Wurzer Dirndl schließt die Tore

- Noch bis zum Schluss waren beide im Geschäft tätig.
- Foto: Trachten Wurzer
- hochgeladen von Julia Koch
Das Traditionsunternehmen Wurzer verabschiedet sich nach 63 Jahren von seinen treuen Kunden für immer.
HERMAGOR. Nach 63 Jahres schließt nun das Erfolgsunternehmen „Wurzer Dirndl“ mit einem Totalabverkauf für immer seine Pforten. Die Kinder haben alle einen anderen Berufsweg gewählt, weshalb es auch keinen Nachfolger gibt. Im Zuge dessen durften wir einen Blick in die Firmenchronik werfen, die vor allem von Siegfried und Hilde Wurzer geprägt ist.
Spannendes Leben
1938 kommt Siegfried Wurzer im Metnitzertal zur Welt. Er wuchs bei seinen Eltern, einer Magd und einem Förster, auf. Im Jahr 1953 zog es ihn nach Kuchl in die Holzfachschule. Danach hat Wurzer den Beschluss gefasst, nach Kanada auszuwandern. Er probierte sich viele Jahre in verschiedenen Berufen aus, so arbeitete er unter anderem als Holzfäller, Feuerwehrmann oder Minenarbeiter. Nach Österreich verschlug es ihn dann im Jahr 1959 zurück, wo er den Beschluss gefasst hatte, ein eigenes Geschäft zu eröffnen. In seinem damaligen Geschäft in Hermagor verkaufte er vorerst Matratzen und Bettwäsche. Bald darauf erweiterte er sein Sortiment mit Kleidern und Bademode.
Original Wurzer Dirndl
Eines Tages entschied sich Siegfried Wurzer dazu, eine Schneiderin per Inserat zu suchen. Hilde Opetnik meldet sich daraufhin. Die gebürtige Bleiburgerin besuchte die CHS in Villach mit dem Schwerpunkt Mode. Anschließend machte sie im Jahr 1958 die Meisterprüfung. Sie arbeitete bei verschiedenen Herstellern in Wien, Graz und Salzburg, bis sie schlussendlich nicht nur die Schneiderin von Trachten Wurzer wurde, sondern auch die Ehefrau von Siegfried. Seither führten die zwei das Geschäft gemeinsam und haben auch bald mit dem Verkauf von Dirndlkleidern begonnen. Auf Nachfrage der Kunden kam es zum Entschluss, selbst Dirndlkleider zu entwerfen und produzieren. Diese verkauften sich so gut, dass das Ehepaar auch anderen Geschäften ihre Mode angeboten haben. Bereits nach drei Tagen waren sie ausverkauft.
In ewiger Erinnerung
Im Jahr 1967 entstand am Stadtrand von Hermagor eine neue Erzeugung. Immer wieder wurde diese auf bis zu 2.000 Quadratmeter erweitert. Zusätzlich wurden Filialen in München, in Bad Hofgastein, am Weißensee und in Kötschach eröffnet. Es wurden rund 50 Mitarbeiter beschäftigt. 15.000 Dirndlkleider wurden jährlich produziert. Im Jahr 1975 wurde der heutige Standort in Kühwegboden direkt neben der Produktion gebaut. Nun konnten die Gailtaler Kunden direkt im „Outlet“ neben der Produktion einkaufen. Zu diesem Zeitpunkt belieferte das Unternehmen weltweit seine Kunden. Im Jahr 1996 wurde der Betrieb um eine Internetseite reicher und vier Jahre später wurden die Produktion und der Verkauf in einem Gebäude vereint. Vor allem für die Kunden war das neue Geschäft interessant, da man durch eine Glasscheibe direkt zu den Näherinnen schauen konnte. Im Jahr 2002 wurde der letzte gedruckte Katalog veröffentlicht. Ab diesem Zeitpunkt konnte man die exklusiven Dirndl nur mehr im Stammgeschäft in Hermagor erwerben. Noch bis zum Schluss kümmerte sich Siegfried Wurzer um das Geschäft, bis er dann 2022 im Alter von 91 Jahren verstarb. Seine Gattin Hilde (84) ist bis heute im Geschäft für die Kunden da und trägt die lange Tradition der „Original Wurzer Dirndl“ weiter, die nun enden wird.


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