Asphaltmischwerk in Haag
Luftmess-Daten sollen Klarheit schaffen
"Staub, Gestank, Lärm und Schmutz. Darüber klagen die Anrainer des Asphaltwerks in Haag. [...] All diese Belastungen im Umfeld des Werks kommen doch nicht aus dem Nichts", so die Grüne Umweltsprecherin Landesabgeordnete Anne-Sophie Bauer.
HAAG AM HAUSRUCK. Ein seit Jahrzehnten in der Gemeinde angesiedeltes Asphaltwerk, das seit 2012 von Felbermayr betrieben wird, steht aktuell vermehrt in der Kritik: "Die Bürger-Initiative berichtet von schlimmeren Staub- und Geruchsbelastungen, Lärm und schwarzen Verschmutzungen in Form von Niederschlägen auf Pflasterungen, Dächern Hausfassaden sowie Pflanzen und deren Früchten. Ein privat finanziertes Gutachten eines Labors für Technische Chemie habe darin Um- und Abbauprodukte von Asphalt [als auch Weichmacher vom Phthalat-Typ] festgestellt", heißt es in einer Aussendung der Grünen.
Beschwerden nachgegangen
Die Ergebnisse des Gutachtens könne man nicht ohne Weiteres dem Asphaltwerk zuschreiben: "Durch die bisherigen Erhebungen konnte nicht festgestellt werden, dass es einen Zusammenhang zwischen den wahrgenommenen Verschmutzungen, Belästigungen beziehungsweise Emissionen im Allgemeinen und der betroffenen Anlage gibt. [...] Auch aus den von Anrainern in Auftrag gegebenen Labor-Untersuchungen ergab sich keine Beweiskraft, dass diese genannten Problemlagen von der Anlage verursacht wurden", so Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner. Die Beschwerden der Anrainer würden dennoch sehr ernst genommen, versichert Achleitner: "Auf jede Beschwerde folgten zahlreiche Lokalaugenscheine, angekündigte und unangekündigte Überprüfungen. [...] Die tatsächlich vor Ort festgestellten Probleme – zum Beispiel die Anlieferung des Bitumens löste kurzzeitig Geruchsbelästigung aus – wurden unverzüglich behoben", sagt der Wirtschaftslandesrat. Das Vorgehen bei Beschwerden bestätigt Felbermayr-Geschäftsführer Stefan Hielle: "Wenn es punktuell Beschwerden gegeben hat, dann sind wir denen nachgegangen, haben geschaut, welche Ursache sie hatten und Abhilfe geschaffen".
Investition: Zehn Millionen Euro
Ein weiterer Punkt, auf den die Bürgerinitiative aufmerksam machen möchte, ist ein 2024 geplantes Vorhaben der Firma: "Wir beabsichtigen die alte Anlage, die noch immer allen Auflagen entspricht, durch eine neue zu ersetzen", so der Geschäftsführer. Die neue Anlage werde auf dem neuesten Stand der Technologie sein, wesentlich geringere Emissionswerte als die alte haben und eine höhere Menge an Recycling-Asphalt verwenden können, führt Hielle weiter aus. "Wir investieren hier als Felbermayr in der Größenordnung von zehn Millionen Euro in eine Anlage, die dann nicht nur dem Stand der Technik und allen Gesetzen und Auflagen entspricht, sondern auch in Sachen Umweltschutz neue Maßstäbe setzt", so Hielle. "Es gibt eine Fülle an Parametern, die alle Arten an Emissionen – ob das nun Gestank, Lärm oder Staub ist, misst, festlegt und wo es gesetzliche Vorgaben gibt. Durch neue Technologien, durch neue Filteranlagen, durch neue technische Möglichkeiten, die wir haben, ist hier eine deutliche Reduktion zu erwarten. Es gab auch Gedanken darüber, dass die Bauhöhe des Abluftschornsteins höher wird als die bestehende Anlage und damit – sollte es Emissionen geben –, werden die viel höher in die Luft eingetragen und verflüchtigen sich schneller", führt er weiter aus. "Bei der geltenden Gesetzeslage, die Emissionen von Asphaltmischanlagen noch immer kaum regelt, muss man neue Genehmigungen hinterfragen. Die Konflikte sind gerade bei hügeligem Gelände vorhersehbar", so eine Vertreterin der Bürgerinitiative. "Die Rechtslage sehr dürftig", meint auch Haags Bürgermeister Konrad Binder.
Schwierige Zuordnung
"Grundsätzlich ist es so, dass Belastungen bei uns in Haag in gewissen Regionen gegeben sind. Nach jetzigem Stand ist es ganz schwierig, das konkreten Emittenten zuzuordnen", so Binder, der in dem Zusammenhang die Autobahn im Gemeindegebiet erwähnt. "Was eindeutig der Firma zuzuordnen ist, ist die Geruchsbelästigung. Ich habe mich in den letzten Monaten vor Ort in diesen Ortschaften überzeugt, das ist natürlich immer wind- und wetterabhängig, aber es ist zum Teil schon sehr intensiv und belastend", erläutert der Bürgermeister. "Ein Knackpunkt aus meiner Sicht ist, dass Haag eine durchaus ungünstige Topographie für das Ganze hat. Da kann man nur darauf hinwirken, dass das möglichst gut in einem eventuellen Gewerbeverfahren berücksichtigt wird", betont Binder. "Unsere Frage in einem Verfahren ist immer: Gibt es eine Gesundheitsgefährdung oder eine von Leib und Leben. Die zweite Frage ist dann: Ist es eine unzumutbare oder zumutbare Belästigung", erklärt Stefan Göttfert von der Bezirkshauptmannschaft.
Auf die Frage nach einem Lösungsansatz antwortet der Ortschef: "Wie viel ist in einem Konsens möglich, dass die Firma zusätzliche Filter oder Überwachungen akzeptiert. Das wäre vielleicht eine Lösung, dass die Firma proaktiv sagt: Ja wir sind einverstanden, einen Schritt weiter zu gehen, als das Gesetz vorschreibt".
Daten sammeln
"Mir ist wichtig, dass die Diskussion sachlich bleiben muss. Im Endeffekt brauchen wir jetzt die Messwerte, um wirklich auf Basis dieser eine gute Einschätzung der Lage zu bekommen", sagt Binder. "Mitte Oktober 2023 beginnt eine TÜV-Messung unter Vollbetrieb der Anlage. Unabhängig davon ist von der Abteilung Umweltschutz seit September 2023 ein Luftgüteprojekt im Gange. Es wurde ein sogenannter BTEX-Passivsammler (Benzol, Toluol, Ethylenbenzol, Xylolen) aufgestellt. Darüber hinaus wird ab 19. Oktober 2023 für mehrere Monate ein Luft-Messcontainer der Abt. Umweltschutz aufgestellt, um Daten zu sammeln. Alle beteiligten Behörden und Sachverständigen haben sich zum Ziel gesetzt, bis Ende des Jahres sagen zu können, woher diese Belästigungen tatsächlich kommen.“
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