Liebe zu Oldtimer
"Wenn altes Blech in Gänserndorf wieder glänzt"

- Gerhard aus Groß-Enzersdorf ist ist leidenschaftlicher Oldtimer-Sammler.
- Foto: Gerhard P.
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Gerhard aus Groß-Enzersdorf ist kein gewöhnlicher Autoliebhaber – er ist ein leidenschaftlicher Oldtimer-Sammler, der mit Herzblut und handwerklichem Geschick alten Karossen neues Leben einhaucht. Schon als Kind entflammte seine Begeisterung für alles, was Räder hat. Damals sammelte er Matchbox-Autos und Corgitoys. Die Faszination für das Automobil ließ ihn nie los.
GROSS-ENZERSDORF. Heute stehen in seiner Garage wahre Schmuckstücke: Ein Fiat 124 Sport Coupé, ein BMW 2002, ein Pontiac Firebird und ein Pontiac Phoenix – jedes einzelne Fahrzeug hat seine eigene Geschichte, jedes eine Verbindung zu besonderen Momenten.

- Der frisch lackierte Fiat 124 Sport Coupé aus Gerhards Garage.
- Foto: Gerhard P.
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Sein erstes Auto war eine Rostlaube, die er für 2.500 Schilling erstand – ein Fiat 124 Spezial. „Ein tolles Auto“, erinnert er sich, „vor allem was das Fahrwerk, den Raum und den Motor betraf.“ Die Leistung war beeindruckend, und die Ersatzteile kosteten damals kaum etwas. „Früher konnte man alles noch einfach besorgen und austauschen“, sagt er mit einem Hauch Wehmut in der Stimme.
Wenn Altes wieder glänzt
Auf die Frage, was ihn daran fasziniert, alte Autos wieder zum Leben zu erwecken, antwortet Gerhard ohne Zögern: „Mich freut es generell, Altes zu erhalten oder Nicht-Funktionierendes wieder zum Laufen zu bringen.“ Heute sei das schwieriger geworden, erklärt er. „Früher war es wirtschaftlich, etwas zu reparieren – heute oft nicht mehr.“ Dennoch hält er daran fest: Altes zu pflegen, es zu bewahren und wieder zum Glänzen zu bringen, sei einfach das Schönste für ihn. „Man wächst an sich – vom Spraydosen-Anfänger zum professionellen Lackierer. Und dann freut man sich doppelt.“

- Der Pontiac Phoenix ist ein seltener US-Kompaktwagen der späten 70er und frühen 80er – kantig, typisch amerikanisch und heute kaum noch auf europäischen Straßen zu finden.
- Foto: Gerhard P.
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Auch seine Reiseerinnerungen erzählen von dieser Leidenschaft. Sein zweites Auto war ein VW T1 Bus – heute eine Rarität – den er damals umgerechnet für gerade einmal 35 Euro kaufte. Später musste er sich von ihm trennen. Mit diesem Bus durchquerte er ganz Griechenland. Eine Werkzeugkiste im Gepäck genügte, um sich bei einer Panne selbst zu helfen. „Man konnte sich immer irgendwie behelfen, reparieren und weiterfahren.“
Ein Sportcoupé und viel Geduld
Eines seiner herausforderndsten Projekte war der Fiat 124 Sport Coupé – ein Modell, das einst im Motorsport vorne mitfuhr. Während Ersatzteile für gängige Modelle wie den Golf leicht zu bekommen waren, musste Gerhard beim Sport Coupé improvisieren. Blechteile stellte er selbst her, schweißte sie eigenhändig ein. „Ein Radlauf darf nicht ‚hatschert‘ sein“, betont er. Mit Kit und viel Geduld überbrückte er auch die fehlende Spenglerei. „Wochenlanges herum schweißen“, sagt er und lacht, „aber das Auto machte einfach Spaß – man darf gar nicht sagen, wie schnell wir damals von Wien nach Italien gefahren sind.“

- Der Pontiac Firebird ist ein legendäres US-Muscle-Car, das von 1967 bis 2002 gebaut wurde.
- Foto: Gerhard P.
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Träume? Die hat Gerhard auch. Doch nicht im klassischen Sinn. Er spricht nicht von Porsche oder anderen Prestigemarken. „Ich hatte mal bis zu neun Autos gleichzeitig angemeldet – aber ich bin kein Maßstab“, sagt er bescheiden. „Ich habe aus einem Fiat, der kein Prestigeauto war, viel herausgeholt.“ Und doch – ein Ferrari vielleicht, das wäre noch ein Traum. „Die Italiener haben einfach eine ganz andere Fahrdynamik. Ich war oft im Querdrift – weil das Auto gut lag. Man musste eben fahren können und üben.“
Wertvolles bewahren
Gerhard ist keiner, der Altes romantisiert – aber einer, der dessen Wert erkennt. Seine Oldtimer erzählen Geschichten, nicht nur über Technik, sondern über eine Haltung: die Dinge zu schätzen, zu pflegen und sie nicht einfach wegzuwerfen. Eine Einstellung, die in unserer schnelllebigen Zeit beinahe selbst zum Klassiker geworden ist.
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