Skitourengeher - ein rotes Tuch?
"Wir wollen keine Massen auf den Pisten"

- Im Skigebiet Nassfeld ist das Verbot für Bergwärtsgehen auf der Piste deutlich gekennzeichnet: So sehen die Verbotsschilder aus.
- Foto: Bergbahnen Nassfeld
- hochgeladen von Iris Zirknitzer
Skitourengehen auf Pisten ist zu einer beliebten Alternative zum freien Gelände geworden. Doch darf man das?
GAILTAL. Skitourengehen erfreut sich wachsender Beliebtheit und hat sich zum Breitensport entwickelt. Anstatt eine Tour im freien Gelände zu unternehmen, wollen immer mehr Tourengeher den Komfort genießen und auf offiziellen, präparierten Skipisten bergauf gehen und dann ins Tal abfahren, wie jeder andere Skifahrer auch. Wie konfliktgeladen das Thema ist, zeigte sich jüngst am Beispiel der Bergbahnen in Bad Kleinkirchheim. Erstmals haben sie die Pisten für Tourengeher gesperrt. In der gesamten Wintersaison soll das Bergwärts-Gehen mit Tourenski, Schneeschuhen oder Skiern am Tag und in der Nacht untersagt sein.
Bergbahnen Nassfeld
„Im Skigebiet Nassfeld sind Verbotstafeln für Tourengeher gut ersichtlich aufgestellt. Das hat gute Gründe. Wir möchten nicht, dass eine breite Masse an Tourengehern auf den Skipisten hinaufstapft. Ich beobachte ständig, dass sich die Leute die Ski anschnallen und bei der Verbotstafel einfach vorbeimarschieren“, berichtet Flaschberger von den Bergbahnen Nassfeld. Er betont: „Skifahrer und Tourengeher lassen sich auf derselben Piste nur schwer vereinbaren. Gesetzliche Handhabe zum Abstrafen gibt es für die Bergbahn keine. „Wenn wir sehen, dass jemand die Piste hochgeht, machen wir ihn darauf aufmerksam, dass das verboten ist. In diesem Jahr ist noch nicht besonders viel Schnee gefallen, daher sind die Pisten auch nicht in voller Breite beschneit. Wenn die Leute mit den Skiern am Pistenrand bergauf marschieren, ist von Haus aus weniger Platz für die Skifahrer. Wenn im Tal kein Schnee ist, wird der Druck auf die Pisten eben auch größer“, so Flaschberger.
Wie Geisterfahren auf der Autobahn
Der technische Leiter der Bergbahnen bringt es auf den Punkt: „Tourengehen auf der Piste ist wie Geisterfahren auf der Autobahn. Ein Tourengeher, der plötzlich unter einer Kuppe auftaucht, stellt für die Skifahrer eine Gefahr dar, denn er ist als a-typisches Hindernis einzustufen. Heikel wird es, wenn es zu einer Kollision zwischen Skifahrer und Tourengeher kommt und der Fall vor Gericht landet. Generell ist am Nassfeld das Skifahren und Betreten der Pisten mit Skiern nach Ende des Liftbetriebs untersagt. „Immer wieder kommt es vor, dass unverbesserliche Tourengeher auch in der Dämmerung losstarten und auf die Piste gehen. „Wir haben die Leute dahingehend aber schon sehr gut sensibilisiert, dass so etwas Gott sei Dank immer seltener der Fall ist. Auch am Tag bei nicht geöffneten Pisten sind die Pistenraupen mit Seilwinde im Einsatz, das darf nicht unterschätzt werden“, schließt Flaschberger. #%
Alpinpolizei Hermagor
Wolfgang Guggenberger ist Leiter der Alpinpolizei Hermagor. Auch ihm ist das Thema im Alltag bekannt. „Erlaubt ist es nicht. Ich würde sagen, es ist im weitesten Sinne geduldet, aber ohne Zweifel problematisch. Ich hoffe, dass es bei uns noch lange nicht so ist, wie in Bad Kleinkirchheim, wo man Tourengehern einen Riegel vorschieben will. Man darf aber nicht vergessen, dass es eine Frage der Haftung der Bergbahnen ist, wenn es zu einem Unfall kommt.“ Was, wenn jemand beim Bergaufgehen ertappt wird? „Ein Abstrafen ist uns als Alpinpolizei nicht möglich. Wir haben keine rechtliche Handhabe, außer jemand verstößt grob gegen die Pistenregeln – aber das gilt auch für Skifahrer. Wir setzen auf Aufklärung und weisen auf das Verbot hin. Solange nichts passiert, ist das kein großes Thema. Ganz verhindern kann man das Tourengehen auf Skipisten nicht“, so Guggenberger.



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