Kulturgeschichte
Landl-Schlösserrunde (2)

Gallspach
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Schlösser, Burgen und auch Ruinen haben etwas mystisches an sich. Sie sind einerseits Zeugen der Vergänglichkeit und andrerseits Monumente der Beständigkeit und Langsamkeit, die bereits Jahrhunderte überdauert haben. Viele dieser Bauwerke wurden in der Zeit der Bauernkriege und Gegenreformation niedergebrannt, aber dann wieder neu aufgebaut. Jeder Niedergang war auch damals eine Chance für einen Neubeginn und ist durchaus in die heutige Zeit übertragbar.
Natürlich nicht ohne diese Form der Geschichtswiederholung. Krieg und Zerstörung ist da sicherlich der falsche Weg.

Meine 2. Schlössertour führte mich noch vor der Lockdownzeit über Gallspach noch einmal ins Grieskirchner Landl. (link Landlschlössertour 1)

Schloss Gallspach

Dieses schöne aber schwer einsehbare Wasserschloss liegt eigentlich mitten im Ort Gallspach hinter dem Zeileis Kurinstitut.
Die um diese Zeit laublosen Bäume und Sträucher erlauben jedoch ein paar Durchblicke. Daneben ist noch ein grosser Teich und der anschliessende Kurpark.

Historie:
Die Herren von Gallspach scheinen mit Reginhart Gailispach 1120 erstmals auf. 1343 gehörte die Herrschaft Eberhard von Wallsee. Er verkaufte sie 1354 an Heinrich Geymann, bei dessen Familie sie fast 300 Jahre lang verblieb.
Unter den Herren von Geymann wurde Gallspach 1439 mit dem Marktrecht und einem eigenen Gericht ausgestattet. Die Lehenshoheit ging nach dem Aussterben der Wallseer 1483 an die Habsburger über.
1626 wurde das Schloss von aufständischen Bauern gestürmt und niedergebrannt. Die Geymann verkauften 1633 die Herrschaft an Christoph von Weiß zu Würting. 1638 erwarb Tobias Prodvischer von Waldberg Gallspach, von dem es dann als Erbe an Veit Jakob Spindler kam. Es folgte nun ein rascher Besitzwechsel bis 1710 Johann Georg Adam von Hohenegg das Wasserschloss erwarb. Nachdem die Familie 1796 ausgestorben war, ging Gallspach an die Freiherren von Imsland über. Im 19. Jahrhundert wechselten die Eigentümer recht häufig. 1912 erwarb die Familie Zeileis das bereits desolate Schloss von Hugo Seyrl. Valentin Zeileis ließ es restaurieren und richtete hier seine strahlenphysikalische Heilpraxis ein. Nachdem das Zeileis-Institut erbaut wurde, dient das Schloss der Familie als Wohnsitz und kann nur von aussen besichtigt werden.

Schloss Parz

An der nordöstlichen Stadtausfahrt von Grieskirchen fällt einem sofort die lange Gebäudefront mit den bunten Freskengemälden auf. Es sind die mit 600 m2 grösste Renaissancefresken nördlich der Alpen und wurden 1987 erstmals teilweise freigelegt. Die Anlage besteht aus der kleinen Wasserburg und dem großen Landschloss und ist teilweise öffentlich zugänglich.

Historie :
Erstmals urkundlich erwähnt wurde sie 1220 mit Wernhart dem Lehrböller. Herzog Albrecht III belehnte 1379 Göschl den Lehrböller mit Parz. 1393 vermachte Leutold der Lehrböller den Besitz Hans Jörger, dem 1400 Hans Oberhaimer folgte. Hans Pirchinger verkaufte Parz 1514 an Sigmund Ludwig von Pollheim. Dieser ließ 1515, mit Genehmigung von Kaiser Maximilian, die unweit gelegene Burg Tegernbach abbrechen und aus dem Material das Landschloss von Parz errichten.
Unter seinem Sohn, Sigmund d. J. (1531 – 1598), war Parz ein geistiges Zentrum des Protestantismus in Oberösterreich. Er gab dem Landschloß seine heutige Gestalt. Sein einziger Sohn starb 1608 im Wahnsinn auf Schloss Parz, dass damals bereits von seinem Vetter Gundacker von Pollheim verwaltet wurde. Nach Gundackers Tod 1644 wurden Grieskirchen und Parz an die Grafen von Veldenberg verkauft. 1651 kaufte David von Weissenwolf die Herrschaft. Bei dieser Familie blieben beide Schlösser bis zu ihrem Aussterben 1961.
Während des Zweiten Weltkrieges diente die Wasserburg als Wehrbezirkskommando. Ab 1946 war sie unbewohnt und verfiel allmählich. Über Antoinette Altgräfin von Salm-Reiferscheidt und Graf Karl Mensdorff-Pouilly kam Parz 1985 an Dr. Georg Spiegelfeld, der das Landschloss restaurierte und revitalisierte. Heute befinden sich in dem großen Gebäude mehrere Wohnungen. Außerdem werden hier regelmäßig Seminare und kulturelle Veranstaltungen abgehalten.


SchlossTollet

Ausserhalb von Grieskirchen liegt auf einem Hügel die Schlossanlage von Tollet und ist mir namentlich als Bildungseinrichtung der Landwirtschaftskammer bis 1976 bekannt. Das Schloss ist öffentlich zugänglich und bei Ausstellungen auch zu besichtigen.

Historie:
Die erste Befestigungsanlage auf einem Hügel über dem Trattnachtal wurde von Ortlof v. Tollet im Jahre 1170 erbaut. Erweitert wurde die vermutlich damals hölzerne Anlage, als sie 1331 in den Besitz der Lehrbichler kam. Durch Heirat mit Dietmut von Lehrbichel gelangte im 14. Jahrhundert Helmhart IV. Jörger in Besitz des Schlosses.
Die Jörger stiegen im Laufe der Zeit zu den höchsten Ämtern im Staat auf. Einer der berühmtesten Vertreter der Tolleter Linie war Wolfgang Jörger IV., der nicht nur zum Freund Kaiser Maximilians I., sondern auch 1513 zum Landeshauptmann ob der Enns wurde.
Seine Frau Dorothea und seine Kinder waren Protestanten der ersten Stunde. Dorothea stand nach dem Tod ihres Mannes in regem Briefkontakt mit Martin Luther. Hans V. Jörger von Tollet ließ das Schloss zwischen 1601 und 1611 neu im Stil der Renaissance erbauen. Er war Vertreter der evangelischen Stände und stellte sich offen gegen die Pläne zur Rekatholisierung Kaiser Ferdinands. Wegen Hochverrats angeklagt, verlor er aber fast seinen ganzen Besitz, darunter auch sein Stammschloss Tollet.

Tollet ging daraufhin um 1625 zu einem Schleuderpreis an den ärgsten Feind der Protestanten, Statthalter Adam Graf Herberstorff, der traurige Berühmtheit durch das Frankenburger Würfelspiel erlangt hatte. Das Schloss wurde dann an die Familie Sprinzenstein verkauft, in deren Besitz es bis 1750 blieb. Danach wechselten die Besitzer häufig.
Erst als das Schloss 1846 an die Familie Revertera-Salandra aus Neapel kam, wurden Maßnahmen zur Verschönerung und Renovierung getroffen. 1869 wurde neben der Taverne über dem aufgefüllten Burggraben ein Stallgebäude nach englischem Muster erbaut. Im Großen und Ganzen blieb der Charakter des Baues aber seit der Renaissance erhalten.
Heute befindet sich im Erdgeschoß das Gemeindeamt von Tollet sowie der Bezirksheimathausverein. Im ersten Stock sind Wohnungen untergebracht. Das Schloss ist heute im Besitz der Gemeinde Tollet, der Wohnungseigentümer sowie der Familie Revertera-Salandra.

Schloss Schlüßlberg

An der B 137 in der Vegetationszeit von der Strasse aus kaum zu sehen liegt ein weiteres Kleinod der Landlheimat. Man muss ein Stück den Berg hinauffahren um die Grösse der Schlossanlage Schlüßlberg sehen zu können. Sie ist im Privatbesitz und daher auch nur von aussen zu besichtigen.

Historie:
Um das Jahr 1150 werden Herwart und Walchun von Sluziberch urkundlich genannt. Zweck dieser Burg war es, den Zugang ins Trattnachtal zu sperren. Die Schlüsselberger waren eine bäuerliche Familie, die im 14. Jahrhundert in den Ritterstand aufstiegen.
1429 verkaufte Rudolf Schifers Tochter Agnes den Besitz an Erasmus Hohenfelder. Sein Sohn Christoph war Vogt von Wels. 1472 veräußerte er Schlüßlberg an Christoph Jörger. Das Schloss wechselte nun mehrmals die Besitzer. So war 1492 Wolfgang Prugkner, 1533 Hans Hoffmann und 1552 die Familie Siegmair und 1638 Sebastian Helfried Wopping kurzfristig der Eigentümer.
 Die Herrschaft wurde dann an Johann Seyfried Hager von Allentsteig verkauft. 1668 erwarb Johann Adam von Hohenegg den bereits mehrfach erneuerten Bau. Zu seinen Nachkommen gehörte auch Johann Georg Adam Freiherr von Hohenegg. Er brachte seine Güter Schlüßlberg, Trattenegg und Gallspach ein. Die Hohenecker gaben dem Schloss sein heutiges Aussehen. 1840 kam Schlüßlberg im Erbweg an den Freiherrn Ferdinand von Imsland. 1878 kaufte Siegmund Graf Engl und 1911 Sigismund Freiherr von Schneeberg das Schloss, bis es schließlich 1932 an die Grafen Spiegelfeld gelangte. 1963 übernahm der langjährige Bürgermeister von Schlüßlberg Sigmund Spiegelfeld-Schneeburg den Besitz von seinem Vater und 1980 übernahm es sein Sohn Dr.Georg Schlüßlberg.

Quellen : Auszüge aus Burgen und Schlösser, Burgenlexikon, Ortschroniken.

Eine Sache zieht sich wie ein roter Faden durch all diese Geschichtsrecherchen. Es sind dies die Bauernkriege und die Gegenreformation. Etliche dieser adeligen Schlossbesitzer waren auch Anhänger des protestantischen Glaubens und verloren ihre Besitzungen, andere Anlagen wieder wurden von den aufgebrachten Bauern niedergebrannt und zerstört.
Ein Name taucht dabei immer wieder auf. Graf Herbersdorff, der meist gehasste Mann seiner Zeit. Bekannt aus den Geschichtsbüchern durch die Frankenburger Würfelspiele. Ein weiteres spannendes Thema für die kommende Zeit, ohne Fasching und sonstigen Events in der Coronazeit.


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Foto: IV
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