Das Sterben der Shishabars in Graz
Eine Umfrage unter den Grazer Shishalokalen zeigt: Die Branche stirbt aus, Schließungen stehen unmittelbar an.
Am 1. November 2019 trat in Österreich das generelle Rauchverbot in der Gastronomie in Kraft. Was vielen Nachtschwärmern und Nichtrauchern Freude bereitet, bedeutet für Betreiber der immer beliebter gewordenen Shishabars eine Katastrophe. Heute, vier Monate nach dem Inkrafttreten des Rauchverbots, stehen die Grazer Betreiber der Wasserpfeifen-Tempel mit dem Rücken zur Wand. Die WOCHE hat eine Bestandsaufnahme in der Murmetropole durchgeführt, das Ergebnis ist ernüchternd.
Im Herbst wird zugesperrt
"Seit Einführung des Rauchverbotes stehen wir bei rund 80 Prozent Umsatzverlust. Wir haben unser Lokal vor einem Jahr renoviert, alle Tische und Sessel sind tief und speziell für das Shisharauchen ausgelegt – ein Ersatzangebot funktioniert bei uns nicht", erklärt ein Grazer Shishabar-Betreiber, der nicht genannt werden will. Der verzweifelte Unternehmer weiter: "Teilweise verkaufen wir die Shishas weiterhin, bis die erste Strafe kommt. Was sollen wir sonst auch tun? Wir versuchen es auch mit nikotinfreien Shishas, aber auch das ist nicht wirklich legal. Im Sommer kann ich mich im Gegensatz zu manchen anderen Betreibern hier in Graz vielleicht mit unserem großen Gastgarten über Wasser halten, spätestens im Herbst muss ich dann zusperren!"
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Eine andere Shishabar in Graz – der Shisha Palace – steht bereits vor der Schließung, der Betreiber ist insolvent. Generell ist die Stimmung unter den Inhabern der Lokale, die sich auch untereinander vernetzt haben und in regelmäßigem Austausch stehen, vollkommen am Boden. Viele Betreiber wollen auch nicht mehr mit den Medien sprechen. Der Tenor: "Wir wollen kein Statement abgeben, die Kontrollen werden immer stärker, wir sind am Ende."
Der letzte Strohhalm, an den sich die Barbesitzer klammern, ist die Hoffnung, dass doch noch eine Ausnahmeregelung kommt.
Der letzte Ausweg
So auch ein weiterer Shishabar-Besitzer, der nicht genannt werden will: "Ich musste bereits Angestellte kündigen, wir stehen bei rund 60 Prozent Umsatzeinbußen. Der Versuch, mit anderem Angebot wie Essen oder Drinks zu punkten, funktioniert überhaupt nicht – wir sind einfach eine Shishabar. Angeblich gibt es jetzt im März noch einmal Verhandlungen für eine Ausnahmeregelung – wenn sich da nichts mehr tut, muss ich definitiv schließen."
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