Missbrauchs-Verdacht gegen Emmaus-Mitarbeiter

- <b>Neustart mit neuem Betreuerteam</b> bei "JUMP!" in der St. Pöltner Mühlgasse.
- hochgeladen von Bezirksblätter Archiv (Werner Pelz)
Jugendnotschlafstelle: Behörde ermittelt wegen möglicher sexueller Vergehen eines Betreuers der EMMAUS-Einrichtung "JUMP!"
ST. PÖLTEN (wp). Schweren Vorwürfen gehen die Behörden derzeit nach, die einem ehemaligen, interimistischen Leiter des Jugendbetreuungsvereins "JUMP!" zur Last gelegt werden. Im Raum steht das Vergehen des sexuellen Missbrauchs an einem Betreuten (es gilt die Unschuldsvermutung). Bereits im Februar, als die Sache ruchbar wurde, hatte die Sozialeinrichtung EMMAUS die Reißleine gezogen und Anzeige erstattet. Der Verdächtige, ein langjähriger und verdienter Mitarbeiter, wurde sofort entlassen. Aber auch gegen andere Mitarbeiter begannen die Ermittlungen. Nicht nur sexuellen Missbrauch, auch Alkoholexzesse soll es gegeben haben. Karl Rottenschlager, Chef von Emmaus, bestätigt die Behördenermittlungen: "Die ganze Sache ist sehr komplex. Der Zeitpunkt der Klärung ist noch nicht gekommen, Vorwürfe und Beweislage müssen erst die Gerichte klären." Die Causa wurde aufgrund der heiklen Vorwürfe von der Staatsanwaltschaft St. Pölten an die Wiener Kolllegen abgegeben. "Es wird noch eine Weile dauern, bis die Sache abgeschlossen ist", bestätigt der Behördensprecher.
Betreuerteam gänzlich ausgetauscht
Mittlerweile ist das vierköpfige Betreuerteam ausgetauscht. "Man wollte neu beginnen", heißt es EMMAUS-intern. "Die Mitarbeiter konnten entweder mit der neu eingesetzten Leitung nicht, oder kündigten aus Solidarität dem Verdächtigen gegenüber, da sie an seine Unschuld glaubten", so Insider. Manche sprechen sogar von einer Intrige: "Der Beschuldigte war ein Unbequemer und hatte mit der EMMAUS-Führung als Personalvertreter sogar manchen Konflikt ausgetragen." Aufgeflogen ist die Sache durch die Beschwerde von Eltern des Betreuten.
Der Verein "JUMP!" ("Jugend mit Perspektive!") bietet Jugendlichen in Krisensituationen im Alter von 14-21 Jahren täglich eine Schlafstätte. Häufig kommen die Betreuten aus der Drogenszene und sollen hier resozialisiert werden.
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KOMMENTAR
EMMAUS ist eine verdiente Sozialeinrichtung, die in St. Pölten wichtige Arbeit für die Gesellschaft verrichtet. Sozialbereiche sind sensible Tätigkeitsfelder, in denen Menschen auf unterschiedlichen Ebenen emotional miteinander arbeiten. Der Umgang zwischen Betreuern und Betreuten in Hilfsvereinen ist wohl oft eine Gratwanderung im täglichen Miteinander und eine große Herausforderung für beide Seiten. Wie die Skandale der letzten Jahre zeigen, führte das in vielen Einrichtungen zu Überforderungen mancher Menschen in Betreuerfunktion und zu viel Leid auf der anderen Seite. Nun hat es die Jugendnotschlafstelle JUMP! von EMMAUS erwischt. Ein leitender Mitarbeiter wird des sexuellen Missbrauchs eines Schutzbefohlenen bezichtigt. Allerdings: EMMAUS handelte rasch und zog den Beschuldigten sofort aus dem Verkehr. Alles andere klären die Gerichte.
Kontakt:
Werner Pelz
Tel.: 0664/80 666 5638
Mail: wpelz@bezirksblaetter.at
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