Bauern bewirtschaften Schutzgebiete

Alle „natura2000-Europaschutzgebiete“ und Naturschutzgebiete werden nun von Landwirtschaft gepflegt.

Dass Landwirtschaft und Natur­schutz nicht Kontrahenten sind, sondern in vielen Fällen exzellent zusammenarbeiten, spricht sich langsam herum. Im Süd­burgenland gibt es einige Beispiele dafür, wie die Arbeit von „BERTA“ beweist.
GÜSSING/JENNERSDORF (kk). „Schließlich sind unsere Landschaft und fast alle unserer wertvollen Naturschutzflächen durch bäuerliche Bewirtschaftung entstanden“, weiß DI Brigitte Gerger, Projektbetreuerin für die „Burgenländische Einrichtung zur Realisierung Technischer Agrarprojekte“ - kurz auch „BERTA“ genannt - im Südburgenland.
Sie zieht nach den ersten 9 Monaten „natura2000-Gebietsbetreuung-Süd“ eine positive Bilanz.

Betreuung mit Auflagen
Das erklärte Ziel der neu eingerichteten Gebietsbetreuung war es, für alle Schutzgebiete Nutzer zu finden, die einerseits Verwendung für das Grünmaterial bzw. für das Heu haben und andererseits Verständnis für die jeweilige Situation aufbringen und bereit sind, entsprechende Auflagen in Kauf zu nehmen.
„Viele Schutzgebiete im Südburgenland wurden in den letzten Jahren kaum gepflegt, viele waren verbracht, manche bereits stark verbuscht. So waren zunächst massive Pflegeeingriffe notwendig,“ erzählt DI Brigitte Gerger „In vielen Schutzgebieten mussten Brachen und Goldrutenfluren gehächselt werden, um sie wieder mähbar zu machen. Gebüsche und alte Aufforstungen wurden rigoros gerodet und in den Schutzgebieten türmten sich wochenlang die Holzberge, wie etwa im NS-Gebiet ‚Bachaue Lug‘ in Neuberg oder im natura2000-Schutzgebiet ‚Auwiesen Zickenbachtal‘. So mancher beäugte damals eher kritisch unsere Aktionen. Mittlerweile ist im wahrsten Sinne des Wortes ‚Gras darüber gewachsen‘‚ die Holzberge sind verschwunden und die Flächen wurden inzwischen kultiviert und eingesät,“ zeigt sich DI Gerger zufrieden.

Nachhaltige Bewirtschaftung
Doch all diese Maßnahmen wären sinnlos, wenn nicht eine nachhaltige, sanfte Bewirtschaftung der Flächen sichergestellt ist. Es ist tatsächlich gelungen, für jedes Schutzgebiet Bauern zu finden, die die Flächen nun entsprechend den Vorgaben bewirtschaften. Gerger: „Bis 2013 ist die Bewirtschaftung der Flächen über das ÖPUL-Programm gesichert. Die Bauern erhalten dabei einen Teil ihres Aufwandes für die Einhaltung spezieller Auflagen abgegolten.“

Interesse der Landwirte steigt
Erfreulicherweise zeigen die neuen Bewirtschafter darüber hinaus auch persönliches Interesse an den Besonderheiten in den Schutzgebieten:
Der Landwirt Peter Pusam beweidet nun mit seiner Schafherde die zum Teil stark verbrachten Wiesenflächen in Neuberg und ist stolz darauf, dass seine Tiere einen wesentlichen Beitrag zur Landschaftspflege leisten. Sie verbeißen die eingeschleppte Goldrute und schaffen so Platz für die Ausbreitung der typischen Wiesenarten.
Der Betrieb Marlovits aus Jabing mäht ab heuer das Schutzgebiet „Friedhofswiesen Jabing“, das im vergangenen Winter zum Teil gerodet und neu angelegt wurde. Hier ist die Freude des Landwirtes über die reiche Blüte der geschützten Sibirischen Schwertlilie in „seinem“ Schutzgebiet sehr groß.
Fam. Fragner aus Großmürbisch pflegt ab heuer das Taglilienschutzgebiet „Luka“. Sie werden bei der Mahd auf die attraktive Rarität besondere Rücksicht nehmen.
Die Schachblumenwiesen in Hagensdorf und Luising waren schon in den letzten Jahren in bäuerlicher Bewirtschaftung und das Schutzgebiet Tolnji Trink in Güttenbach wird vom Betrieb Ulber aus Rechnitz gemäht.
Die neu kultivierten Flächen im natura2000-Schutzgebiet Auwiesen Zickenbachtal werden in Zukunft zum Teil von den Moorochsen beweidet und zum Teil von Herrn Ebenbichler aus Burg­auberg bewirtschaftet.
DI Brigitte Gerger: „Die Entwicklung der Flächen wird nun laufend dokumentiert und zum Teil durch ein Monitoring begleitet. Wenn notwendig, werden die Maßnahmen adaptiert, um eine optimale Entwicklung der Flächen und Schutzgüter zu erreichen.“

Südbgld.-Schutzgebiete
• Natura2000-Gebiet „Lafnitztal“,
• Natura2000-Gebiet „Südburgenländisches Hügel und Terrassenland“,
• Natura2000-Gebiet „Auwiesen Zickenbachtal“,
• NS-Gebiete „Schachblumenwiesen“ Hagensdorf und Luising,
• NS-Gebiet „Friedhofswiesen“ in Jabing,
• NS-Gebiet „Luka“ in Großmürbisch,
• NS-Gebiet „Bachaue Lug“ in Neuberg,
• NS-Gebiet „Dolnji Trink“ in Güttenbach.
Definition „Natura2000“:
• Natura2000 ist die offizielle Bezeichnung für ein Netz besonderer Schutzgebiete, das innerhalb der Europäischen Union errichtet wird.
• Sein Zweck ist der länderübergreifende Schutz gefährdeter wildlebender heimischer Pflanzen- und Tierarten und ihrer natürlichen Lebensräume.
• Die Natura2000 Schutzgebiete werden durch die Mitgliedstaaten als „Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung“ (sites of Community importance, SCI) nach Maßgaben der Richtlinie 92/43/EWG (FFH-Richtlinie) nominiert.
• Die im Rahmen der Richtlinie 79/409/EWG (Vogelschutzrichtlinie) ausgewiesenen „Schutzgebiete“ (special protection areas, SPA) werden in das Schutzgebietsnetzwerk integriert.
Kontakt: brigitte.gerger@aon.at

Naturwirtschaft
Sie haben einander lange Zeit scheelen Blickes betrach­­­­­tet, die Bauern und die Natur­schützer. Jetzt ha­ben sie‘s (endlich) erkannt: Landwirtschaft und Naturschutz sind keine Gegner (mehr) sondern gut koope­rierende Partner, die sogar ge­­gen­seitigen Nutzen ziehen können. Im Südburgenland gibt es schon lange zahlreiche Schutz­gebiete, auf die man stets mit Stolz verwiesen hat. Geschehen ist mit ihnen aber nichts oder zu wenig, so dass sie „un­na­türlich“ verwilderten. Die im Vorjahr eingerichtete Gebietsbetreuung hat da­her - sehr zum Erstaunen auch vieler Landwirte - recht unsanft einmal für „Ordnung“ in den Schutzzonen gesorgt. Jetzt werden diese von ent­sprechend geschulten Land­wirten sehr sanft, aber nachhaltig gepflegt. So soll es sein: seit Sesshaftwerdung der Menschheit waren Natur- und Landschaftspflege untrenn­bar mit der Land­wirtschaft verbunden.

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