Der Diabetes-Marathoni
Markus Sauer trotzt seiner Zuckerkrankheit auf 42,2 km

Den Jungfrau-Marathon in der Schweiz ging Markus Sauer im Sommer 2024 an. | Foto: Alphafoto
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Am kommenden Sonntag geht mit dem Graz Marathon das größte Lauf-Event der Steiermark über die Bühne. Mehr als 10.000 Starterinnen und Starter werden dabei sein, darunter auch der Grazer Markus Sauer. Er stellt sich dabei zum wiederholten Male nicht nur seinen sportlichen Zielen, sondern auch seiner Krankheit: Sauer hat Diabetes Typ I und läuft dennoch ... oder gerade deswegen. Eine Sportlergeschichte, die Mut macht.

GRAZ. "Mit welcher pace kann ich reingehen, damit ich auch die 42,2 km finishen kann?", "Wo und wann nehme ich am besten was zu mir?" Fragen wie diese werden wohl ambitionierten Hobbyläuferinnen und -läufern kurz vor dem Start um 10 Uhr bei der Grazer Oper durch den Kopf gehen. Das ist der Moment, in dem Markus Sauer noch einmal seinen Zuckerwert checkt, 180 wäre der Idealwert, damit er "save" ins Rennen starten kann.

Neben allem Ehrgeiz und dem Ernst der Sache, für alle Zuckerkranken ein Zeichen zu setzen, darf bei Markus Sauer auch der Spaß nie zu kurz kommen - wie hier beim Grazathlon. | Foto: sportograf.com
  • Neben allem Ehrgeiz und dem Ernst der Sache, für alle Zuckerkranken ein Zeichen zu setzen, darf bei Markus Sauer auch der Spaß nie zu kurz kommen - wie hier beim Grazathlon.
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Diese Punktlandung gelingt dem Marathoni allerdings - trotz reichlich Erfahrungen - nur in den seltensten Fällen. Weder ein zu hoher Zuckerwert noch ein zu niedriger ist auf 42,2 Kilometern empfehlenswert*. Ein Balanceakt, der für Markus Sauer mittlerweile zur lieb gewordenen Routine geworden ist. Er hat nach seiner Diabetes-Diagnose nicht aufgehört zu laufen, sondern sich gedacht: "Jetzt erst recht!"

"Jetzt erst recht"

"Meinen ersten Marathon bin ich 2014 gelaufen, 4:30 Stunden habe ich damals gebraucht", denkt Sauer an den Beginn seiner läuferischen Karriere zurück. Eigentlich wollte der gebürtige Grazer, Jahrgang 1991, ja Eishockey-Spieler werden, "aber am Eis war ich nie wirklich so talentiert." Der Puck wurde also gegen die Laufschuhe getauscht, die allerdings beim Grazathlon 2015 jäh gestoppt werden sollten. "Nach diesem Bewerb ging es mir gar nicht gut und beim Reinhören in meinen Körper habe ich schon in Richtung Diabetes gedacht", schildert Markus Sauer. Und tatsächlich stand Diabetes Typ I wenig später offiziell als Diagnose fest. Aufgeben, auf Sport verzichten? Für Sauer keine Option:

"Jetzt erst recht. Warum soll ich als Diabetiker keinen Marathon laufen können?"
x-facher Marathonläufer und Diabetiker Markus Sauer

Rückenwind erfuhr der junge Grazer, der hauptberuflich im Vertrieb für Straßenbeleuchtung arbeitet, durch eine Initiative der Diabetes-Ambulanz des Grazer Uniklinikums. Dabei wurden Diabetikerinnen und Diabetiker gesucht, die sich unter medizinischer Betreuung auf den Graz Marathon 2018 vorbereiten wollten. Für Sauer der perfekte Schuhlöffel, um wieder in die Laufschuhe zu schlüpfen und seinen Traum weiterzuverfolgen.

Dieses war der 6. Streich: Der Jungfrauenmarathon in der Schweiz war die 6. Marathondistanz im heurigen Jahr für Sauer. | Foto: Alphafoto
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Doch Laufen allein genügt ihm dabei nicht ganz, so versüßt Sauer diesen Traum regelmäßig mit besonders ambitionierten Zielen. So lief der Grazer im Jahr 2019 neun Marathons innerhalb von sechs Monaten, 2023 spulte er neun Marathons in neun Tagen in neun Bundesländern und acht Nachbarländern von Österreich ab. Auch heuer standen bereits sechs Marathons am Programm, darunter der Großglockner Ultra Trail, bei dem neben 57 Kilometern auch noch 3.500 Höhenmeter zu bezwingen waren.

Laufen hilft, Zucker zu regulieren

Sechs Jahre und mittlerweile zigtausende Kilometer später - im Schnitt läuft Markus Sauer mehr als 3.000 Kilometer pro Jahr - geht es Sauer um weit mehr als ums Laufen. "Ich möchte zeigen, dass die Krankheit Diabetes überhaupt keinen alltäglichen Stress erzeugt und niemanden davon abhalten soll, etwas auszuprobieren und an seine Grenzen zu gehen. Und in meinem Fall ist es so, dass sich meine Lebensqualität durch das Laufen sogar verbessert hat." Die Zuckerwerte verlaufen deutlich stabiler, Schwankungen sind geringer. Das gelte auch für Tage, an denen kein Training ansteht. 

Wo alles begann: In Graz feierte Markus Sauer 2014 seine Marathon-Premiere, am kommenden Sonntag wird er zum Wiederholungstäter.  | Foto: Graz Marathon/privat
  • Wo alles begann: In Graz feierte Markus Sauer 2014 seine Marathon-Premiere, am kommenden Sonntag wird er zum Wiederholungstäter.
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Sauer ist dabei wohl bemerkt nicht nur unter ständiger "Beobachtung" durch seine Zucker-App, sondern wird auch weiter medizinisch von der Diabetes-Ambulanz begleitet. Ebenso "treuer Begleiter" ist seine Insulinpumpe, mit der er nicht nur den Alltag, sondern auch seine sportlichen Herausforderungen bestreitet. "Meine Insulinpumpe, eine mit einem Schlauch verbundene Bedienung der Pumpe, die immer am Hosenbund hängt, sowie ausreichend Traubenzucker", ist das Package, mit dem Sauer am kommenden Sonntag wieder einmal am Start stehen wird. "Und wenn es das Kostüm zulässt, im Idealfall noch verkleidet als Maskottchen Ferdi Flott", hofft Lauf-Botschafter und Mutmacher Markus Sauer.

*Körperliche Betätigung hilft dem Körper, Zucker zu verbrennen, weswegen unter Einfluss von körperlicher Betätigung weniger Insulin als im Normalzustand gebraucht wird. Ansonsten droht eine Unterzuckerung, bei Diabetikerinnen und Diabetikern kurzfristig die deutlich größere gesundheitliche Gefahr als ein hoher Zuckerwert. (Anmerk. d. Red.)

Mehr Informationen:
 
9-Länder-Marathon-Projekt
Markus Sauers Blog

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Dieses war der 6. Streich: Der Jungfrauenmarathon in der Schweiz war die 6. Marathondistanz im heurigen Jahr für Sauer. | Foto: Alphafoto
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