Kärntner Rauchfangkehrer
"Rund die Hälfte der Mitarbeiter fehlt"

- Michael Verderber
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Michael Verderber, der Innungsmeister der Kärntner Rauchfangkehrer im Gespräch über Mitarbeitersuche, das Leben als Glücksbringer und die Forderung nach Notkaminen.
KÄRNTEN. Pünktlich zum Jahreswechsel stehen die Kärntner Rauchfangkehrer als beliebte Glücksbringer im Mittelpunkt. Wie die Branche mit dem Thema "wandelnder Glücksbringer" umgeht? Innungsmeister Michael Verderber (66) aus St. Veit: "Es freut mich, wenn uns die Leute als Glückssymbol sehen. Traditionell um den Jahreswechsel bringen wir ja den neuen Rauchfangkehrer-Kalender vorbei und wünschen den Leuten Glück. Dass dabei an unseren Knöpfen gedreht wird, ist ein althergebrachter Brauch, mit dem man sich sehr gerne identifiziert."
"Hälfte der Mitarbeiter fehlt"
Abseits vom "Glücksbringer-Darsein" kämpft die Branche mit ähnlichen Problemen, wie andere Berufssparten: Es gibt zu wenig Mitarbeiter. In Kärnten beschäftigen rund 50 Rauchfangkehrerbetriebe an die 200 Personen. Es gäbe jedoch Bedarf an weiteren Fachkräften, wie Innungsmeister Michael Verderber skizziert: "Wir würden pro Berufsschulklasse zwischen 12 und 15 Schüler benötigen und haben derzeit sechs bis acht Schüler. Es fehlt uns eigentlich die Hälfte der Mitarbeiter."
"Beruf wird technischer"
Ob sich die Jungen gegen den Rauchfangkehrerberuf entscheiden, weil sie nicht gerne dreckig werden? Verderber: "Richtig rußig ist man vor 50 Jahren geworden. Aus meiner Erfahrung würde ich sagen, dass jetzt in den Rauchfängen um 80 Prozent weniger Ruß drinnen ist." Der Beruf des Rauchfangkehrers würde sich viel eher in eine technische Richtung entwickeln. "Rauchfangkehrer bieten Leistungen etwa im Bereich der Energieberatung oder im Brandschutz an, wo wir fachlich anerkannte Beratungen vornehmen", erklärt der Innungsmeister.
Schule in der Steiermark
Was den Lehrberuf des Rauchfangkehrers - zumindest aus Kärntnersicht - ein stückweit "unattraktiv" mache, sei laut Verderber der Standort der Berufsschule, die sich in Murau in der Steiermark befindet: "Für Kärntner Lehrlinge ist es großteils kompliziert dorthin zu kommen, obwohl es in Murau eine wirklich gute Berufsschule gibt. Zudem müsste man dort schlafen, das wollen auch immer weniger der jungen Leute."
"Mehr Frauen"
Positiv: Immer mehr Frauen gehen dem Beruf des Rauchfangkehrers in Kärnten nach. "Zwischen 10 und 15 Prozent der Betriebe werden von Damen geleitet. Beim Personal beträgt die Frauenquote zwischen 10 und 20 Prozent. Früher war es kein Thema, jetzt ist es normal", so Verderber.
Forderung nach Notkaminen
Nicht mehr in der Kärntner Bauverordnung vorhanden, ist die Verpflichtung Notkamine zu errichten. "Der Notkamin wurde 2015 aus der Kärntner Bauordnung gestrichen. Gerade mit Blick auf ein Szenario eines langen Stromausfalles plädieren wir wieder für dessen Aufnahme in die Bauverordnung", so Verderber. Während 80 Prozent der Einfamilienhäuser über Kamine verfügen, wäre dies bei Mehrparteienwohnanlagen nicht der Fall. Verderber: "Wenn der Strom ausfällt, kann man nicht mehr heizen oder kochen. Da braucht es Alternativen, um die man sich rechtzeitig kümmern sollte." Notstromaggregate als Lösung für solche Fälle sieht Verderber skeptisch. "Ein Ofen in den eigenen vier Wänden erachte ich als die verlässlichere Variante."
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