Corona-Pandemie nur Kundlerinnen und Kundler ins Schwimmbad durften. Das dadurch Großeltern, die in den umliegenden Gemeinden wohnhaft sind, nicht mehr mit ihren Enkelkindern baden gehen konnten, habe der Bürgermeister nicht berücksichtigt. Für VP-Bezirksparteiobmann Sebastian Kolland sieht das Ganze als wichtiges gesellschaftliches Thema. Man lasse unheimlich viel Kompetenz liegen, wenn man Frauen nicht miteinbezieht. Und das betreffe alle Bereiche, nicht nur Soziales, Bildung und Kultur, sondern genauso Technik und Wirtschaft. Nach der Gemeinderatswahl 2022 wünsche er sich zumindest 25 Prozent Frauenanteil. (klau)
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