Lehre mit Zukunft
„Gute Vorbereitung auf das Leben“

- Sabrina Spannlang, Sabrina Würzl, Jasmin Enzfellner und Sunam Qaderi absolvieren gerade ihre Lehre und entwickeln Schnittgefühl bei Paulina Boje in Grieskirchen.
- Foto: Christoph Koch
- hochgeladen von Christina Gärtner
Paulina Boje hat sich für eine Friseurlehre entschieden und mit 21 Jahren den Familienbetrieb übernommen. Seit 2018 führt sie ihr Team alleine und bildet auch Lehrlinge aus.
GRIESKIRCHEN. Die Matura war für die Grieskirchnerin nie ein Thema. Statt weiterhin die Schulbank zu drücken, hat sie sich für eine Lehre entschieden. Friseurin war aufgrund des familiären Backgrounds naheliegend. Doch sie musste Durchhaltevermögen beweisen. „Ich habe zu Beginn meiner Ausbildung gehört, dass ich nie Friseurin werde. Erst bei meiner zweiten Lehrstelle habe ich mich schockverliebt. Ab da hat mir der Beruf Spaß gemacht“, blickt Boje zurück.
Arbeiten rund um die Welt
Bis zu ihrem Schnittgefühl lag eine Weltreise, eine Ausbildung in Wien und einige Stationen in Deutschland und Österreich. Überall waren die Scheren im Gepäck dabei. „Österreichische Fachkräfte nehmen sie von China bis Argentinien mit Handkuss. Das war immer cool. Während meiner Weltreise habe ich zum Beispiel Haare geschnitten im Tausch für ein Abendessen oder Getränke. Man kann überall arbeiten und sich über Wasser halten.“ Parallel zur Friseurschule in Wien hat sie die Meister- und Unternehmerprüfung abgeschlossen. Nach verschiedenen Stationen in und außerhalb Österreichs kehrte sie nach Grieskirchen zurück. Sie hat die Führung jenes Geschäfts übernommen, das schon von ihrer Großmutter gegründet wurde.
Lehre als Basis
Dem bekannten Ausspruch „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ kann Paulina Boje nichts abgewinnen. „Jedes Teammitglied verdient die gleiche Wertschätzung. Wir unterstützen uns gegenseitig und greifen alle zu, wenn es notwendig ist.“ Für sie liegt es im Ermessen des Ausbildners, Lehrlinge mit ihren Aufgaben zu fordern, aber nicht zu überfordern.
„Jugendliche müssen ihren Input leisten. Die Lehre ist mehr als 40 Stunden zu arbeiten. Mit ihrer Ausbildung legen sie den Grundstock für ihren Berufsweg, der viele Ausbaumöglichkeiten bietet.“ Paulina Boje
Vorbereitung auf das Leben
Von Enttäuschungen, Fehlern oder Rückschlägen darf man sich laut Boje, gerade zu Beginn der Ausbildung, nicht entmutigen lassen. Es kann dauern, bis man wirklich eine Leidenschaft für den Beruf entwickelt.
„Man kommt mit vielen Menschen in Kontakt, vom zweijährigen Zappelphilipp bis zur älteren Dame. Das ist ein Lernprozess, der gut für die persönliche Entwicklung der Lehrlinge ist. Wenn man viel mit Menschen arbeitet, kann man mit vielen Situationen im Alltag auch leichter umgehen – eine gute Vorbereitung auf das Leben.“ Paulina Boje
Als Boje die Leitung übernahm, war Vanessa im zweiten Lehrjahr. Heute ist sie ihre rechte Hand und absolviert gerade die Unternehmerprüfung. „Jeder Mitarbeiter, aber auch Lehrlinge haben jede Aufstiegsmöglichkeit.“
Fehlende Wertschätzung
Boje hat während des Lockdowns mit dem gesamten Team via Online-Meeting-Plattform regelmäßig Kontakt gehalten. Es wurde gemeinsam Yoga gemacht, der Berufsschulstoff gebüffelt, Kundenservice-Möglichkeiten entwickelt, Liefer- und Abholservice organisiert oder Pläne für die Zukunft entworfen. „Unter Einhaltung der gesetzlichen Richtlinien haben wir für uns das Beste aus dem Lockdown herausgeholt.“ Was Boje sauer aufstößt ist die aus ihrer Sicht fehlende Wertschätzung des Lehrberufs seitens der Regierung und der Wirtschaftskammer während der Coronapandemie.
„Berufsschulen sind ein wichtiger Teil in der Entwicklung der Lehrlinge. Man knüpft in dieser Zeit so viele Kontakte und baut sich ein Netzwerk auf. Lehrlinge haben ebenso wie Schüler und Studenten mit Defiziten zu kämpfen, wurden aber nie in den Nachrichten erwähnt. Es braucht mehr als Plakatwände, die für die Lehre werben. Den Worten müssen endlich auch Taten folgen.“ Paulina Boje



Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.