Ausverkaufte Premiere für Theaterforum Humiste
Die Pfarrhaus-Komödie neu inszeniert: Humorvoll, modern und überraschend

Eine besondere Pfarrhaus-Idylle, die zum Staunen und Lachen einlädt, bringt das Theaterforum Humiste derzeit gekonnt auf die Bühne. v.l.n.r. Martin Lechleitner, Stefanie Tripp, Roswitha Matt, Wolfgang Sturm, Leni Rauch.
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  • Eine besondere Pfarrhaus-Idylle, die zum Staunen und Lachen einlädt, bringt das Theaterforum Humiste derzeit gekonnt auf die Bühne. v.l.n.r. Martin Lechleitner, Stefanie Tripp, Roswitha Matt, Wolfgang Sturm, Leni Rauch.
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IMST(alra). Mit der innovativ-schrägen Inszenierung von Heinrich Lautensacks „Die Pfarrhaus-Komödie“ zeigt das Theaterforum Humiste, dass ein mehr als 100 Jahre altes Stück mit Mut zur Kreativität völlig neu interpretiert werden kann. Das Potenzial liegt weniger im Werk selbst, als im künstlerischen Konzept und der visionären Regieführung von Michael Rudigier sowie der gekonnten Umsetzung des Ensembles. Bei ausverkaufter Premiere am 25. Jänner in der Stadtbühne Imst wurde der altbekannte Schwank über allerlei Zwischenmenschliches in einem Pfarrhaus in überraschend moderner und überzeichneter Version präsentiert.

Skurrilität als Stilmittel

Die Inszenierung der Komödie bricht mit klassischen Konventionen und setzt auf Absurdes – von witzig-schrägen Gesangseinlagen bis zu übersteigerter Gestik und Sprache, sind es Elemente, die den Fokus auf die Charaktere lenken und die Handlung nahezu in den Hintergrund stellen. Dadurch entsteht eine spielerische Ebene, die das Publikum mit Action und Überraschungen unterhält und auffordert, sich auf den experimentellen Ansatz einzulassen. Das Stück fordert von den Darsteller*innen besonderes Timing und Kontrolle – dem Leichtigkeit zu verleihen ist ein Kunststück, das den Akteur*innen gelungen ist.

Ein Ensemble, viele Stärken

Leni Rauch als Ambrosia Lindpaintner überzeugt mit subtiler Nuancierung und Bühnenpräsenz, indem sie die Gratwanderung zwischen der Komik und Tragik ihrer Rolle ausbalanciert. Wolfgang Sturm verleiht dem zugleich frag- und hochwürdigen Achatius Achaz Ambivalenz und arbeitet geschickt die menschlichen Schwächen einer mit sich selbst sehr gnädigen Figur heraus. Stefanie Tripp beeindruckt als quirlig-unkonventionelle Irma Prechtl. Mit sprühender Energie und jugendlicher Leichtigkeit löst sie so betörend zahlreiche emotionale Verstrickungen aus. Ihr kongenialer Partner Martin Lechleitner als Vincenz Mauerermeier glänzt mit einem exakt gespielten Mix aus Schüchternheit und Übermut,  sowie genialer Gesichtsakrobatik, die dem Kaplan eine amüsante Tollpatschigkeit gibt.

Dorfidyll und Heimlichkeiten

Zu spielen gilt es den so gar nicht alltäglichen Pfarrhausalltag: Ambrosia Lindpaintner steht vor einer freudigen, aber ebenso brisanten Herausforderung: Sie erwartet ein Kind – und das ausgerechnet vom hochwürdigen Achatius Achaz. Um den drohenden Skandal zu vermeiden, verlässt sie heimlich den Pfarrhof, um heimlich zu gebären. Ihre Nachfolge tritt die junge Irma Prechtl an, die als Aushilfe für Ordnung sorgen soll. Doch anstatt Ruhe einkehren zu lassen, stiftet Irma mit ihrer unbeschwerten und doch verführerischen Art noch mehr Verwirrung. Besonders der junge Kooperator Vincenz Mauerermeier gerät durch Irmas Anwesenheit in emotionale Turbulenzen, die den ohnehin chaotischen Alltag der speziellen „Wohngemeinschaft“ noch komplizierter machen.

Überraschende Momente

Regisseur Rudigier, unterstützt durch Regieassistenz Celine Loner, hebt mit seiner Inszenierung die Essenz der Charaktere hervor und setzt auf eine bewusste Überzeichnung, die das Publikum ebenso gekonnt irritiert wie humorvoll unterhält. Skurrile Elemente, exzentrische Stilmittel und ein gezielt eingesetztes Spiel mit Erwartungshaltungen machen den Theaterabend zu einem außergewöhnlichen Erlebnis. Roswitha Matt sorgt als elegante Erzählerin Frau Renate für den auch optisch „roten Faden“, sodass inmitten des wachsenden Chaos stets ein Hauch von Durchblick und Kontrolle spürbar bleibt. Ihre Präsenz ist eine gelungene Ergänzung zu den turbulenten Wirren der teils temperamentvoll aufgemischten Szenen. Im Original gibt es diese Rolle nicht; der ausführlich ausgearbeitete Part der erzählenden Überleitungen inspirierte Regisseur Rudigier jedoch zur Schaffung einer weiteren Figur.

„Die Pfarrhaus-Komödie“ ist literarisch kein großes Meisterwerk, doch das Theaterforum Humiste mit dieser Inszenierung, wie durch künstlerische Kraft und Innovationsgeist eine mutige und anspruchsvolle Neuinterpretation entstehen kann – das Publikum honorierte diesen Ansatz mit großem Andrang und ebensolchem Applaus. Einmal mehr bietet das abwechslungsreiche Programm des Theaterforum Humiste spannende Zugänge zur Schauspiel- und Bühnenkunst in all ihren Facetten.

Was: Theaterforum Humiste Die Pfarrhaus-Komödie

Wann: Premiere Samstag 25. Jänner 20 Uhr, Matinee Sonntag 16. Februar 10 Uhr
Weitere Spieltermine: 31. Jänner, 2., 7., 9., 13., 14., 22., 23., 28. Feruar, Do, Fr, Sa - jeweils 20 Uhr, So jeweils 18 Uhr

Wo: Stadtbühne Imst

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