100 Jahre Republik
Leichte Küche aus schweren Zeiten - mit VIDEO!

Heute selten auf dem Menüplan, früher eine gängige Speise: der Scheiterhaufen.
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  • Heute selten auf dem Menüplan, früher eine gängige Speise: der Scheiterhaufen.
  • hochgeladen von Johanna Bamberger

BEZIRK KITZBÜHEL (jos). Da heutzutage die Bevölkerung in einem Überfluss an Lebensmitteln und kulinarischem Luxus schwelgt, kann man sich einen Speiseplan aus dem Jahr 1918 schlecht vorstellen. Die Küche im Bezirk Kitzbühel war, geprägt durch die einfache Lebensweise auf den vielen Bauernhöfen und wenigen Einflüssen aus den städtischen Räumen, sehr simpel, jedoch sehr nahrhaft gehalten. Nicht selten kochte man damals vegetarisch, da sich viele Bürger Fleisch nicht leisten konnten.
Auf dem Speiseplan der Handwerker und Bauern standen nicht selten Brennsuppe, Milchsuppe, Fisolen, Mehlspeisen wie z. B. Rohrnudeln, Dampfnudeln, Pofesen, Krapfen und verschiedene Breie wie z. B. das "Tirg'nkoch" (Tirg'n, Mdt. für Mais). Als "Zuleck" (Mdt. für Zuspeise) wurden dazu oft eingekochte Zwetschken oder Äpfel gereicht. Im Sommer wurden die Speisen durch Waldbeeren und Obst aufgewertet. Zum Frühstück gab es Milch- oder Einbrennsuppe oder ein "Miasl" (Mdt. für Mehlschmarren). Zur "Marend" (Mdt. für Jause) am Nachmittag wurde gerne Käse und Brot gegessen. Abends ließ man sich oft Kartoffeln, Einbrennsuppe oder Mehl- und Schmalzspeisen schmecken.
Beim Gemüse wurde damals gezwungenermaßen auf die Saisonalität geachtet: In bäuerlicher Gesellschaft kredenzte man Sauerkraut, Krautsalat, Kohlrüben usw. Fleisch, hauptsächlich Schweinefleisch, wurde nur oft nur an Sonn- oder Feiertagen gegessen.
Als Getränke wurden oft (Malz-)Kaffee, Tee und Milch genossen.
(Quelle: Geschichte und Führer von Kössen und Umgebung von Nikolaus Schweinester, 3. Auflage, 1999)

Rezepte:

Gebackene Mäuse:

  • 1/2 kg Mehl
  • 2 dag Germ
  • 6 dag Zucker
  • 6 dag Butter
  • 1/4 l Milch
  • 2 Dotter
  • 2 El Rum
  • 1 Tl Salz
  • 5 dag Rosinen

Zubereitung: Weichen Germteig zubereiten und gehen lassen, mit einem in Mehl getunkten Löffel Nockerl ausstechen, im heißen Fett schwimmend goldbraun backen. Tipp: Gebackene Mäuse werden lockerer, wenn man auf 1/2 kg Mehrl 1 EL Weizengrieß dazugibt.

Scheiterhaufen:

  • 5 alte Semmeln
  • ca. 1/4 l Milch
  • 2 Eier
  • 30 dag Äpfel
  • Rosinen
  • Zitronenschale
  • Salz
  • Zimt
  • etwas Zucker
  • 4 dag Haselnüsse
  • Butter

Zubereitung: Semmeln blättrig schneiden, Milch, Eier und Salz versprudeln, über die Semmeln gießen; Äpfel blättrig schneiden, mit Rosinen, Zucker und gehackten Nüssen vermischen, schichtenweise Semmeln und Äpfel in bebutterte Auflaufform einlegen, mit einer Semmelschicht abschließen, mit Butter beträufeln, 45 min bei 200 Grad backen.

Brennsuppe:

  • 4 dag Mehl
  • 4 dag Butter
  • 1 1/2 l Wasser
  • Salz
  • Kümmel
  • Petersilie
  • Käse nach Geschmack (Bierkäse)

Zubereitung: Mehl in Fett dunkel anbräunen lassen, unter ständigem Rühren etwas Wasser aufgießen, bei kleiner Flamme weiterkochen lassen und nach und nach die ganze Wassermenge aufgießen, ca 1/4 Stunde kochen lassen, von der Herdstelle wegnehmen, den kleingewürfelten Käse dazugeben, ziehen lassen, mit Petersilie verfeinern eventuell Weißbrotwürfel oder feinblättrige Kartoffeln dazugeben.

Brotsuppe:

  • 1/4 Laib Brot
  • 50 g Fett
  • 50 g Zwiebeln
  • Eidotter nach Geschmack

Zubereitung: Brot würfelig schneiden und in Fett mit Zwiebeln anrösten, anschließend mit Wasser aufgießen und kochen lassen. Pfeffern, salzen, danach die Suppe passieren. Man kann mit einem Dotter legieren oder ein paar Brotwürfel mit einmal mit aufkochen lassen.

Holunderpunsch:

  • 10 l Wasser
  • 1 kg Zucker
  • 5 Holundertrauben
  • 2 ganze Zitronen
  • einige Brösel Hefe

Zubereitung: Zitronen schneiden, anschließend alle Zutaten in einen großen Eimer geben und rund 2 Tag in die Sonne stellen (nur im Sommer möglich).

Kracherl:

  • 6 dag Weinsteinsäure
  • 6 dag Speisesoda
  • 9 dag Staubzucker

Zubereitung: Alle Zutaten gut vermischen und trocken aufbewahren. Ein Kaffeelöffel deiser Mischung ist ein Kracherl.

Heute selten auf dem Menüplan, früher eine gängige Speise: der Scheiterhaufen.
Ein altes Kochbuch für Anna Noichl, die im Pfarrhof in Kitzbühel als Köchin arbeitete - in Kurrentschrift.
Ein altes Kracherl-Rezept von Katharina Massinger aus Waidring. | Foto: Helga Büchl
Der Autor des Buches "Geschichte und Führer von Kössen und Umgebung" Nikolaus Schweinester erlebte noch die Geburtsstunden der Republik: Er starb am 8. Mai 1921. | Foto: Gemeinde/Archiv
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