Neuer Obdachosen-Unterstand
Weiter Lösungssuche an Endstation Mariatrost
Das Quartier eines Obdachlosen an der Endstation Mariatrost sorgt seit längerem für Diskussionen zwischen Bezirksrat und Rathaus. Besserung soll nun ein neu errichteter Holzunterstand bringen.
GRAZ/MARIATROST. "Wir sind mit unserer Geduld am Ende", wandte sich Bezirksvorsteher Erwin Wurzinger kürzlich per E-Mail an Bürgermeisterin Elke Kahr. Grund für den Unmut in Mariatrost ist ein Mann, der seit rund einem Jahr beim Fahrradabstellplatz an der Endstation der Linie 1 Quartier bezogen hat, dort Unrat hinterlässt, Passanten anpöbelt und vom angrenzenden öffentlichen Parkplatz vertreibt. Es gebe nicht wenige, die Angst vor dem Obdachlosen haben, erzählt eine Anwohnerin während eines Lokalaugenscheins.
"Das hat negative Auswirkungen auf den Bauernmarkt, der hier samstags stattfindet", ergänzt Wurzinger. Allzeit feindselig sei der Mann aber nicht, so der ÖVP-Bezirkspolitiker: "Ich habe schon öfter mit ihm gesprochen. Er hat mir versichert, dass er in eine Erdgeschosswohnung ziehen würde, aber von der Stadt wurde ihm, obwohl es uns versprochen wurde, kein passendes Angebot gemacht."
"Gründe nicht nachvollziehbar"
Gern hätte MeinBezirk persönlich mit dem Mann gesprochen, leider konnte er vor Ort nicht angetroffen werden. Seitens des zuständigen Sozialamts will man sich nicht zum Thema äußern, um die Vertrauensbasis mit dem Obdachlosen nicht zu gefährden. Indes widerspricht man im Büro der Bürgermeisterin den Vorwürfen Wurzingers. Prinzipiell müsse in Graz niemand auf der Straße schlafen, da Unterbringungsmöglichkeiten der Stadt, der Caritas und der VinziWerke vorhanden sind, doch: "Es handelt sich um einen Menschen, dessen Gründe, die wir, die eine gesicherte bürgerliche Existenz haben, nicht nachvollziehen können."
Deshalb ist Kahr in diesem Kontext mit dem Begriff "obdachlos" nicht einverstanden: "Er ist wohnungslos, weil ihm mehrfach Obdach angeboten wurde. In einer Woche könnte er in einer Gemeindewohnung einziehen. Leider ist er nicht in der Lage, Hilfe anzunehmen." Aufgrund seiner psychischen Verfassung brauche es weiterhin sensible Beziehungsarbeit: "Die Versuche gehen über Monate, nicht nur die mobilen Streetworker, die regelmäßig bei ihm sind, auch die Wohnberater vom Sozialamt bemühen sich."
Für das Unbehagen der Anrainer habe sie volles Verständnis. Ein Problem sei, dass sich der Mann oftmals selbst widerspreche, an einem Tag dies sage, an einem anderen wieder etwas anderes. Wurzinger ortet darin "eine Augenauswischerei". Seine Idee, um Druck zu erzeugen: "Die leidgeprüften Bezirksbewohner werden im Winter ihre Fahrräder vermehrt dort abstellen und dann ist eben kein Platz mehr für diesen Herrn."
Holding baute Unterstand
Worin sich alle Beteiligten aus praktischer Erfahrung einig sind: Mit Anzeigen, Verwaltungsstrafen und Psychiatrie-Einweisungen ist die Angelegenheit nicht nachhaltig zu lösen. So wurde vergangene Woche unweit des Fahrradabstellplatzes an einem Gebäude der Holding Graz ein überdachter Holzunterstand fertiggestellt – einen solchen habe der Mann selbst als Alternativquartier vorgeschlagen.
Ob er tatsächlich dorthin "umzieht", wird sich weisen. Dass diese Zwischenlösung die Situation vor Ort entschärft, hoffen alle Seiten. Dennoch bleibt in Anbetracht der Gefahren des nahenden Winters das Ziel, den Mann anderweitig, sicher sowie menschenwürdig unterzubringen.
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