Biber und ihre Spuren im Gailtal
Zwischen Artenvielfalt und Ärgernis

- Biber bevorzugen kleine, ruhige Gewässer mit wenig Strömung.
- Foto: stockadobe/Jillian
- hochgeladen von Carmen Rienzner
Gerade jene, die viel Zeit in der Natur verbringen, werden die Spuren des Bibers bereits bemerkt haben: Gefällte Bäume, angestaute Bäche und überflutete Flächen machen sein Wirken sichtbar. Was aus ökologischer Sicht ein Gewinn sein kann, wird für Land- und Forstwirte zunehmend zur Herausforderung.
GAILTAL. Es steht außer Zweifel: Der Biber trägt zur ökologischen Vielfalt bei. Durch seine Bautätigkeit entstehen Feuchtbiotope, die neuen Lebensraum für Amphibien, Libellen, Vögel und Pflanzen schaffen. Die Biodiversität profitiert – und mit ihr die gesamte Landschaft. Doch dieser Nutzen hat auch seine Kehrseite. Besonders für Landwirte, kann die Rückkehr des Bibers weitreichende Konsequenzen haben. Gerade in Regionen wie dem Gailtal, wo Landwirtschaft und Natur eng miteinander verwoben sind, wächst das Spannungsfeld zwischen Naturschutz und wirtschaftlicher Existenz.
Neue Regelungen
Aufgrund der stark angestiegenen Population und der damit verbundenen Schäden reagierte die Kärntner Landesregierung im März mit einer Anpassung der Bejagungsregelungen. Durch gezielte Entnahme soll die Biberpopulation in sensiblen Gebieten reguliert und weitere Schäden an Infrastruktur sowie land- und forstwirtschaftlichen Flächen verhindert werden. Dabei wird stets auch der Schutzstatus des Bibers berücksichtigt – es geht um ein kontrolliertes Gleichgewicht.
Schäden an Wald & Wiesen
Durch das Fällen von Weichhölzern wie Weide, Pappel oder Erle entstehen Verluste im Forstbestand. In seltenen Fällen werden sogar Nadelbäume geschält. Besonders problematisch: Beim Graben von Bauten unterspült der Biber Uferböschungen. Die Folge sind umstürzende Bäume, absinkende Felder, Löcher im Boden. In der Landwirtschaft sind es vor allem überflutete Wiesen und Äcker, die zu schaffen machen. So werden viele Flächen unbewirtschaftbar, der Boden verdichtet sich, Maschinen können nicht mehr eingesetzt werden. Die Folge: Ernteverluste.
Balanceakt
Der Biber zeigt eindrucksvoll, wie sensibel das Zusammenspiel zwischen Natur und Mensch sein kann. Seine Rückkehr ist Ausdruck einer gesunden Umwelt – doch sie braucht klare Rahmenbedingungen. Denn dort, wo ökologische Aufwertung auf wirtschaftliche Nutzung trifft, sind pragmatische Lösungen gefragt. Eines der Probleme: Unsere Kulturlandschaft lässt wortwörtlich wenig Platz für Kompromisse. Die neuen Jagdregelungen in Kärnten sind ein erster Schritt, um das Miteinander von Mensch und Tier auch in Zukunft zu ermöglichen.




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