Karriere-Rückblick
Hermann Schützenhöfer – vom Bauernsohn zum Landeshauptmann

"Habe di Ehre": Ein Landesvater, wohl einer der letzten dieser Gattung, nimmt jetzt den Hut. | Foto: Fischer
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  • "Habe di Ehre": Ein Landesvater, wohl einer der letzten dieser Gattung, nimmt jetzt den Hut.
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Anfang Juli tritt Hermann Schützenhöfer als Landeshauptmann zurück. Dass er eigentlich gar kein Steirer ist, seine Berufslaufbahn als Journalist begann und wer in seinem politischen Leben wichtig war: MeinBezirk.at blickt auf die Karriere von Hermann Schützenhöfer zurück.

STEIERMARK. "Die Steiermark bleibt mein Leben", hat Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer in seiner Abschiedsrede gesagt. Begonnen hat seines allerdings in Niederösterreich, geboren wurde er in Edlitz. Aber nachdem dies ziemlich an der Grenze zur Steiermark liegt und die Eltern waschechte Steirer waren, war der Weg kein weiter.

Immer bestimmend in seinem Leben war die Volkspartei, allein die Zahlen sprechen für sich: 77 Jahre gibt es die ÖVP in der Steiermark, seit 52 Jahren ist Schützenhöfer Mitglied. "Das hat schon ganz früh begonnen, meine Eltern waren immer schon treue ÖVP-Wähler," erzählt er. Schüler war er seinerzeit kein besonderer, aber: "Ich habe mein ganzes Leben gut formuliert, gut gesprochen und geschrieben. Damit sind die Vorzüge schon aufgezählt, in Englisch und Mathematik war's immer schlechter, nur die Aufsätze waren fantasievoll", schmunzelt der noch amtierende Landesvater.

Start als oststeirischer Journalist

Daraus hat es sich dann ergeben, dass er von Kirchbach in der Südoststeiermark aus schon als Lehrling für alle Zeitungen geschrieben habe, von der Tagespost, der Kleinen bis hin zur Sonntagspost und der Bauernbundzeitung. "Am meisten bezahlt wurde für die Fotos, ich hatte damals schon eine Kamera – und so bin ich da irgendwie reingekommen. Die ,Kleine‘ hat mir damals geschrieben, dass ich zwar zu jung bin – aber weil ich der einzige Bewerber für Feldbach bin, probieren sie es halt mit mir", denkt er noch gerne an die Anfangszeit als Journalist zurück – eine Gattung Mensch, die er – meistens scherzhaft – eigentlich nicht so gern mag.

Damit war er damals der einzige Lehrling, der bei der Sparkasse Kirchbach ein Konto hatte, erinnert er sich stolz. "Als Lehrling habe ich damals 200 Schilling verdient, als Berichterstatter für alle lokalen Zeitungen sind 150 Schilling dazugekommen." Und so startete auch der Weg Richtung Partei: Dann gab es eine Ausschreibung für den "Orizont", die Zeitung der jungen ÖVP. Über seine Schwester ist er dazugekommen und landete in der Grazer Glockenspielgasse. 1970 schloss er seine Lehre als Einzelhandelskaufmann ab. Dann hätte es eigentlich zur Raiffeisen Landesbank, in Expedit gehen sollen. "Genau da hat mich der Walter Heinzinger, damals JVP-Obmann angesprochen – und am 1. September 1970 wurde ich Sekretär der jungen ÖVP."

Über 50 Jahre in der ÖVP

Die Partei hat ihn von Anfang an fasziniert: "Erstens, weil sie die erste Partei war, die Persönlichkeits-Wahlkämpfe gemacht hat." Das verdanke man dem oft zitierten politischen Mentor Schützenhöfers, dem ehemaligen Landespolitiker Franz Wegart. Der war 1957 im Auftrag von Krainer senior drei Monate in den USA. Als er zurückkam, berichtete er vom damaligen Präsidenten Eisenhower, bereits Ende der 50er-Jahre hatte man das hierzulande übernommen: "Steirisch wählen heißt Krainer wählen", lautete damals der Slogan.

Der zweite Grund war für ihn das Programmatische: "Man hat es immer wieder gelesen, etwa Koren, der immer vieles zugelassen hat, er hat das Widersprüchliche gefordert und gefördert." Das "Modell Steiermark", entstanden im Jahr 1972 war dann für Schützenhöfer ein Meilenstein. "Dieser Plan, etwas zu verfolgen, die Steiermark als Land der Kunst und Kultur zu ermöglichen, nachhaltig. Und immer wieder etwas Neues zu wagen, das war schon etwas. Es ist die Mischung aus Bodenständigkeit mit Weitblick", schwärmt er von dieser Zeit.

Basis seines Tuns war immer die katholische Soziallehre: Sie ist für mich der Fels in der Brandung, an die habe ich mich immer gehalten." Davon war der junge Schützenhöfer fasziniert, so wie etwa vom "laborem exercens" von Papst Johannes Paul II., wo steht: "Arbeit kommt vor dem Kapital, der Mensch will um seiner Selbstachtung wegen Einkommen durch eigene Arbeit. " Daraus entwickelte Schützenhöfer 1984 als erster österreichischer Politik die Forderung nach einem Mindestlohn – gegen heftigen Widerstand der eigenen Partei.

Hohe Ehren: Drei Päpsten durfte Schützenhöfer in seiner Karriere die Hand schütteln. | Foto: L’Osservatore Romano
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Die Bündestruktur der ÖVP (Schützenhöfer kommt ja aus dem ÖAAB) sieht er differenziert:
"Es war lange Segen, dann ein bisschen Fluch, als wir in der Opposition waren, weil viele der Meinung waren, dass sie gescheiter sind. Die Bünde sind dann ein Segen, wenn das Primat der Partei ohne jede Diskussion im Vordergrund steht. Aber die ÖVP ist, wie sie ist: Wie jede Partei lebt sie vom Erfolg, es gibt nichts Erfolgreicheres als den Erfolg."

Viele Jahre war Schützenhöfer im Landtag, sechs Jahre (1994-2000) als Klubobmann. Gerne erinnert er sich an diese Zeit zurück, heute fehle im die feine Klinge: "Wenn ich an einen Bernd Schilcher denke oder Richard Piaty oder auch die Rededuelle etwa zwischen Lopatka und Flecker, mit einem gewissen Spieltrieb ausgestattet.

Der Mentor: Franz Wegart

Die prägendsten politischen Menschen für ihn? "Da ist natürlich einmal Franz Wegart, dann kommt da lange nichts", sagt er mit Überzeugung.  Aber natürlich hätten auch Krainer, Klasnic, Hirschmann eine wichtige Rolle gespielt. "Wir waren damals ein Team, auch gemeinsam mit Herbert Paierl und Erich Pöltl. Wir haben damals sogar versucht, Josef Krainer, als er nicht mehr so wollte, zu Reformen zu bewegen. Wir sind zwar abgeprallt, aber wir waren eine spannende Mischung."

Seinem Mentor Franz Wegart wahrt Schützenhöfer ein ehrendes Gedenken. | Foto: Pucher
  • Seinem Mentor Franz Wegart wahrt Schützenhöfer ein ehrendes Gedenken.
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Teil der politischen Geschichte

Zentrale des Tuns, politische Heimat war immer der Karmeliterplatz in Graz. Das Haus wurde der ÖVP 1945 damals von den Sowjets zugewiesen, es gab eigentlich nie Pläne, dort wegzugehen.  Vieles hat er dort miterlebt, auch vieles, was nicht funktioniert hat: Ja, wir haben manchmal auch danebengehaut, wenn ich da nur an die Draken denke. Auch die Abwahl von Alois Mock war kein Ruhmesblatt. "Aber die Steiermark habe auch immer eine Geschichte der Reformer gehabt, beginnend mit Krainer Senior: "Der hat sich auch von Julius Raab und anderen nichts sagen lassen. Aber der Einfluss war nicht so groß wie viele gedacht haben."

Die starke Frau im Hintergrund

43 Jahre verheiratet ist Schützenhöfer mittlerweile mit seiner Marianne, ohne sie wäre sein Weg wohl nicht möglich gewesen. Kennengelernt haben sich die beiden in der jungen ÖVP: "Meine Frau hat vom ersten Tag weg gewusst, worauf sie sich mit mir einlässt."

Die liebe Familie als Rückhalt: Hermann Schützenhöfer mit Frau Marianne und seinen beiden Kindern. | Foto: STVP/Jungwirth
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Jetzt wird der "Hermann künftig mehr daheim sein, untätig wird er aber wohl nicht sein – oder wie er es in einem MeinBezirk.at-Interview einmal formulierte: Selbst wenn ich keine Funktion mehr habe, ich kann mir nicht vorstellen, immer daheim zu sein. Ich will mehr Zeit mit meiner Frau verbringen, will mit ihr reisen, aber jeden Tag daheim zu sein, das würde ich nicht aushalten. Meine Frau übrigens auch nicht ..."

Die Storys zum Rücktritt:

ÖVP-Parteivorstand designiert Christopher Drexler als Parteichef und Landeshauptmann
Schützenhöfer zieht sich zurück und übergibt an Drexler
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