Mit Karl Ertler auf Spurensuche in der Geschichte von St. Michael
Der Leiter des Landtechnikmuseums weiß viel über die Vergangenheit seines Heimatortes.
Wenn Karl Ertler über die Geschichte seines Heimatortes erzählt, kann er vieles in Erinnerung rufen, das die meisten anderen Menschen längst vergessen haben. "Kaum jemand weiß heute noch, dass es bis 1921 eine Eisenbahn durch St. Michael gab, die dem Holztransport aus Neuberg diente", nennt der Leiter des Landtechnikmuseums ein Beispiel.
Von der Bahn ist heute nichts mehr zu sehen, von der einstigen Ziegelei im Tal des Neuberger Bachs ebenfalls nicht. Dafür lassen sich die Spuren der Vergangenheit an anderen Stellen gut ablesen.
Am steinernen Illés-Brunnen vor dem Feuerwehrhaus etwa: "Er erinnert an den damaligen Kreisnotar Josef Illés, der 1921 von ungarischen Freischärlern umgebracht wurde", weiß Ertler.
Auch die Marienstatue vor der Kirche ist untrennbar mit einem Stück burgenländischer Geschichte verbunden. Schließlich wurde sie von Amerika-Auswanderern gespendet, von denen in den 1920er Jahren Tausende - darunter viele St. Michaeler - das Südburgenland verließen.
Ein schönes Beispiel, wie sich Vergangenheit und Gegenwart verbinden lassen, ist der gut erhaltene Radbrunnen in der Brunnengasse. "Er erinnert daran, wie sich die Leute früher mit Wasser versorgten", so Ertler. Schatten spendet hier eine Linde, die 1991 zum Jubiläum "70 Jahre Burgenland" gesetzt wurde.
Besonders anschaulich und angreifbar wird die Vergangenheit freilich im Landtechnikmuseum in der Schulstraße, dessen Leitung Ertler 2004 vom Museumsgründer Josef Matisovits übernommen hat. "Wir haben über 2.000 Exponate aus der Geschichte der Landwirtschaft ausgestellt: Werkzeuge, Traktoren, Maschinen und vieles mehr", erzählt Ertler. Stolz ist er, dass das Museum zahlreiche Preise und Gütesiegel für zeitgemäße Kulturvermittlung erhalten hat.
Auf Tradition beruhen auch zahlreiche Gewerbebetriebe der Gegenwart. "Es ist sehr ungewöhnlich, dass ein Ort mit der Größe von St. Michael mit den Firmen Strauß, Kohla-Strauß und Matisovits gleich drei Autohäuser hat", unterstreicht Ertler.
Mindestens ebenso selten für südburgenländische Verhältnisse ist, dass es im 150-Einwohner-Ort Gamischdorf mit zweimal Poandl und einmal Krammer gleich drei Gasthäuser gibt.
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