Radfahren im winterlichen Klosterneuburg
Die Eispendlerin vom Ölberg

Die ideale Bekleidung für Winterradler ist aus Wolle gemacht, rät Judith Brozca. | Foto: Seebacher
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Judith Brozca pendelt das ganze Jahr über mit dem Rad nach Wien zu ihrer Arbeitsstätte. Wieso sie das tut und welche Tipps sie all jenen geben kann, die es ihr gleich tun wollen, liest Du hier.

KLOSTERNEUBURG. „Ich glaube, es war ein Tag im Februar“, erinnert sich Judith Brozca an ein besonders prägendes Erlebnis aus diesem Jahr und fährt fort: „Da waren in der Früh die Straßen glatt, aber es war klar, dass das Wetter am Nachmittag schön wird.“ Radfahren bei Glatteis ist eigentlich ein No-Go: Radfahrer haben im Gegensatz zu Autofahrern nur zwei Räder und die richtige Balance zu halten, ist bei extrem rutschigem Untergrund schier unmöglich. „Ich bin an diesem Tag trotzdem gefahren, habe es nicht bereut und war auch nicht die einzige“, so die diplomierte Shiatsu-Praktikerin weiter. Immer wieder wären ihr andere Radler entgegengekommen und hätten vor gefährlichen Stellen gewarnt. Die dreifache Mutter betont:

„Diese Solidarität zwischen wildfremden Menschen zu erleben, war einfach schön“

Warme Winter

Kalte Tage wie dieser sind ohnehin selten geworden, mein Brozca. Sie pendelt schon über 20 Jahre zwischen Klosterneuburg und Wien. „Vor 20 Jahren waren die Winter noch anders als heutzutage“, verweist sie auf die immer wärmere Witterung während der „kalten“ Jahreszeit.

Foto: Seebacher

Kein Leben ohne Rad

Ein Leben ohne Fahrrad kann sich Brozca nicht vorstellen. Das wird beim Gespräch mit ihr schnell klar. „Ich war immer mit dem Fahrrad unterwegs und habe immer das Gefühl, ich bin ein freier Mensch, sobald ich am Fahrrad sitze.“ Schon als Kind verbrachte sie mit ihrer Familie einen Fahrradurlaub in Dänemark. Ihr Drahtesel damals hatte nur einen Gang.

Alle Wege auf zwei Rädern

Brozca wuchs in Pöchlarn auf und ging in Melk zur Schule. Ihr Verkehrsmittel: Erraten - ein Fahrrad. Ihre drei Kinder hat sie ebenfalls mit dem Fahrrad respektive Anhänger transportiert. Dies, obwohl sie am Ölberg wohnt und etwa 200 Höhenmeter zu bewältigen hat.

„Ich habe mir schon einen gewissen Ruf erarbeitet.“

, schmunzelt sie und betont: „Ich werde auch selten krank.“ Eines schätzt Brozca mit dem Pendeln am Drahtesel ganz besonders: „Wenn ich merke, dass ein anderer Radler mein Tempo fährt, dann fange ich oft ein Gespräch an.“ So hat sie viele Leute kennengelernt. Etwa ihre Hautärztin.

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Tipps für Winterradler

Kälteschutz:

  • Ganz generell: Wolle ist das beste Material und künstlichem Funktionsmaterial meist vorzuziehen. Es riecht nach Gebrauch nicht und muss nicht jedes Mal gewaschen werden. Auslüften reicht häufig völlig aus.
  • Kalte Füße nerven am meisten. Deshalb: Warme Socken, warme Schuhe und eventuell auch Gamaschen.
  • Skihandschuhe, am besten wasserdichte, schützen die Hände.
  • Mütze unter Helm und ein Schlauchschal um den Hals schützen die oberen Bereiche. Den Schlauchschal kann man auch über die Nase ziehen.
  • Winterfahrradhose unter dem im Notfall noch ein Beintextil Platz hat.
  • Judith Brozca verwendet fast das ganze Jahr über die gleiche Fahrradjacke. Darunter variiert sie nach dem Zwiebelschichtprinzip.

Sicherheit:

  • Immer auf alle anderen Verkehrsteilnehmer achten. Dem Motto "als Radfahrer muss man nicht nur Kinder, sondern auch alle anderen vom Vertrauensgrundsatz ausnehmen" kann Judith Brozca einiges abgewinnen. Gilt in jeder Jahreszeit.
  • Schwarz macht zwar schlank. Damit man als Radfahrer sichtbar bleibt, sollte man etwas Knalliges, Buntes; am besten mit reflektierenden Elementen tragen.
  • Die gesetzlichen Vorschriften bezüglich Beleuchtung sind gerade im Winter absolutes Mindestmaß: Heller Scheinwerfer nach vorn. Der darf nicht blinken. Rotes Rücklicht nach hinten. Das darf blinken, muss aber nicht. Reflektoren hinten und vorn. Reflektoren auf den Pedalen. Und: Reflektoren in den Laufrädern oder an den Reifen. Ein Tipp: Wer lange Strecken mit vielen starken Kurven im Dunklen fährt, wird ein Licht am Fahrradhelm schätzen. Damit folgt der Lichtkegel nicht nur dem Lenker, sondern auch dorthin, wohin man gerade blickt.
  • Ausreichend dicke Bereifung mit Profil.
  • Das Fahrrad nie über Nacht draußen stehen lassen. Am besten mit einem Schloss der Sicherheitsstufe 10 bis 15 an einem Bügel befestigen.
  • Bei Radabstellanlagen das Radl nie an den Seiten abstellen. Der Grund: Hier sind die Drahtesel weniger vor Diebstahl geschützt, weil sie leichter zugänglich sind.
  • Eine Navi-App erleichtert das Leben: Judith Brozca empfiehlt Bike Citizens (gratis) oder Komoot (nicht ganz gratis). Die beste Karte für Radler heißt Opencyclemap (kostenlos).
  • Auch nützlich, aber recht teuer: Ein Fahrrad-Rücklicht mit Radar, das man mit einem Fahrradcomputer finden kann. Dann sieht man auf dem Display, sobald sich ein Auto von hinten nähert.

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