Kritik am VTT-Vorstoß
Politischer Schlagabtausch um Tiroler Tourismusgelder

Der Tiroler Tourismus in Diskussion: Tourismusabgabe, Tourismusminister und Tourismusgesinnung. | Foto: Symbolfoto NZKGB (Pixabay)
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  • Der Tiroler Tourismus in Diskussion: Tourismusabgabe, Tourismusminister und Tourismusgesinnung.
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Der Vorstoß von den Bürgermeistern Hannes Anzengruber Innsbruck) und Christian Härting (Telfs) sorgen für Diskussion. Kritik gibt es den Aussagen des Verbandes der Tiroler Tourismusverbände, die IV-Tirol mahnt zu mehr Augenmaß. Die NEOS fordern ein Tourismusministerium.

INNSBRUCK. Die letzte Erhöhung der Kurtaxe im Tourismusverband Innsbruck fand zum 1. Januar 2020 statt. Seitdem beträgt die Abgabe zwei Euro. Anzengruber und Härting streben eine Verdopplung auf vier Euro an. Bereits bei der Pressekonferenz zur FAFGA hat Anzengruber diese Überlegung der Öffentlichkeit vorgestellt. Im November soll die Kurtaxe auf das neue Minimum von 2,60 Euro angehoben werden. Die Anhebung des gesetzlich vorgeschriebenen Mindestsatzes auf 3 Euro ab dem 1. Mai 2025 soll die Anpassung an die Inflation ausgleichen. Der zusätzlich geforderte Euro, der den Kurtaxenbetrag auf 4 Euro erhöhen würde, soll gezielt für die Finanzierung von „kommunalen Infrastrukturprojekten“ in den Gemeinden verwendet werden. Über die Forderung nach einer erhöhten Ortstaxe diskutiert der Tourismusverband Ende November in einer Vollversammlung. 

IV Tirol zu VTT-Forderungen

IV-Tirol-Präsident Max Kloger weist die Aussagen von Benjamin Kneisl, Obmann des Verbandes der Tiroler Tourismusverbände, entschieden zurück. Kloger betont die bereits umfassende politische Sonderstellung des Tourismus. Angesichts der wirtschaftlichen Herausforderungen fordert die Tiroler Industrie mehr Augenmaß und Zurückhaltung von den touristischen Branchenvertretern. „Keine andere Branche der Tiroler und österreichischen Wirtschaft wird von der Politik so hofiert wie der Tourismus. In Tirol gibt es mit der Tirol Werbung ein eigenes Landesunternehmen, das sich nur um die Steigerung der Bekanntheit Tirols als Urlaubsdestination kümmert. Mit dem Tyrol Tourism Board, das als oberstes tourismuspolitisches Strategie-, Steuerungs- und Beratungsgremium fungiert, gibt es ein weiteres zentrales Sprachrohr der Branche, in dem alle wichtigen touristischen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger vertreten sind. Der Vorsitzende, Tourismus- und Wirtschaftslandesrat Mario Gerber, sorgt für die direkte Verbindung zur Landesregierung“, erklärt Kloger.

Tourismuschef prangert geringe Wertschätzung an

Rekorde trotz schwacher Konjunktur

„Auch in der kürzlich präsentierten Tirol Erklärung der Landesregierung ist der Tourismus die einzige Branche, die namentlich genannt wird und für die eine Reihe von Maßnahmen von der neuen Bundesregierung gefordert werden. Während sich die Industrie und der Bau in einer der längsten Rezessionen der Nachkriegsgeschichte befinden, werden im Tourismus weiterhin Rekorde gefeiert – die Wintersaison 23/24 war die drittstärkste Wintersaison der Geschichte Österreichs. Trotzdem fordert man lautstark noch mehr Unterstützung und eine Sonderstellung für die Branche“, kritisiert Kloger. Der Tourismus trägt in Tirol 23,9 % zur Bruttowertschöpfung (Quelle: GAW – Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung) bei und ist gemeinsam mit der Tiroler Industrie (38,9 % direkte, indirekte und induzierte Bruttowertschöpfung, gleiche Berechnungsmethode wie für den Tourismus) ein wichtiger Motor der heimischen Wirtschaft.

„Sollte der Tourismus mit der Forderung nach einem eigenen Ministerium durchkommen, ist es nur logisch, dass auch die österreichische Industrie ein eigenes Ministerium erhält und in Tirol eine eigene Landesrätin oder ein Landesrat für die Industrie zuständig sein sollte“, betont Kloger.

Tourismusabgaben und Unterstützungsleistungen

Zudem weist Kloger die Kritik des TVB-Obmanns, der Tourismus werde für die Finanzierung anderer Lebensbereiche „angezapft“, scharf zurück: „Vergünstigungen über die Gästekarten, Tourismusabgaben quer über alle Branchen, großzügige Förderungen von Land und Bund, massive Covid-Förderungen – die Liste der Unterstützungsleistungen für den Tourismus ließe sich lange fortsetzen. Und trotzdem sieht sich der Tourismus als Opfer einer unfairen Behandlung. Ein Blick auf die Lage in der heimischen Industrie könnte die touristischen Vertreter jedoch etwas demütiger machen: Allein 2022 hat die Tiroler Industrie 7,6 Milliarden Euro in die Steuertöpfe eingezahlt (Quelle: GAW – Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung). Diese Mittel finanzieren das Leben in Tirol und tragen zur Aufrechterhaltung der Infrastruktur bei, die auch der Tourismus nutzt.“

Zusammenarbeit für den Erfolg Tirols

„Letztlich liegt der Schlüssel zum Erfolg der Tiroler Wirtschaft in einer guten Balance zwischen den verschiedenen Branchen und einer engen Zusammenarbeit der Branchenvertreter. Eine Sonderbehandlung des Tourismus kann in diesem Sinne nur kontraproduktiv sein und negative Folgen für die ohnehin schon angeschlagene Tourismusgesinnung im Land haben. Wenn wir wollen, dass es mit derTiroler Wirtschaft wieder bergauf geht, müssen wir alle an einem Strang ziehen und gemeinsam dazu beitragen, dass das Leben der Tirolerinnen und Tiroler besser wird“, so Kloger abschließend.

Kopfschütteln über Rundumschlag von VTT-Obmann

„Mit der Einladung zur Lösungssuche am Runden Tisch hat LHStv. Georg Dornauer den touristischen Negativ-Trend richtig erkannt – offensichtlich im Gegensatz zu so manchem Hotelier.“ Konkret bezieht sich LA Christian Kovacevic dabei auf die jüngsten Aussagen des VTT-Obmanns Benjamin Kneisl, die durchaus wundern lassen: „Abgesehen davon, dass es das Land Tirol und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit der Finanzgebarung sehr genau nehmen: Die Landespolitik weiß um die Bedeutung des Tourismus und unterstützt die Branche wie kaum eine andere. Seine Abgaben wird aber auch ein Herr Kneisl zahlen müssen. Genauso wie der Tourismus auch die Tirolerinnen und Tiroler wertzuschätzen hat: Auch die Bevölkerung muss vom Tourismus profitieren, nicht nur die Touristiker.“ 

Tourismusminister gefordert

NEOS-Tourismussprecher NR Sepp Schellhorn hat bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit LA Dominik Oberhofer ein Tourismusministerium in der künftigen Bundesregierung gefordert. Er unterstütze die vom Obmann des Verbandes der Tiroler Tourismusverbände, Benjamin Kneisl, erhobene Forderung, erklärt Schellhorn. Er würde für einen Regierungsposten bereitstehen, sollte er gefragt werden, bekannte der Unternehmer. 

Pressegespräch der NEOS: Sepp Schellhorn und Dominik Oberhofer | Foto: Neos
  • Pressegespräch der NEOS: Sepp Schellhorn und Dominik Oberhofer
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„Tourismusgesinnung steht auf dem Spiel“

Wirtschafts- und Tourismuslandesrat Mario Gerber wird von LA Dominik Oberhofer hart kritisiert: „Gerber hat mit seiner Reform der Tourismusgesinnung geschadet und völlig sinnlose Neiddebatten angefacht. Wenn jetzt Bürgermeister:innen höhere Abgaben für Gäste fordern, ist das in Zeiten einer schweren Rezession besonders kontraproduktiv. Gerber muss die Novellierung kübeln, noch mal zurück an den Start und endlich alle Stakeholder an einen Tisch holen.“ Vorhersehbar war für Oberhofer die Problematik mit den Einheimischentarifen. „Faktum ist, das Land Tirol hat ein äußerst großzügiges Förderprogramm für Skigebiete. Der Ausbau von Schneekanonen und Neubau von Liften wurde und wird kräftig mit öffentlichem Geld subventioniert. Unser Vorschlag war immer, die Subventionen runter zu fahren und dafür Kindern, Jugendlichen und Familien eine Direktförderung bei den Verbundkarten zu geben“, meint Oberhofer. „Es darf nicht sein, dass bei der Bevölkerung die Tourismusgesinnung sinkt, denn gerade im Westen ist er der größte Wirtschaftsmotor und sorgt für eine sehr gut ausgebaute Infrastruktur“, sieht NEOS Wirtschaftssprecher Sepp  Schellhorn die Tariferhöhung für Einheimische ebenfalls kritisch. Schellhorn erteilt den Forderungen nach neuen Nächtigungsabgaben ebenfalls eine klare Absage.

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