Distance-Learning und Schulbetreuung
So funktioniert der Schulunterricht in der 1B
Die Schulen sind geöffnet, jedoch nur zur Betreuung. Die Klassen sind gespalten: Ein Teil zuhause, ein Teil vor Ort. Wie so der Unterricht funktionieren kann, sieht man an der Praxisvolksschule der Pädagogischen Hochschule Tirol (PHT), Klasse 1B:
Die 1B der Praxisvolksschule hat einen großen Vorteil: Die Kinder dort haben nicht nur einen, sondern gleich zwei Klassenlehrer: Michael Kunzer und Birgit Gasser. Christine Roner von der PHT hat sich die Situation in der Klasse angesehen und dem Stadtblatt berichtet, was sie dort gesehen hat: „heute Vormittag war ich in der Klasse 1b der Praxisvolksschule der Pädagogischen Hochschule Tirol. Der Vormittag ist verregnet und trüb, in der Klasse aber ist es hell und freundlich, viel Tageslicht durchflutet den Raum. Klassenlehrer Michael Kunzer sitzt an seinem Schreibtisch, die Kinder an ihren Tischen. Jedes Kind arbeitet für sich, ist beschäftigt mit dem Lernprogramm des heutigen Tages. Demselben Lernprogramm, das auch die Kinder daheim im Distance-Learning bekommen haben. Es ist bereits zehn Uhr und die Kinder sind bald fertig mit ihrem Tagespensum. Manche jausnen auch, eine Schülerin balanciert dann etwas auf ihrem Kopf: auch ein Teil der Aufgabe. Andere Kinder machen Schreibübungen in ihrem Heft, wieder ein anderes fotografiert die fertig gestellte Hausaufgabe für die Abgabe in der App. Die Kinder wirken ausgeglichen und fröhlich. Auf meine Frage, wie die erste Woche in Betreuung verlaufen ist, antworten die Kinder einstimmig: guuuut. Es geht ihnen gut und sie fühlen sich wohl, findet auch Michael Kunzer. Vielleicht genießen sie auch, den Klassenlehrer einmal ganz für sich zu haben, zumal heute nur 6 Kinder in der Betreuung sind. Laut Klassenlehrer Michael Kunzer, der auch täglich in Kontakt mit den SchülerInnen in der Fernlehre ist, geht es auch den Kindern zuhause gut.“
Selbstständigkeit
Die beiden Klassenlehrer haben sich für eine APP entschieden, mit der auch Kinder arbeiten können, die noch nicht lesen können. Damit auch die Eltern entlastet werden, sollen die Kinder möglichst viel alleine machen können. Die Aufgaben werden von den Lehrern über die APP als Audio-Nachrichten oder Videobotschaften erklärt. „Jeden Tag bekommen die Kinder so ein bestimmtes, zeitlich auf 2-3h Arbeit begrenztes Lernprogramm. Diese Aufgaben in Deutsch und Mathe, aber auch anderen Fächern, bearbeiten die Kinder selbständig zuhause oder eben in der Schulbetreuung. Dabei arbeiten die Kinder am Papier, fotografieren ihre fertiggestellten Lösungen ab und liefern die digitalisierte Hausaufgabe über die App an die Lehrer:innen zurück“, erzählt Christine Roner. „Natürlich haben wir aber auch die Eltern vor Beginn des Fernunterrichts in der App eingeschult, damit sie die Kinder bestmöglich unterstützen können. Und die Kinder zuhause können uns auch immer anrufen. Die Kids haben aber soweit alles ganz gut im Griff und rufen manchmal auch nur an, um sich ein wenig auszutauschen“, erklärt Klassenlehrer Michael Kunzer. Auch die Eltern auf dem Laufenden zu halten ist für die Schule wichtig:„Der enge Kontakt mit der Elternschaft ist von besonderer Bedeutung, damit sich die Eltern begleitet und auch gehört fühlen. Wir führen sämtliche Kinder-Eltern-Lehrer-Gespräche in der Coronazeit per Zoom durch und spüren, wie dieser Kontakt Eltern beruhigt und ihnen gleichsam wohl tut. Wir lernen somit auch digitale Beziehungsarbeit, die zwar niemals echte ersetzen kann, dennoch ihre Qualitäten auch zum Vorschein bringt“, setzt Direktorin Caroline Abfalter fort.
Kinder, die kein Gerät zuhause haben, bekommen eines von der Schule geliehen. Außerdem gibt es drei Mal in der Woche eine ca. 30-minütige Videokonferenz mit den Kindern, um sich austauschen zu können. „Wir müssen die Kinder an dieser Stelle auch einmal richtig loben, dass sie das alles so super meistern, obwohl sie noch nicht richtig lesen und schreiben können. Wir sind wirklich stolz auf unsere Schüler:innen“, freut sich Klassenlehrer Michael Kunzer. „Was den Stoff betrifft, so tasten wir uns an den geplanten Unterrichtsstoff heran. Aus der ersten Schulwoche im Fernunterricht haben wir schon eine gewisse Erfahrung, welches Arbeitspensum die Kinder zuhause schaffen. Es ist uns sehr wichtig, die Kinder zwar zu fordern, aber nicht zu überfordern“, erklärt Michael Kunzer. „Es soll hier keine Lücke aufgerissen werden zwischen Kindern, die in die Betreuung kommen und Kindern, die zuhause bleiben“, hält Michael Kunzer fest. Daher sind die Kinder auch in der Betreuung selbständig und hören bzw. sehen sich selbst alle Audio- und Videoclips zum Lernstoff an. „Uns fällt auf, dass sie dabei noch selbständiger werden“, erzählt Michael Kunzer seine Beobachtung. Die Betreuung am Nachmittag schließt an den Vormittag an und kann bis 17:30 Uhr in Anspruch genommen werden. „Unsere Schule ist bei Bedarf für alle geöffnet und wir wollen in dieser Zeit alles tun, damit wir keine Bildungsdefizite erleben müssen“, hält Abfalter fest.
Hygieneregeln
Christine Roner berichtet dem Stadtblatt auch, wie es um die Sicherheit von Kindern und Lehrpersonen hinsichtlich des Coronavirus bestellt ist: „Die Lehrpersonen sind gleich vorsichtig und umsichtig wie schon zuvor: Die Kinder sitzen im großen Abstand in der Klasse, der jetzt noch größer ist, weil weniger Kinder vor Ort sind. Jedes Kind hat wie schon vorher seinen eigenen Tisch, überall gibt es Desinfektionsmittel und die Kinder waschen sich regelmäßig die Hände. Im Schulhaus wird eine Maske getragen, am Platz selbst ist diese aber nicht mehr nötig.“
An der Praxisvolksschule der PHT scheint der Mix aus Heimunterricht und Schulunterricht gut zu funktionieren. Eine APP mit der die Kinder selbstständig lernen können und statt einem, zwei Klassenlehrer tragen dazu sicherlich bei.
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